Swissholdings-Präsidium in Luzerner Händen

Der Luzerner, der für die Grosskonzerne in den Ring steigt

Karl Hofstetter im Holdingsitz von Schindler in Hergiswil.

(Bild: giw)

Obwohl in der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt, ist der Luzerner Karl Hofstetter ein einflussreicher Wirtschaftsakteur. Als Präsident von Swissholdings vertritt er die Interessen der Schweizer Grosskonzerne in Politik und Gesellschaft. Wer die Unternehmen stärker in die Pflicht nehmen will, muss an ihm vorbei.

Karl Hofstetter ist dann zur Stelle, wenn in Bundesbern neue Spielregeln für Unternehmen geschrieben werden. Der Luzerner ist seit Juli zum zweiten Mal Präsident des einflussreichen Wirtschaftsverbandes Swissholdings und des Schindler-Verwaltungsrats. Gerade brennt es wieder, mit der Unternehmensverantwortungsinitiative wollen NGO international operierende Firmen mit Sitz in der Schweiz stärker an die Kandare nehmen. Und der zweite Anlauf für die Unternehmenssteuerreform III steht ebenfalls vor der Tür.

Als Swissholdings-Präsident vertritt Hofstetter die Interessen der grossen in der Schweiz ansässigen Industrie- und Dienstleistungskonzerne. Zu den rund 60 Mitgliedern gehören bekannte Namen wie Schindler, Nestlé, ABB oder Roche. Hofstetter steht in seiner Funktion in engem Kontakt mit der Politik – er reist regelmässig nach Bern, um Parlamentarier oder Bundesräte zu treffen, Ende Oktober beispielsweise Finanzminister Ueli Maurer, um über die Neuauflage der USR III zu sprechen.

Knochenjob Unternehmer

Doch wie viel kann Hofstetter bewirken? «Man hat Einfluss, oder wir hoffen das zumindest. Aber wir sind natürlich nur eine Stimme im Berner Konzert.» Am Schluss entscheiden die Argumente, die Art und Weise, wie man die Position gegenüber der Politik vermittelt. «Wir müssen permanent argumentieren. Es ist ein stetiges Bohren von harten Brettern. Wir gewinnen nur mit den richtigen Argumenten.» Als Strippenzieher versteht sich der viel beschäftigte Wirtschaftsmann nicht: «Das ist Fiktion und hat nichts mit der Realität zu tun.» Im Gegenteil: Unternehmer zu sein, das sei ein Knochenjob, sagt Hofstetter.

Der 61-Jährige arbeitet in Hergiswil, dem Sitz der Schindler Holding. Ein dezenter Glasbau im Zentrum der Nidwaldner Seegemeinde. Als langjähriger Hausjurist des Luzerner Liftherstellers mit über 60’000 Mitarbeitern und 9,7 Milliarden Jahresumsatz nimmt Hofstetter eine Schlüsselrolle im Industriekonzern ein.

Die Zahlen könnten auf dem Papier noch besser sein – wäre da nicht die Frankenstärke. Die beschäftigt die Schweizer Industrie und damit Swissholdings stark, das zeigt sich unter anderem auch am Beispiel Schindler. «Wir haben zwei bis drei Milliarden Umsatz verloren über die letzten 20 Jahre aufgrund der Frankenaufwertung.

Hofstetter warnt vor Unternehmensverantwortungsinitiative

Der Entscheid des geschassten Nationalbankpräsidenten Philippe Hildebrand, den Franken an den Euro zu binden, sei damals vielleicht der richtige Schritt gewesen. Langfristig wäre die Währungsanbindung aus Sicht von Hofstetter aber ohnehin nicht zu halten gewesen. Inzwischen hat sich Lage entspannt, der Schweizer Franken hat sich gegenüber den vergangenen Jahren deutlich abgeschwächt. «Im Moment sind wir ganz glücklich damit, wie die Sache gelaufen ist.»

Doch bereits ziehen wieder dunkle Wolken auf aus Sicht der Schweizer Grosskonzerne. Hofstetter warnt in scharfen Tönen vor der Unternehmensverantwortungsinitiative. Diese fordert von Unternehmen mit Sitz in der Schweiz eine Überwachungspflicht für die Einhaltung der Menschenrechte und der umweltrechtlichen Standards im Ausland. Mit der Publikation der Paradise Papers in den vergangenen Wochen hat das Anliegen Aufwind bekommen (zentralplus berichtete). «Die grosse Gefahr ist, dass Schweizer Konzerne benachteiligt werden.»

Für Hofstetter geht das Anliegen deshalb viel zu weit: «Das ist eine Haftungsinitiative – die grosse Gefahr ist, dass man dadurch eine Horde internationaler Anwälte in die Schweiz holt, die dann Milliardenklagen gegen Grosskonzerne lancieren.» Auch sonst ist Hofstetter ein eifriger Verfechter von liberalen Wirtschaftsgesetzen – die würden die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz garantieren. Es besteht aus Sicht von Hofstetter eine Tendenz, auf neue Herausforderungen mit Überregulierungen zu reagieren. Neben der Unternehmensverantwortungsinitiative nennt Hofstetter die Minder-Initiative, welche das Schweizer Volk angenommen hat. 

