Migros-Chef Felix Meyer zur Mall of Switzerland

«Es wartet eigentlich niemand auf die Mall, weil es Alternativen gibt»

Er möchte mit seinem «Migros-Jet» sein Unternehmen weiter abheben lassen: Felix Meyer.

(Bild: hae)

Felix Meyer ist Chef der Migros Luzern und damit verantwortlich für die Eröffnung des grössten der 82 Läden in der Mall of Switzerland. Eine halbe Woche vor Eröffnung des Shopping-Centers in Ebikon ist er nervös. Und hält die Prognosen für den Durchbruch derzeit für «pure Wahrsagerei». Einkaufen wird er jedenfalls andernorts.

zentralplus: Felix Meyer, am 8. November eröffnen Sie in der Mall of Switzerland die grösste Migros im Rontal. Mit einer eigenen Hausbäckerei und einem integrierten Do it + Garden Migros. Auch alle Migros-Fachmärkte, inklusive Restaurant, sind in der Mall präsent. Welche Bedeutung hat das schweizweit zweitgrösste Shopping-Center für die Region?

Felix Meyer: Die Mall ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das letzte Shopping-Center, das in der Zentralschweiz gebaut wird. Wir sind höchst gespannt, ob die damit verbundenen Prognosen realistisch sind oder nicht. 

zentralplus: Welche Prognosen?

Meyer: Hinsichtlich Umsatz und Frequenz.

zentralplus: Sie sind skeptisch, was die Zukunft betrifft?

«Ich wüsste nicht, wo in der Schweiz in den nächsten 10 oder 20 Jahren etwas Ähnliches oder Gleiches entstehen könnte.»

Meyer: Wir freuen uns riesig auf die Eröffnung. Ich wüsste nicht, wo in der Schweiz in den nächsten 10 oder 20 Jahren etwas Ähnliches oder Gleiches entstehen könnte. So gesehen hat diese Mall schon geschichtliche Bedeutung. Sie hat auch etwas Faszinierendes, wenn man die Entwicklung betrachtet. Pläne für dieses Einkaufszentrum im Rontal sind schon bald 15 Jahre alt. Ich habe so viel Kritik gehört im Vorfeld. Die Leute haben grossen Respekt vor dieser Mall, aber der Tenor entwickelte sich auch Richtung Freude.

zentralplus: Und die Migros als Mieterin?

Meyer: Wir sind als Ankermieter mit einer Fläche von rund 7’000 m2 in die Mall rein, auch das ist eine ganze Geschichte. Ende Dezember 2014 hatten wir mit der Verwaltung die Entscheidung zu treffen, ob wir ein Engagement wollen oder nicht. Damals war ja der Hauptkonkurrent Coop gesetzt. Doch da wurde man sich im Vertragswesen mit den Mall-Betreibern nicht einig.

Chef von 6’038 Mitarbeitern

Felix Meyer (58) stammt aus Biel und arbeitet seit 28 Jahren für die Migros, davon fünf für die Migros Luzern in Dierikon. Er ist Geschäftsleiter der Genossenschaft Migros Luzern mit 6’038 Mitarbeitenden, die 2016 für 1,417 Milliarden Franken Umsatz sorgten. Der Chef des grössten privaten Arbeitgebers der Zentralschweiz lebt in Küssnacht. Meyer ist begeisterter Regattasegler, Langläufer und Wanderer.

zentralplus: Wie kam es zu Ihrer Entscheidung?

Meyer: Wir haben die Vor- und Nachteile eines Umzugs vom MParc in die Mall intensiv geprüft und die Vorteile haben überwogen. Die Umsatzpotenziale konnten wir aus verschiedenen Quellen eruieren. Sicherlich hat sich seit damals die Situation im Detailhandel verändert, wir glauben aber an den Standort Mall of Switzerland.

Segelfan und Mann der Kultur: Felix Meyer vor dem Kunstwerk seiner Göttitochter (links) und dem «Tal»-Gemälde von Martin Wenger.

Segelfan und Mann der Kultur: Felix Meyer vor dem Kunstwerk seiner Göttitochter (links) und dem «Tal»-Gemälde von Martin Wenger.

(Bild: hae)

zentralplus: Wir hören, dass Ihre Migros als stärkster aller Detailhändler dank neuen Preisverhandlungen den besten Deal habe. Was ist da dran?

Meyer: Zu Vertragsdetails äussern wir uns nicht. Fakt ist: Wir haben einen guten Vertrag. Durch die abschwächende Konjunktur wurde es für die Mall-Betreiber schwierig, noch weitere Mieter zu finden. Und man investierte noch mehr Kraft in die Suche von attraktiven Mietern, besonders ausländische, welche noch nicht in der Schweiz aktiv waren. Lange sah das aus, als ob das nicht gelinge – aber im Moment sieht es wieder sehr gut aus. Das Management ist gut aufgestellt und gibt sich grosse Mühe, 46’000 m2 Verkaufsfläche zu besetzen. Man weiss, dass es nur noch ganz wenige Einkaufszentren gibt, die an Umsatz zulegen. Deshalb braucht es diese Anstrengungen, dass wir diese Mall überhaupt zum Fliegen bringen.

zentralplus: Die ersten paar Wochen zieht sicher der Erstbesuchereffekt, dann kommt das Weihnachtsgeschäft. Aber danach? Glauben Sie an die erhofften 50’000 Besucher pro Tag?

