2018 erstmals wieder günstigere Mietpreise

Hier wohnt es sich im Kanton Zug nun günstiger

Die Kisten türmen sich: Trudi und Josef Baumgartner müssen ihre Wohnung im Hochhaus bald verlassen.

Die Wohnungsmieten im Kanton Zug kannten lange Zeit nur eine Richtung: nach oben. Nun aber wurde der Trend gebrochen. Dies zeigt eine Erhebung, die Comparis exklusiv für zentralplus vorgenommen hat. Gegen fünf Prozent wurde das Wohnen dieses Jahr bereits billiger – allerdings nicht in allen Gemeinden.

Von einem Marktversagen und einem prekären Wohnungsmarkt sprach noch vor einem Jahr das Zuger Komitee für bezahlbaren Wohnraum, für die Vertreibung des Zuger Mittelstandes verwenden breite Kreise den Begriff der «Entzugerung». Der Grund für die rasant gestiegenen Wohnungspreise: Seit der Jahrtausendwende ist die Bevölkerung von 100’052 auf zuletzt 125’401 Einwohner gewachsen.

Im Durchschnitt 126 Franken günstiger

Und nun also soll sich der Trend umkehren, die Wohnungen nach Jahren steigender Preise endlich einmal günstiger werden? Dies zumindest zeigen Zahlen, die der Vergleichsdienst Comparis für zentralplus ausgewertet hat. Basis für 2018 bilden 2’135 Inserate, die von Januar bis Juli auf den grössten Schweizer Immobilienplattformen erschienen sind. Betrug der Medianpreis – also der mittlere Wert – für eine Wohnung im Kanton Zug im Jahr 2017 noch 2’326 Franken, so sind es aktuell noch 2’200 Franken. Dabei handelt es sich um den Bruttomietzins inklusive Neben- und Heizkosten.

 

Dabei fällt auf: Sämtliche Wohnungsgrössen wurden im Jahresvergleich günstiger. Der Preisrückgang beträgt rund fünf Prozent – bei einem Markt von gegen 40’000 Mietwohnungen macht dies für Mieter und Vermieter pro Jahr geschätzte 50 Millionen Franken aus.

Preise sollen weiter sinken

Für Immobilienexpertin Nina Spielhofer von Comparis besteht zwar ein genereller Trend zu sinkenden Mieten. Grund ist aber nicht der gesunkene Referenzzinssatz. «Trotz der schweizweit steigenden Leerstandsquote von Mietwohnungen wird immer weiter gebaut, was zu wachsendem Druck auf die Mieten führt.» Dies gelte aber nicht für Städte mit tiefen Leerständen wie Genf, Basel und Zürich – und den Kanton Zug.

Dennoch rechnet Spielhofer dieses Jahr mit weiter sinkenden Preisen – vor allem für grössere Wohnungen in einzelnen Gemeinden wie der Stadt Zug. Als Grund vermutet sie, dass die teuren Zuger Wohnungen in Konkurrenz zu Eigentumswohnungen stehen könnten und Zuger bei zu grösseren Unterschieden in Nachbarkantone ausweichen könnten.

Peter Bucher von der Zuger Kantonalbank hat noch eine andere Vermutung: «Die Investoren bieten in jüngster Vergangenheit auch bewusst günstigere Wohnungen an, indem die Standards der Wohnungen reduziert werden.» Beispiele seien etwa verringerte Wohnfläche, Abstriche bei den Nasszellen und Küchen.

 

 

Den aktuellen Preisrückgang erklärt sich die Bank mit dem generell hohen Niveau. «Nachdem die Angebotsmieten im Kanton Zug von 2008 bis 2015 um total rund 30 Prozent gestiegen sind, überrascht die leichte Abschwächung in den letzten zwölf Monaten nicht», sagt der Leiter Immobilieninvestoren bei der Zuger Kantonalbank.

Unterschiede bei den Gemeinden

Bei den Gemeinden fällt ein Ort aus dem Raster: Risch. Die Gemeinde mit den lange Zeit tiefsten Wohnungspreisen im Kanton wurde über die letzten Jahre kontinuierlich teurer. Mit 2’203 Franken kostet die Durchschnittswohnung hier so viel wie noch nie. Peter Bucher erklärt sich die hohe Nachfrage «mit der verkehrstechnisch optimalen Anbindung sowie der laufenden, erfolgreichen Ansiedlung von attraktiven Arbeitsplätzen mit hoher Wertschöpfung». Sprich: Der Wandel vom Bauerndorf zur Boomtown hat auf dem Wohnungsmarkt Folgen.

Am günstigsten hingegen lebt es sich in Menzingen. Hier waren die Preise bei allen ausgeschriebenen Wohnungen deutlich tiefer als noch letztes Jahr, in der Regel um rund 100 Franken. Wohnungen mit 4,5 bis 5,5 Zimmern kosten durchschnittlich noch 2’270 Franken. Aber auch in der Stadt Zug wurden die ausgeschriebenen Wohnungen rund 100 Franken günstiger und liegen wieder auf dem Niveau des Jahres 2013. Über den gesamten Kanton betrachtet sind die Mieten seit 2013 gar um drei Prozent zurückgegangen.

Kleine Wohnungen werden künftig wohl teurer

Doch was bringt die Zukunft? Mit einer Leerstandsquote von 0,43 Prozent (Schweiz: 1,45 Prozent) bleiben Wohnungen im Kanton Zug weiterhin ein überaus begehrtes Gut. Dennoch glaubt Nina Spielhofer von Comparis, dass die Mieten 2018 für grössere Wohnungen in einzelnen Gemeinden im Ganzjahresvergleich nochmals sinken könnten. Die Preise für 1- bis 3-Zimmer-Wohnungen dürften jedoch weiterhin eine steigende Tendenz an den Tag legen.

Dem schliesst sich Peter Bucher von der Zuger Kantonalbank an. «Kleinere und mittelgrosse Wohnungen bis 2’500 Franken werden unverändert sehr stark nachgefragt. Die Mieten in diesem Wohnungssegment werden stabil bleiben», so Bucher.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Priska Knecht
    Priska Knecht, 13.08.2018, 07:43 Uhr

    Ich bin doch immer wieder sehr erstaunt, woher die Medien, die Politik etc. diese Zahlen haben. Einen Bruttomietzins für eine 3.5 – 4 Zimmer-Wohnung in Zug für 2’490.00 Franken. Wo bitte findet man das noch? Eventuell wenn man das Glück hat in einer Wohnbaugenossenschaft Mitglied zu sein. Aber auch da muss man mit jahrelangen Wartezeiten rechnen und neue Mitglieder werden teilweise gar nicht mehr angenommen. Und falls eine einigermassen zahlbare Wohnung frei wird, geht diese meistens unter der Hand weg oder es werden hohe Belohnungen angeboten, falls man die Wohnung erhält. Schade, dass leider immer noch alt eingesessene Familien den Kanton Zug aufgrund dessen verlassen müssen.

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