Dicke Luft vor den Luzerner Kinos

Kitag streicht klammheimlich den Kinomontag – Besucher sind sauer

Die Kitag hat den Kinomontag abgeschafft. Klammheimlich. Ob die Kinosäle künftig leer bleiben?

(Bild: jl)

Im Geheimen hat die Kitag in ihren Luzerner Häusern den beliebten Kinomontag gestrichen. Fortan erhalten Besucher an Montagen keinen reduzierten Eintritt mehr. Über die Abschaffung und die Gründe herrschte seitens der Kitag lange Zeit Totenstille – nun nimmt sie Stellung. Luzerner Kinobesucher sind sauer, kennen aber eine Alternative.

«Dann bleibe ich halt zu Hause und streame die Kinofilme illegal – die Kitag will das ja nicht anders», meint Karim Antar (32) mit ernster Miene. Unterstützung erhält er von seinen Kollegen Simon Vonarburg (30), Michele Ricci (31) und Sandro Boppart (31), die kopfnickend neben ihm vor dem Capitol am Bundesplatz in Luzern stehen.

«Es ist total unnötig. Es gibt ja bereits genug Tage in der Woche, an denen man reichlich bezahlt», meint Sandro Boppart. Und Michele Ricci fügt an: «Jetzt gehen wir wohl nie mehr ins Kino.»

Einst als Umsatzbringer gedacht – nun «kein Interesse» mehr

Klammheimlich hat die Kitag den Kinomontag gestrichen. Seit Jahren profitierten Kinobesucher montags von einem reduzierten Eintritt: Bis vor wenigen Wochen waren das bei einem Besuch im Capitol und Moderne noch 14 Franken. Eingeführt wurde diese Ermässigung, da der Montag nach dem Wochenende umsatzmässig ein schwacher Wochentag war, an dem nur wenige Besucher ein Lichtspielhaus aufsuchten.

Ein Gang ins Kino an einem Montag beweist nun: Der reguläre Eintritt für eine erwachsene Person ins Capitol und Moderne in Luzern kostet 17 Franken, ins Maxx beim Seetalplatz gar 19.50 Franken.

Die – für ihre bedeckte Informationspolitik bekannte – Kitag, die diese drei Kinos in Luzern betreibt, nimmt nun Stellung. Philippe Täschler, Geschäftsführer der Kitag bestätigt, dass der Kinomontag abgeschafft wurde. Die Begründung: «Eine Analyse der Besucherzahlen zeigte uns auf, dass das Interesse am Kinomontag stark abgenommen hat.» Kunden würden sich für einen Film und nicht für einen Preis entscheiden, so Täschler. Durch die Mitgliederkarte werde zudem an jedem Wochentag ein vergünstigter Eintritt geboten.

Die Kinobesucher sind über die Streichung des Kinomontags jedoch alles andere als erfreut, was ein Besuch ins Capitol beim Bundesplatz zeigt.

Junge Kinobesucher sind empört

Murielle (28) und Vali (29) treffen sich am Montagabend vor dem Capitol, um «The Avengers» zu schauen. Murielle erzählt, dass ihr Kollege bewusst vorgeschlagen hat, den Kinobesuch auf den Montag zu verlegen. Denn: «Dann ist es ja billiger.»

«Dann muss ich die Filme jetzt halt illegal im Internet streamen.»

Vali, Luzerner Kinobesucher

«Gäll, die haben jetzt wirklich den Kinomontag gestrichen? Das geht ja gar nicht!», meint Vali zu ihr. Er denkt gleich wie sein Vorredner Karim Antar: «Dann muss ich die Filme jetzt halt illegal im Internet streamen.» Vielleicht mit ein Grund, weshalb die beiden ihren Nachnamen nicht nennen wollten – auch wenn das blosse Streaming zum Eigengebrauch in der Schweiz bekanntlich erlaubt ist.

Erst im Kinosaal gemerkt, dass sie drei Stutz mehr als an einem früheren Montag bezahlt haben: Rita Lepistö und Katharina Limacher.

Erst im Kinosaal gemerkt, dass sie drei Stutz mehr als an einem früheren Montag bezahlt haben: Rita Lepistö und Katharina Limacher.

