Umbau des Siemens-Konzerns hat Auswirkungen in Zug

Zug wird zum weltweiten Hauptsitz für «smarte Infrastruktur»

Der historische Siemens-Standort in Zug macht Karriere: Er wird neu Zentrum für «Smart Infrastructure» und damit führender Teil des Weltkonzerns.

(Bild: zvg)

Der Elektrokonzern Siemens stellt sich grundlegend neu auf. Das Unternehmen will Sparten zusammenlegen und sich künftig auf drei operative Bereiche mit Schwerpunkt auf die Digitalisierung konzentrieren. Das hat Konsequenzen für Zug. Bedeutende.

Mit der neuen Strategie der Spartenzusammenlegung von Siemens-Chef Joe Kaeser soll mittelfristig das Wachstum beim deutschen Weltkonzern angekurbelt und die Profitabilität weiter gesteigert werden. Mit dieser neuen Strategie will Kaeser den Umbau vorantreiben, den er 2014 angestossen hatte.

«Die Geschwindigkeit und Mächtigkeit der globalen Veränderungen nehmen zu und wir haben die Pflicht, diese zu antizipieren», sagte Kaeser jüngst in München. «Nicht die grössten Unternehmen werden überleben, sondern die anpassungsfähigsten.»

Konzernzentrale soll sich auf Kernaufgaben beschränken

Konkret heisst das: Die Konzernzentrale in München soll künftig schlanker und stattdessen die drei Sparten Gas & Power, Smart Infrastructure sowie Digital Industries gewichtiger werden. Die Zentrale hat sich auf Kernaufgaben wie Finanzen, Recht, Personalwesen und Kommunikation zu beschränken. Ob es zu einem Stellenabbau kommen wird, liess Kaeser offen. Ebenso schwieg er über die Kosten des Umbaus sowie mögliche Synergiepotenziale.

So sieht der neue Siemens-Campus in Zug zwischen Nordstrasse, Feldstrasse und Theilerstrasse im Modell aus.

So sieht der neue Siemens-Campus in Zug zwischen Nordstrasse, Feldstrasse und Theilerstrasse im Modell aus.

(Bild: zvg)

Im Detail heisst das: Die bisherigen Bereiche Gebäudetechnik, Energiemanagement, das Kraftwerksgeschäft, grosse Teile des Bereichs Prozessindustrie und Antriebe sowie die Digitale Fabrik gehen in diesen drei neuen Sparten Gas & Power, Smart Infrastructure sowie Digital Industries auf, wie Siemens mitteilt. Zwei der drei Sparten werden dabei ihren Sitz im Ausland haben. Nur das Geschäft mit der Digitalisierung bleibt in Deutschland und wird in Nürnberg seinen Sitz haben.

«Durch die Umstrukturierung wird der Standort Zug aber auf jeden Fall gestärkt.»

Fabienne Schumacher, Pressestelle Siemens Schweiz

Was bedeutet diese Umstrukturierung für Zug? Hier ist seit Jahrzehnten die Siemens Building Technologies (Gebäudetechnik) an der Gubelstrasse angesiedelt. Und im Herbst bezieht Siemens offiziell im Rahmen einer 250-Millionen-Investition eine neue Produktionshalle und zwei weitere Gebäude im Herti-Quartier. Die ersten Mitarbeiter zügeln in diesen Wochen schon ihre Büros auf den neuen Siemens-Campus (zentralplus berichtete).

«Momentan ist es noch zu früh, um dazu konkrete Aussagen treffen zu können», sagt Fabienne Schumacher von der Siemens-Schweiz-Medienstelle gegenüber zentralplus. «Was man aber sagen kann: Durch die Umstrukturierung wird der Standort Zug aber auf jeden Fall gestärkt.»

Mit der Zusammenlegung von Teilen des Energiemanagements mit der Gebäudetechnik entstehe die neue Infrastruktureinheit. Schumacher: «Aktuell sehen wir keinen Aus- beziehungsweise Aufbau, da wir uns mit der neuen Organisation nun zunächst auf den Kunden fokussieren wollen.»

Von aussen schon so gut wie fertig: links das neue Produktionsgebäude, rechts das Bürogebäude auf dem neuen Siemens-Campus.

Von aussen schon so gut wie fertig: links das neue Produktionsgebäude, rechts das Bürogebäude auf dem neuen Siemens-Campus.

(Bild: woz)

Die neue Infrastruktureinheit soll künftig auf jeden Fall von Zug aus gesteuert werden. Ihr werden weltweit 71’000 Mitarbeiter und 14 Milliarden Euro Umsatz zugeordnet. Zurzeit ist Zug der Hauptsitz für die Gebäudetechnik (Building Technologies) mit 28’000 Mitarbeitern weltweit, die einen Umsatz von rund 6,5 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2017 erwirtschaftet haben.

5’400 Personen und 20 Standorte von Siemens

Insgesamt beschäftigt Siemens in der Schweiz rund 5’400 Personen und betreibt 20 Standorte. Siemens ist hierzulande neben den Bereichen Energie- und Gebäudetechnik auch in der Industriautomatisierung und Antriebstechnik sowie in der Bahn- und Strassenverkehrstechnik tätig. Im letzten Jahr setzte Siemens 2,2 Milliarden Franken um.

Und was passiert dann eigentlich mit dem Siemens-Standort in Zürich – dem grössten in der Schweiz? Wird dieser künftig von Zug aus geführt?

«Aus heutiger Sicht wird sich aktuell nichts ändern, da in Zürich die Division innerhalb der Landesgesellschaft Schweiz ist. In Zug befindet sich das globale Headquarter», erklärt Schumacher. In Zug werde der weltweite Hauptsitz der Division Smart Infrastructure angesiedelt. In Zürich befinde sich der Hauptsitz der Landesgesellschaft aller Divisionen, so die Siemens-Mediensprecherin. «Die Landesgesellschaften sind eigenständige Einheiten innerhalb des Siemens-Konzerns.»

2015 wurden noch 150 Mitarbeiter entlassen

Auf gut Deutsch: Zug ist dann Teil des Weltkonzerns Siemens. Zürich ist eine Art schweizerisches Sekretariat von Siemens. Der Weg des Zuger Siemens-Standorts Gebäudetechnik scheint nun endgültig steil nach oben zu gehen.

Denn noch 2015 strich der Industriekonzern am Standort Zug wegen der Frankenstärke 150 Stellen – und damit fast jeden dritten Arbeitsplatz in der Produktion.

Nun wird im September der Neubau eröffnet. In das historische Siemens-Gebäude, in die ehemalige Landis&Gyr-Zentrale, zieht ja bekanntlich ab 2019 dann die Zuger Stadtverwaltung ein.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon