Keine Euphorie bei Migros-Chef wegen der Mall

Migros Luzern setzt wieder auf kleine Dorfläden

Sieht die Migros Luzern trotz härter werdendem Marktumfeld auf Kurs: CEO Felix Meyer an der Medienkonferenz vom Mittwoch.

 

(Bild: bic)

Der orange Riese will wieder näher zu den Leuten in den Dörfern. Und damit weg von Mega-Einkaufspalästen wie der Mall of Switzerland. Denn diese sieht der Chef der Migros Luzern, Felix Meyer, durchaus kritisch.

Der grösste Arbeitgeber der Zentralschweiz blickt auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurück. Der Umsatz betrug im letzten Jahr 1,43 Milliarden Franken, während der Gewinn mit 47 Millionen leicht zurückging.

Doch der Wandel der Zeit geht auch bei der Migros-Genossenschaft Luzern, der grössten in der Schweiz, nicht spurlos vorbei. Der Onlinehandel und die wachsende Konkurrenz durch Discounter aus dem Ausland drücken auf die Margen des Grossverteilers. Um im zunehmend raueren Wettbewerb den Anschluss nicht zu verlieren, sucht die Migros Luzern die Flucht nach vorne.

Verdichtung des Filialnetzes

«Unsere langfristige Strategie ist eine sogenannte intelligente Verdichtung», erklärt Felix Meyer, Chef der Migros Luzern. Das bedeutet, dass der Grossverteiler verstärkt auf Masse statt auf Grösse setzen wird.

«Die grossen Zentren in der Innerschweiz sind gebaut. Der für lange Zeit wohl letzte Schritt war die Eröffnung der Mall of Switzerland», so Meyer. Im aktuellen Marktumfeld müsse man viel mehr daran denken, näher an die Kunden heranzugehen. Dies will die Migros Luzern mit neuen, vergleichsweise kleinen Filialen in den Dorfkernen erreichen.

Ein aktuelles Beispiel dafür: Die jüngste Migros-Filiale der Zentralschweiz eröffnete diesen Mittwoch in Steinhausen, also in unmittelbarer Nähe zum «Zugerland», dem grössten und meistfrequentierten Einkaufszentrum der Migros in der Innerschweiz also.

Macht dies Sinn? «Wir haben den Eindruck, dass die Leute die Nähe und den raschen Zugang zu einer Filiale gleich in der Nähe wieder vermehrt schätzen.» Das Bedürfnis nach frischen Produkten, die man am besten täglich einkaufen kann, habe stark zugenommen, begründet Meyer die Strategie.

«Die Mall hat auf jeden Fall einen ganz schweren Stand.»

Felix Meyer, CEO Migros-Genossenschaft Luzern

Die Kunden kauften heute bei einem Besuch weniger ein als noch vor ein paar Jahren, dafür würden viele öfters kommen. Gerne noch schnell am Abend nach dem Arbeiten, wenn man nicht mehr in ein Einkaufscenter gehen möchte.

Immer mehr Kunden würden sich heute zudem Angebote wünschen, bei denen man am Morgen online bestellen und die Ware am Abend frisch in einer Filiale abholen kann. «Diesem Trend müssen wir uns stellen», so Meyer.

Strategie bislang erfolgreich

Im selben Zug wurden in der jüngsten Vergangenheit auch zahlreiche bestehende Filialen umgebaut. «Wir müssen dahingehend investieren, dass wir die Produkte besser und frischer präsentieren können», sagt Meyer. 36 Millionen wurden im letzten Jahr dafür eingesetzt. Im nächsten Jahr wird die Migros Luzern rund 70 Millionen Franken in Umbauten stecken.

«Wir sind überzeugt, dass die Strategie aufgeht», zeigt sich Meyer zuversichtlich. Der jüngste Erfolg sei die Migrosfiliale am Schlossberg in Luzern, die im vergangenen Jahr eröffnet wurde und sehr gut frequentiert ist (zentralplus berichtete).

«Hier hat unsere Einschätzung gestimmt, dass das Bedürfnis einer Migros im Quartier tatsächlich vorhanden ist», sagt Meyer. Folglich ist die Migros Luzern auch in den nächsten Jahren bemüht, neue Filialen überall in der Innerschweiz zu eröffnen.

Neue Migros-Kinder?

Mittelfristig hat die Migros Luzern jedoch noch ein weiteres Ass im Ärmel. «Im Bereich Freizeit und Sport konnten wir im letzten Jahr einige Erfolge erzielen», zeigt sich Meyer erfreut. Die Migros kann zum Beispiel den Golfplatz in Oberkirch bei Sursee nach langem Warten und demokratischen Hürden von sechs auf neun Löcher ausbauen. Der Kanton hat letzten Monat die Baubewilligung erteilt. Baustart ist im April.

Die Golfanlagen scheinen für die Migros Luzern in naher Zukunft besonders wichtig zu sein. Hier ist man versucht, neue Kundensegmente zu gewinnen. So wird man auf den Golfanlagen spezielle Angebote für Familien schaffen.

«Das Ziel heisst Maxigolf statt Minigolf», erläutert Meyer. Familien können hier einen Parcours innerhalb von etwas mehr als einer Stunde durchspielen. Mit einer speziellen Tracking-App kann man seine Leistung gleich auf dem Smartphohe nachvollziehen. Die Migros Luzern scheint also die heranwachsende Generation bereits fest in ihre Strategie miteinzubeziehen. Wohl die nächste Generation von «Migros-Kindern».

Die Migros muss mitunter deshalb auf diese Sparte setzen, da sie auch rückläufige Umsätze im Bereich der Migros Klubschule verzeichnen musste. «Die abnehmende Migration dämpfte die Nachfrage nach Deutschkursen.» Und Kochkurse gebe es heute genügend auf Youtube gratis zu besuchen, sagt Felix Meyer. Eine Expansion in diesem Bereich scheint also eher schwierig.

Bisher in der Mall zufrieden

Bleibt zum Abschluss noch eine Frage: Wie läuft’s eigentlich in der Mall? «Wir sind mit den ersten Monaten sehr zufrieden», sagt Felix Meyer. Man müsse aber auch ganz ehrlich sein. Die Mall sei vor 15 Jahren geplant worden, als die Welt für Grossflächen eine ganz andere gewesen sei. «Die Mall wurde nun zu einem Zeitpunkt eröffnet, in dem niemand auf sie gewartet hat», sagt er mit Nachdruck.

Er könne nicht sagen, wie die Situation der Einkaufszentren in 15 Jahren aussehen werde. Es könnte aber gut sein, dass es eine Bereinigung geben wird. Doch bei einem Punkt ist sich Meyer sicher: «Die Mall hat auf jeden Fall einen ganz schweren Stand», sagt er. Da die Mall aber ein Marketingbudget zur Verfügung habe, dessen Umfang alle anderen Center weit überragen würden, sehe er trotzdem eine Zukunft für sie.

Die Eröffnung und somit der Umzug des MParcs Ebikon in die Mall fielen genau ins Weihnachtsgeschäft. Daher sei der erfolgreiche Start nicht überraschend, so Meyer. «Die Realität zeigt sich in den Zwischensaisons. Die Umsätze sind zwar nicht exorbitant, liegen aber im Bereich der Erwartungen.» Die Wahrheit werde sich in einem Jahr offenbaren, sagt er. Wie glücklich die Migros als Hauptmieterin in der Mall mittelfristig sein wird, muss sich weisen.

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