(Bild: ida)

Gespaltene Meinung bei den Älteren

Während die meisten der jüngeren Kinobesucher sichtlich erzürnt sind, scheint die ältere Generation etwas gefasster. Das liegt vielleicht auch daran, dass Katharina Limacher (54) und Rita Lepistö (62) gerade aus dem Kinosaal laufen und genug Zeit hatten, die ganze Sache zu verdauen. Doch auch die beiden begrüssen die Abschaffung keineswegs. «Ich bin wirklich überrascht», so Katharina Limacher. «Erst, als wir bereits im Kinosaal sassen, sagte ich zu meiner Kollegin, dass die uns doch übers Ohr gehauen haben.»

«Ich sagte zu meiner Kollegin, dass die uns doch übers Ohr gehauen haben.»

Katharina Limacher, Luzerner Kinobesucherin

Rita Lepistö sei schon ein Leben lang gerne und viel ins Kino gegangen. Doch sie betont: «Die kleinen Kinos wie das Bourbaki sind mir ohnehin viel sympathischer. Die grossen sind mir zu kommerziell.»

Ganz relaxt und ein wenig beduselt scheinen die Mittvierziger Sandro und Franziska. «Uns ist das egal», meint Franziska. «Die armen Leute, die das stört!»

Zwei, die sich über die Streichung des Kinomontags nicht aufregen.

Zwei, die sich über die Streichung des Kinomontags nicht aufregen.

(Bild: ida)

Bourbaki hält an Kinomontag fest

Wenig Verständnis für die Streichung des Kinomontags hat man aufseiten der «Neugass Kino AG», die auch das Bourbaki am Löwenplatz betreibt. «Ich verstehe, dass man sich in der Kinobranche nicht auf Lorbeeren ausruhen kann», sagt Res Kessler, Geschäftsführer der «Neugass Kino AG». «Aber mit dem Abschaffen des Kinomontags wird effektiv ein falsches Signal ausgesendet.» Leuten, die nicht regelmässig ein Kino besuchen und daher keine Kundenkarte besitzen, würde es eher schlecht aufstossen.

«In einer Grossstadt wie Zürich werden preispolitische Änderungen eher stillschweigend geschluckt – in Luzern ist es eher heikel.» Deswegen sei Kessler auch erstaunt über die Handlung der Kitag.

Er wisse nach wie vor nicht mehr. «Gerüchteweise haben wir davon vernommen und mittlerweile auch schon von einigen Kinobesuchern erfahren, dass die Kitag anscheinend den Kinomontag gestrichen hat.»

«Mit dem Abschaffen des Kinomontags wird effektiv ein falsches Signal ausgesendet.»

Res Kessler, Geschäftsführer der «Neugass Kino AG»

Im Bourbaki profitiert man an einem Montag nach wie vor von einem reduzierten Eintritt. «Wir werden den Kinomontag auch in Zukunft beibehalten», so Kessler. Schon im Vorfeld habe man eine entsprechende Anfrage der Kitag, den Kinomontag in Zürich gemeinsam abzuschaffen, abgelehnt.

Es sei wichtig, einen verbilligten Eintritt für Besucher, die nur sporadisch ins Kino gehen, anzubieten. «Der Montag ist umsatzmässig ein starker Tag – was auch auf den vergünstigten Eintritt zurückzuführen ist», so Kessler.

Der Geschäftsführer der «Neugass Kino AG» Res Kessler begrüsst das Verhalten der Kitag nicht.

Der Geschäftsführer der «Neugass Kino AG» Res Kessler begrüsst das Verhalten der Kitag nicht.

(Bild: Saskja Rosset)

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Valentina Paris Weiss
    Valentina Paris Weiss, 11.05.2018, 10:51 Uhr

    Natürlich, Filme online streamen lässt die Kinopreise ganz bestimmt sinken! Sehr gute Idee.

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  • Profilfoto von Steffi
    Steffi, 10.05.2018, 22:04 Uhr

    Ich gehe schon seit Jahren nicht mehr ins Kino. Das letzte mal war bei Harry Potter 7 und das auch nur weil ich eingeladen war. Ich warte heute lieber bis der Film auf BD erscheint oder Miete den Film über die Swisscombox oder Apple-TV. Dann kann ich noch Freunde einladen einer bringt Knabbereien der andere was zu trinken und alle haben viel Geld gespart.

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