«Wie ich höre, haben die Macher sehr viel in der Pipeline in Sachen Marketingaktivitäten, das ist spannend.»

Meyer: Also: Bis Ende Jahr und Weihnachten bin ich sehr zuversichtlich, aber dann ist es pure Wahrsagerei. Wie ich höre, haben die Macher sehr viel in der Pipeline in Sachen Marketingaktivitäten, das ist spannend. Und wir werden alle Kraft daran setzen, um den Erfolg zu unterstützen. Im Bewusstsein, dass das länger gehen wird als beispielsweise beim Länderpark Stans, den wir 1980 eröffneten. Damals haben alle darauf gewartet.

zentralplus: Aber wer wartet auf die Mall in Ebikon?

Meyer: Jetzt wartet eigentlich niemand auf die Mall, weil es genügend attraktive Alternativen gibt. Emmen ist sehr stark aufgestellt, nicht zu vergessen die Luzerner Innenstadt. Das ist ja eigentlich ein Einkaufscenter. Der Durchbruch der Mall in Ebikon wird sicher länger als drei bis fünf Jahre dauern – das waren früher die Erfahrungswerte für einen Break-Even. Denn Untersuchungen zeigen, dass Shopping-Center vor allem dann genutzt werden, wenn das Wetter schlecht ist und genug Zeit vorhanden ist. Aber die freie Zeit nimmt ab, und die Möglichkeiten, die Freizeit zu nutzen, nehmen zu. Dadurch haben wir in den Migros-Filialen mit bis zu 1’000 m2 Fläche grossen Erfolg. Wer seinen Laden kennt, ist in 15 Minuten wieder draussen. In einem Center braucht es einfach mehr Zeit.

zentralplus: Kritiker wie der langjährige Emmen-Center-Leiter Bruno Kunz behaupten, dass eine grosse Staugefahr in Ebikon bestehe. Was glauben Sie?

Meyer: Verkehr ist ein grosses Thema, durch die Mall möglicherweise etwas verstärkt. Aber man darf nicht vergessen, im MParc hatten wir allein schon 3’500 Fahrzeuge, die täglich ins Parkhaus fuhren. Die fallen mit der Schliessung des MParcs am letzten Wochenende ja schon mal weg. Auf der anderen Seite ist die Mall mit dem öffentlichen Verkehr sensationell erschlossen. Der Bahnhof ist keine 100 Meter entfernt, in zwei Jahren gibt es sogar eine direkte Buslinie der Nummer 1 bis vor die Mall.

zentralplus: Wobei, auch hier gibt es Statistiken, die sagen, dass nicht mehr als 40 Prozent der Kundschaft in Shopping-Centern bereit sind, auf den ÖV umzusteigen. Trotzdem kein Stau?

Meyer: Da bin ich zuversichtlich. Als wir die Umnutzung des MParcs, ein neues Mischgebäude von Gewerbe- und Wohnraum, vorstellten, wurden wir ausgelacht: 0,6 Parkplätze pro Wohnung wird von den Behörden noch maximal erlaubt, das fanden die meisten viel zu wenig.

zentralplus: Die Jungen und Urbanen wollen bekanntlich immer weniger Auto fahren.

Meyer: Genau, vom Mobimo Tower in Zürich weiss man, dass dort nur noch 0,3 Parkplätze pro Wohnung gebaut wurden. Sie werden nicht ausgelastet, jetzt stehen Autos aus anderen Quartieren im Parkhaus.

zentralplus: Zürich ist eine grün-rote Stadt, Ebikon ist ländlich!

Meyer: Zürich ist nicht direkt vergleichbar, ganz klar. Aber mit zunehmendem Verkehr wird das hier in der Region Luzern auch so sein. Das stelle ich bei meinen Fahrten in den letzten sechs Jahren fest, wenn ich von Küssnacht nach Zürich pendle: Früher kam ich um 6 Uhr in der Früh problemlos durch. Heute reicht 05.30 Uhr schon nicht mehr – ich stehe im Stau. Am Abend verteilt es sich besser.

«Ich habe einfach keine Arbeitszeiten, dass es mir mit den restriktiven Öffnungszeiten des Kantons Luzern noch reicht, um einzukaufen.»

zentralplus: Werden Sie selber in der Mall einkaufen oder weiterhin in Küssnacht, wo Sie wohnen?

Meyer: Beruflich werde ich sicherlich oft in der Mall sein, aber privat einkaufen werde ich in Küssnacht. Weil ich dort im Kanton Schwyz auch nach dem Feierabend noch offene Läden vorfinde. Ich habe einfach keine Arbeitszeiten, dass es mir mit den restriktiven Öffnungszeiten des Kantons Luzern noch reicht, um einzukaufen. Und deshalb ist klar, was ich mache (lacht).

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