Swissholdings-Präsident Karl Hofstetter blättert durch die Jubiläumsbroschüre des Verbandes.

Swissholdings-Präsident Karl Hofstetter blättert durch die Jubiläumsbroschüre des Verbandes.

(Bild: giw)

 

Ein schmaler Grat

Der Schindler-Verwaltungsrat begrüsst zwar grundsätzlich, dass Aktionäre über die Löhne des Managements bestimmen können – er hätte jedoch eine Selbstregierung begrüsst statt ein Gesetz. Auf Drängen von Hofstetter war Schindler das erste Schweizer Unternehmen, das die Aktionäre über die Saläre der Unternehmensführung abstimmen liess. «Schindler wagt den Tabubruch», titelte die «Schweiz am Sonntag» im März 2008.

«In den 90er-Jahren hatte Luzern viel Mühe, war steuerlich unattraktiv und hoch verschuldet.»

Zunehmende Marktregulierungen in der Schweiz bereiten Hofstetter mit Hinblick auf die Wachstumsmärkte in Asien Kopfschmerzen. Ganz plastisch zeige sich das im Vergleich zwischen Bauprojekten in China und der Schweiz. «In China haben wir eine Riesenfabrik in drei Jahren gebaut. In Ebikon lagen wir jahrelang im rechtlichen Streit mit Denkmal- sowie Heimatschutz um den Abriss der Schindler-Kantine und deren Umwandlung in ein Besucherzentrum.» 2016 bekam Schindler trotz allen Widerständen Recht.

Zwar empfindet Hofstetter es als legitim, dass in der Schweiz Rücksicht genommen wird auf unterschiedliche Ansprüche. «Dadurch verlieren wir jedoch an Geschwindigkeit, das hat auch seinen Preis.» Stetig gehe es um eine Feinjustierung zwischen Gemeinschaft und wirtschaftlicher Schlagkraft. Hofstetter betont wiederholt, wie wichtig es ist, dass Investoren nicht abgeschreckt werden durch zu viele Spielregeln.

Konkurrenz zwischen Kantonen verschärft sich

Doch wie schlägt sich eigentlich sein Heimatkanton als Unternehmensstandort? «Ich würde dem Kanton Luzern gute Noten ausstellen – insbesondere auch mit der Unternehmenssteuerreform.» Hofstetter war in den 90er-Jahren für die FDP für rund drei Jahre im damaligen Grossrat des Kantons Luzern. Seither habe sich Luzern positiv entwickelt. «In den 90er-Jahren hatte Luzern viel Mühe, war steuerlich unattraktiv und hoch verschuldet.» Inzwischen sei zwar die Defizit-Herausforderung wieder da, doch Luzern agiere heute proaktiver.

«Ich bin schon zuversichtlich, wenn die Schweiz so weitermacht, wie sie bisher agiert.»

Das zeige sich unter anderem im Zusammenhang mit der Unternehmenssteuerreform III. «Dadurch verschärft sich die Konkurrenz unter den Kantonen, zahlreiche Stände werden ihre Firmensteuern senken, um Handelsgesellschaften bei sich zu halten.»

Positiver Blick in die Zukunft

Der Trend zu tieferen Unternehmenssteuern komme in jedem Fall und Luzern sei es gelungen, diesen Schritt vorzuziehen. Vom Erfolg der Luzerner Tiefsteuerstrategie ist der Swissholdings-Präsident überzeugt. «Langfristig führen durch die tiefen Steuern angesiedelte Unternehmen dafür, dass viele natürliche Personen in den Kanton ziehen, die über ein hohes Einkommen verfügen», sagt Hofstetter. Die Einnahmen von natürlichen Personen schenke steuermässig stark ein. Das zeige sich am Beispiel des Kantons Obwalden, der mit dieser Strategie Erfolg hatte.

Doch für die Wettbewerbsfähigkeit seien nicht nur tiefe Steuern und das regulatorische Umfeld entscheidend. Die Verfügbarkeit von qualifizierten Mitarbeitern auf dem Markt sei ebenfalls ein entscheidender Standortfaktor. Die Schaffung der Universität Luzern und der hiesigen Fachhochschulen begrüsst Hofstetter deshalb sehr. Persönlich hat er sich als Grossrat stark für die Gründung der Universität eingesetzt – heute sitzt er dort im Universitätsrat, d. h. in der strategischen Leitung der Hochschule.

Trotz zahlreichen wirtschaftlichen Herausforderungen und einer stärkeren Konkurrenz auf dem Weltmarkt ist Hofstetter guten Mutes: «Ich bin grundsätzlich zuversichtlich, wenn die Schweiz so weitermacht wie in der Vergangenheit.» 

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