Das letzte Haus des Resorts öffnet seine Pforten

Bürgenstock-Architekt: «Man muss die Seele des Ortes verstehen»

Matteo Thun, der Architekt vom «Waldhotel» im Restaurant Verbena.

(Bild: ida)

Sein Name steht für Nachhaltigkeit und Reduktion auf das Wesentliche: Stararchitekt Matteo Thun, der das «Waldhotel» auf dem Bürgenstock entworfen hat. Was Architektur für ihn bedeutet und weshalb Natur für das Medizinhotel des Resorts essentiell ist, erklärte Thun an der Eröffnung.

«Vor zehn Jahren habe ich das Vertrauen von den Verantwortlichen geschenkt bekommen – von dem ich nicht weiss, ob ich es erfüllen kann.» – Mit diesen Worten leitet Matteo Thun seine Rede an der Medienkonferenz ein zur Eröffnung des «Waldhotels» am Donnerstag. Kristallisieren sich beim 65-jährigen Architekten etwa bereits erste Zweifel heraus? Nein, entgegnet er: «Ich bin überzeugt, dass das Waldhotel führend wird.» 

Medizin trifft auf Architektur

Mit der Eröffnung des «Waldhotels» ist kurz vor Weihnachten das letzte Stück des Bürgenstock Resorts zum Leben erweckt worden. Zehn Jahre lang hat die Planung und Durchführung des Waldhotels gedauert. Das Fünf-Sterne-Hotel beherbergt insgesamt 160 Zimmer. Zahlreiche medizinische Dienstleistungen – von Arztuntersuchungen über Physiotherapie und Zahnmedizin bis hin zu Rehabilitation – finden darin Platz (zentralplus berichtete).

Mehr als eine halbe Milliarde Franken, um die 550 Millionen Franken, hat das Bürgenstock Resort verschluckt. Wie viel Geld das «Waldhotel» allein gekostet hat, darüber gibt man keine Auskunft, sagt Managing Direktor Bruno H. Schöpfer.

Holz dominiert die Fassade des Waldhotels.

Holz dominiert die Fassade des Waldhotels.

(Bild: zvg)

Das Waldhotel fällt besonders durch seine Fassade auf. Steingitter und Holzpergolen umrahmen das Gebäude. Es ist das weltweit grösste Bausystem mit Steinkörben.

«Es ist bei jeder Architektur wichtig, dass man die Seele des Ortes versteht und den Inhalt richtig interpretiert.»

Matteo Thun, Architekt

Beim Bau und der Planung des Waldhotels hat Architekt Matteo Thun Naturakzente miteinbezogen. Darüber hinaus seien nachhaltige und natürliche Materialien wie Holz und Stein aus der nahen Umgebung verwendet worden, sagt der Architekt.

Holz – mit den Jahren kommt die Schönheit

Was fasziniert Matteo Thun so sehr an der Arbeit mit Holz? «Holz bildet eine Patina und wird im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte immer schöner.» Insbesondere der Bereich aus Lerchenholz werde mit der Reife formvollendeter. Beton weise dagegen nur eine Halbzeit der Nachhaltigkeit auf und führe sehr oft dazu, dass ein Gebäude abgebrochen werden müsse. «Das Waldhotel soll in Würde altern», so Thun. 

«Architektur ist das richtige Verständnis zum Ort, zur Kultur und zu den Materialien.»

Matteo Thun

Im «Waldhotel» werden dereinst Leute ein- und ausgehen, die sich heilen lassen oder kuren möchten. Kann Architektur helfen, zu genesen? «Sehr wohl», ist Thun überzeugt. «Wobei nicht die Architektur selbst eine heilende Wirkung hat, sondern die Nutzung der Natur in Verbindung mit der Architektur.»

Im Waldhotel wolle man bei den Gästen ein Gefühl der Frische aufbauen, das vom Check-in bis über alle elf Geschosse erlebbar sei. Erfrischend ist auf alle Fälle die Aussicht in die Berge. «Jeder Gast hat ein perfektes Bild vor Augen. Er braucht nichts aufzuhängen, sondern schaut direkt aus dem Fenster», schwärmt Thun.

Tassen und Uhren designt

Viele sind wohl schon einmal mit einem von Matteo Thun entworfenen Objekt in Berührung gekommen. So hat der 65-Jährige, der in Mailand lebt, unter anderem Uhren von «Swatch» und Espresso-Tassen von «Illy» designt.

«Das Gebäude soll nicht Aufschluss darüber geben, wer der Architekt ist.»

Matteo Thun

Als Architekt hat er viele Privat- wie auch Luxusbauten entworfen, darunter auch das «Vigilius», ein luxuriöses Bergresort im Südtirol. Dieses hat es Bruno H. Schöpfer besonders angetan. Aus diesem Grund heuerte er den Stararchitekten für die Planung des «Waldhotels» an – deshalb weisen die beiden Bauten so viele Parallelen auf, so Schöpfer.

Architektur als Seele des Ortes

«Architektur ist mein Leben», sagt Matteo Thun im Restaurant «seines» Waldhotels auf dem Bürgenstock. Doch was bedeutet Architektur für ihn? «Architektur ist seit jeher das richtige Verständnis zum Ort, zur Kultur und zu den Materialien.» Entsprechend will er einen Kontrast zum Ort meiden. Im konkreten Fall heisst das Folgendes: Der Bürgenstock sei ein Kraftort, ist Thun überzeugt. Und das schlägt sich in seinen Plänen nieder. «Es ist wichtig, dass man die Seele des Ortes versteht und den Inhalt richtig interpretiert.» Er wirkt gelassen und durchdacht.

Matteo Thun, Stardesigner und -architekt, geniesst den Ausblick aus dem Restaurant Verbena im Bürgenstock Resort.

Matteo Thun, Stardesigner und -architekt, geniesst den Ausblick aus dem Restaurant Verbena im Bürgenstock Resort.

(Bild: ida)

Matteo Thuns Baustil ist eigen. Er zählt zu den Vorreitern der ästhetischen, ökonomischen Nachhaltigkeit. Obwohl er auf dem Bürgenstock ein Luxushotel entworfen hat, liebt er die Einfachheit und sagt, er wolle sich auf das Wesentliche reduzieren.

Was Luxus sei, darüber müsse sich jeder sein eigenes Bild machen, so Thun, der mit vollem Namen Matthäus Antonius Maria Graf von Thun und Hohenstein heisst. «Das Gebäude soll nicht Aufschluss darüber geben, wer der Architekt ist», gibt sich Matteo Thun bescheiden. «Es soll zeitlos glücklich machen.»

Mehr Eindrücke des Waldhotels finden Sie in der Bildergalerie:

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