Musik Niederberger setzt auf die Stadt Luzern

Er glaubt an den Musikhandel – und an die Gitarre

«Die Leute haben positiv auf den Umzug nach Luzern reagiert», sagt Geschäftsinhaber Tom Lüthi.

(Bild: jwy)

Musik Niederberger ist von Wolhusen nach Luzern gezogen – und nennt sich jetzt «Musikhaus Luzern». Und dies in einer Zeit, in der die anderen Luzerner Musikgeschäfte der Stadt den Rücken kehren. Wieso Geschäftsführer Tom Lüthi auf die Luzerner Gitarristen setzt.

Wenn’s ums Einrichten des neuen Ladens geht, packt auch der pensionierte Vater mit an. So stehen Vater Martin und Sohn Tom Lüthi zwischen diversen Kisten, aus denen sie Gitarren und Verstärker packen und im Laden platzieren. Inhaber Tom Lüthi, der das Geschäft von seinem Vater übernahm, hat in den Tagen vor der Eröffnung viel um die Ohren, das Telefon klingelt dauernd. Doch er wirkt ruhig und zufrieden, wenn er in den Laden blickt: «Es sieht gut aus, so, wie ich mir das vorgestellt habe.»

Im November wurde bekannt, dass das angestammte Familienunternehmen «Musik Niederberger» dem Standort Wolhusen nach fast 50 Jahren den Rücken kehrt und nach Luzern zieht (zentralplus berichtete). Kurz nachdem mit MusiX an der Baselstrasse gerade das letzte Fachgeschäft für Gitarren und Zubehör dichtgemacht hatte. Musik Hug ist bereits vor einigen Jahren nach Ebikon gezogen.

Neuer Ort, neuer Name

Nun ist es so weit: In den letzten Wochen hat das Team ausgemistet, Kisten gepackt und richtet sich derzeit an der neuen Adresse an der Maihofstrasse 63 ein. Im neuen Lokal mussten sie Trennwände einziehen und neue Beleuchtungen montieren. Am Samstag vor Ostern öffnet der Laden erstmals unter dem neuen Namen «Musikhaus Luzern». Denn einen Niederberger gab es im Geschäft schon nicht mehr, seit Vater Martin Lüthi das Geschäft 1987 übernommen hat.

Nun hat Tom Lüthi den Umzug für einen neuen Brand genutzt. «Jetzt freue ich mich auf die Eröffnung, auch wenn wir uns auf dem Platz Luzern wieder neu beweisen müssen.»

Gitarren sind die Kernkompetenz im Musikhaus Luzern.

«Don’t touch!» Aber keine Angst, ausprobieren ist in Lüthis Musikgeschäft erlaubt.

(Bild: jwy)

Der neue Standort in der Stadt ist kleiner als im Wolhuser Gewerbegebiet. Darum muss sich Lüthi etwas einschränken und verzichtet nun auf Schlagzeuge im Angebot. Denn erstens war die Kernkompetenz schon immer die Gitarre – und zweitens gibt es auf dem Platz Luzern bereits drei Anbieter für Drums: «Pits-Drums» in Reussbühl, das Fachgeschäft «Musikpunkt» (ehemals «Atelier Lohri») im Alpenquai – der kürzlich Musik Hug aufgekauft hat (zentralplus berichtete) – und zuletzt der Schlagzeuger Pit Furrer mit seinem Geschäft für Vintage-Drums in Kriens. «Wir kennen uns gut und ergänzen uns», sagt Lüthi. Man rückt zusammen, wenn das Geschäft härter wird, und empfiehlt sich bei spezifischen Wünschen gegenseitig.

Eröffnung in Luzern

Das Musikhaus Luzern öffnet am Samstag, 31. März, erstmals seine Türen. Offizielle Eröffnung mit Musikern: 13. und 14. April, Maihofstrasse 63, Luzern.

Die grösste Konkurrenz dürfte Musik Hug sein, das unweit in Ebikon geschäftet und auch E-Gitarren verkauft. Dazu Lüthi: «Ich habe aber das Gefühl, er spricht eine andere Kundschaft an als wir.» Etwas zugespitzt: Der Rocker geht eher ins Musikhaus, der klassisch Ausgebildete zu Musik Hug.

80 Prozent des Geschäfts mit Gitarren

Die Kompetenz im Musikhaus Luzern ist die Gitarre: «Etwa 80 Prozent unseres Sortiments drehen sich um dieses Instrument», sagt Lüthi. Zwar findet man auch klassische Gitarren im Angebot, aber das Musikhaus setzt klar auf Western- und vor allem E-Gitarren. «Hier sind wir stark», so Lüthi, und so zahlt man für ein Liebhaberstück schnell mal ein paar tausend Franken. Einsteigermodelle gibt’s ab 400 Franken, alles darunter verkauft Lüthi bewusst nicht. «Auch ein Schüler soll ein paar Jahre Freude haben an seiner Gitarre.»

