Wo Riesen in Zug «zu Hause» sind

Hinter diesem Briefkasten verstecken sich Crypto-Millionen

Die Consensys hat ihren Sitz an der Gubelstrasse 11 – zusammen mit vielen weiteren Firmen.

(Bild: zVg)

Briefkastenfirmen sind in Zug an sich nichts Neues. Seit sich die Kolinstadt allerdings zum «Crypto Valley» aufgeschwungen hat, siedeln sich auch viele Firmen aus dem Crypto-Bereich an. Hinter einem Postverteilerkasten verstecken sich die ganz Grossen – wobei dieser für viele das teuerste Mobiliar an der Zuger Adresse ist.

Die eigentliche Crypto-WG befindet sich an der Dammstrasse in Zug. Kreative aus der weltweiten FinTech-Branche, die sich hier niederlassen, sollen auf die Initiative der Lakeside Partners im Co-Working-Space einen Platz finden (zentralplus berichtete). «Crypto Valley Labs» nennt sich das Projekt.

Aber auch eine andere Adresse scheint wichtig zu sein: nämlich die Gubelstrasse 11. Wirft man einen Blick auf den Briefkasten der Sielva Management SA, könnte man vermuten, dass hier die ganz Grossen der Crypto-Branche ein gemeinsames Domizil gefunden haben – aber nicht nur.

«Ada» kommt aus Zug

Wir ersparen es Ihnen, die einzelnen Adresseinträge zu zählen: 61 sind es an der Zahl. Doch wer genau hinsieht, entdeckt im Sammelsurium der Unternehmen auch ganz dicke Fische. So ist hier zum Beispiel die Cardano Stiftung domiziliert. Kein Begriff? Cardano steht hinter der Crypto-Währung «Ada».

Bis vor Kurzem rangierte diese noch unter den Top fünf, momentan reicht es nur noch für Platz sechs. Ein Blick auf die Kursentwicklung zeigt, dass es vor allem in den letzten Wochen nicht gut ausgesehen hat. Doch so volatil wie die Entwicklungen sind, kann dies bald wieder anders aussehen. Das Domizil – pardon, der Briefkasteneintrag – dürfte nicht gefährdet sein. Der stattliche Marktwert aller Coins momentan: rund 4,8 Milliarden US-Dollar.

Nach dem Hoch im Januar ging es für die Cryptowärung «Ada» bergab – besonders in den letzten Wochen.

Nach dem Hoch im Januar ging es für die Crypto-Währung «Ada» bergab – besonders in den letzten Wochen.

(Bild: Screenshot Coinmarketcap)

 

Zwei Stiftungen mit ICOs von fast 400 Millionen

Vergangene Woche begrüsste die Stadt Zug traditionell ihre Neuunternehmer (zentralplus berichtete). Auch an dieser Konferenz waren die neuen Crypto-Firmen ein Thema. Sprecher Mathias Ruch zeigte beispielsweise auf, dass vier der zehn grössten ICOs 2017 von Firmen aus der Schweiz erhalten wurden. Drei davon haben einen Sitz in Zug.

Da wäre das Unternehmen «Status», welches an der Baarerstrasse residiert und ein Interface für Ethereum kreieren will. 95 Millionen Franken betrug das Offering umgerechnet. Rang fünf belegt «Bancor» mit 157 Millionen Franken, Platz zwei ging an «Tezos» mit 238 Millionen Franken für die Entwicklung einer Blockchain-Technik, die zuverlässiger sein soll als Bitcoin und Ethereum. Bancor wie Tezos sind in Zug mit Stiftungen vertreten. Wo? Genau. An der Gubelstrasse 11. Wieso diese Unternehmensform oft gewählt wird, erklärte ein Experte Anfang Jahr in unserem Interview.

Gute Gesellschaft

Zu den vielen Unternehmen mit Residenz an der Gubelstrasse gehört auch die «Consensys». Diese nimmt eine wichtige Funktion ein, war sie doch an der Entwicklung der digitalen Identität beteiligt, welche die Stadt Zug lanciert hat. Obwohl man dort mit der Zusammenarbeit vollstens zufrieden war, wurden kritische Stimmen laut.

Gubelstrasse 11 in Zug: Sitz von Tezos und BProtocol und vielen andern Domizilgesellschaften.

Gubelstrasse 11 in Zug: Sitz von Tezos und BProtocol und vielen andern Domizilgesellschaften.

(Bild: mam)

Die Alternative – die Grünen Zug (ALG) waren unter anderem nicht mit der Tatsache einverstanden, dass kommuniziert wurde, ein «Zuger» Unternehmen sei an der Entwicklung beteiligt gewesen. Mehr als eine Briefkastenfirma sei das Unternehmen hier nicht, von der Consensys als Zuger Firma zu sprechen sei Augenwischerei, betonte Sekretär Marco Knobel (zentralplus berichtete). Indes arbeitet die Consensys aber auch in einem Forschungsverbund mit, welcher die EU in Sachen Crypto-Technologie berät.

ShapeShift für Geldwäsche missbraucht

Negatives Licht fiel allerdings schon mal auf die ebenfalls an der Gubelstrasse domizilierte Firma ShapeShift. Nämlich als letzten Sommer bekannt wurde, dass Erpressungszahlungen aus dem «WannaCry»-Hackerangriff auch über deren Handelsplattform gewaschen wurde.

Die Hacker hätten «die Nutzungsbedingungen missachtet und einen Teil der erbeuteten Bitcoins via Shapeshift gewaschen», sagte eine Sprecherin des Zuger Unternehmens damals gegenüber der «Handelszeitung». Alle Bitcoin-Konten, die mit der Hackergruppe assoziiert werden, seien gesperrt worden, betonte die Firma. Über 300’000 Rechner waren bei dem «WannaCry»-Angriff mit dem Virus infiziert worden.

Profit noch klein

Viel Kapital versteckt sich also hier: ökonomisches wie innovatives. Richtig präsent sind diese Unternehmen (noch) nicht. Mit Presseanfragen landet man in den meisten Fällen sofort bei Kommunikationsbüros im Ausland oder eine Antwort bleibt gänzlich aus. Vielleicht ändert sich dies in Zukunft. So soll zumindest der neue Präsident der Tezos-Stiftung bald mit seiner Familie nach Zug ziehen (zentralplus berichtete).

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