«Wenn man eine Gitarre in den Händen hält und sie gefällt einem, dann will man genau diese.»

Tom Lüthi, Geschäftsinhaber

Weiter findet man im Angebot E-Pianos, Keyboards, Bässe, Verstärker, Effekte und Zubehör wie Boxen oder Mikrofone. Und: Sollten die Kundenwünsche in Luzern anders sein als am alten Standort, wird Lüthi darauf reagieren. «Da wollen wir flexibel sein», sagt er.

Beratung und Reparaturen

Inhaber Tom Lüthi ist nach Luzern gekommen, weil sich hier Musiker, Szene und Veranstalter der Region aufhalten. Und weil ohnehin ein Grossteil seiner Kunden aus der Stadt nach Wolhusen kam. Auch Studenten der Musikhochschule gehören dazu.

Wer sich für Gitarren interessiert, kennt den «Niederberger», darauf baut Lüthi: «Wir müssen jetzt einfach dranbleiben und gut kommunizieren. Aber es ist erstaunlich, wie viele Leute bereits auf unsere Ankündigung, nach Luzern zu ziehen, positiv reagiert haben.» Jetzt müsse man schauen, dass es nicht bei den Glückwünschen bleibe.

Lüthi verkauft nicht nur Instrumente, sondern bietet Beratung, Service und in der eigenen Werkstatt Reparaturen an – also einen Rundum-Service für Gitarren und Verstärker. Sei es eine beschädigte Gitarre oder ein Röhrenwechsel im Verstärker. «Ein Grossteil der Gitarristen hat Röhren-Amps und nicht digitale, da gibt es ein grosses Bedürfnis», sagt Lüthi. Darum beschäftigt er in seinem kleinen Team zwei Tage in der Woche eigens einen Werkstatt-Leiter.

Zudem kann man Gitarren und Verstärker in voller Lautstärke im Laden ausprobieren. Damit will sich Lüthi vom Online-Handel abgrenzen, der den stationären Musikgeschäften das Leben schwer macht. Denn mit den Preisen der Internethändler können die hiesigen Geschäfte niemals mithalten.

Blick in den neuen Laden an der Maihofstrasse, wo fast alles bereit ist.

Blick in den neuen Laden an der Maihofstrasse, wo fast alles bereit ist.

(Bild: jwy)

Jede Gitarre ein Unikat

Hat Lüthi keine Angst, dass Leute bei ihm Instrumente testen und danach günstiger online einkaufen? Er bleibt gelassen. «Das ist natürlich ein Thema und wir müssen das beobachten. Wenn wir viel reden, aber nichts verkaufen, wäre das ein Anzeichen», sagt Lüthi trocken.

Und Instrumente sind nicht vergleichbar mit Kleidern: «Wenn man eine Gitarre in den Händen hält und sie gefällt einem, dann will man genau diese.» Denn im Gegensatz zu einem Elektrogerät klingt jede Gitarre leicht anders, das Holz ist anders verarbeitet und dementsprechend anders der Klang – für Profis entscheidend. «Das ist ein Vorteil in unserem Business: Musiker schätzen unsere Beratung und sind bereit, ein paar Franken mehr zu bezahlen», so Lüthi.

Tom Lüthi vor seinem neuen Musikhaus Luzern, ehemals Musik Niederberger.

Tom Lüthi vor seinem neuen Musikhaus Luzern, ehemals Musik Niederberger.

(Bild: jwy)

Er agiert im Musikhaus mit einem kleinen Viererteam, alle ausser ihm arbeiten Teilzeit. Bei aller Vorfreude auf das neue Kapitel sagt er: «Es macht Spass, aber es ist wirklich ein harter Job. Ich will nicht jammern, aber wir leisten einiges, um zu bestehen.»

Viel las man von der Krise der E-Gitarre, der amerikanische Hersteller Gibson ist finanziell am Schlittern. Hat das Instrument eine Zukunft? «Ja», sagt Lüthi sofort. Zwar sieht auch er eine Übersättigung, es gibt viele Occasionen auf dem Markt (auch er handelt damit). Aber trotzdem glaubt er an die Zukunft, auch von Gibson: «Es wird immer Gitarre gespielt, die werden nicht verschwinden.»

Gitarren- und Bassauswahl im neuen Musikhaus Luzern.

Gitarren- und Bassauswahl im neuen Musikhaus Luzern.

(Bild: jwy)

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