Mall of Switzerland: Kaum Lokales, viele internationale Ketten – und Tesla
Nun ist bekannt, welche Geschäfte ab November in der Mall of Switzerland die ersten Kunden empfangen werden. Von wenigen Ausnahmen abgesehen widerspiegelt das Angebot den Einheitsbrei internationaler Ketten aus den Fussgängerzonen. Sowohl ein Branchenkenner als auch die Mall-Verantwortlichen schwören jedoch auf eine Trendwende im Shopping-Business.
Die Katze ist aus dem Sack: Inzwischen sind die rund 80 Detailhändler und 14 Restaurationsbetriebe bekannt, die im neuen Einkaufszentrum ab dem ersten Tag präsent sein werden. Die Mieter wurden in den vergangenen Tagen auf der Webseite publiziert. Lange sorgte die Frage nach den Mietern und der Auslastung der Verkaufslächen im riesigen Einkaufstempel für Fragezeichen (zentralplus berichtete).
Einziehen werden unter anderem sehr bekannte Modegeschäfte wie C&A, Metro Boutique, H&M, New Yorker oder Mango. Hinzu kommen die Hauptmieterin Migros, ausserdem Beauty- und Gesundheitsfirmen sowie Verpflegungsbetriebe wie McDonald’s, Confiserie Bachmann oder italienische Restaurants. Doch gibt es auch Überraschungen.
Schnellere Wechsel bei den Mietern
Der Elektroauto-Pionier Tesla eröffnet einen exklusiven Shop in der Mall. Und auch der niederländische Unterwäschehändler Hunkemöller ist erstmals in der Schweiz präsent. Jedoch nur rund 80 Prozent der Verkaufsfläche werden am Eröffnungstag vermietet sein, Teile des Attika-Geschosses bleiben bis nächstes Jahr ungenutzt.
«Industriebetrieben wie Tesla fehlt oft die Nähe zu den Kunden.»
Marcel Stoffel, Geschäftsleiter Swiss Council of Shopping Centers
Marcel Stoffel, Berater und Geschäftsleiter der Schweizer Shopping Center (SCSC), beriet die Mall of Switzerland in der strategischen Ausrichtung in den vergangenen Jahren. Es sei nicht problematisch, dass die Mall noch nicht jeden Quadratmeter vermietet hat: «Es macht absolut Sinn, gewisse Flächen frei zu lassen.»
Denn heute seien Shopping Center viel flexibler aufgestellt. «Früher blieben Mieter zehn Jahre – heute werden Verträge in der Regel für fünf oder gar nur drei Jahre abgeschlossen», sagt Stoffel. Mit den freien Flächen könne man besser auf die Marktentwicklung reagieren. «In der Mall of Switzerland ist ein viel schnellerer Wechsel bei den Mietern zu erwarten.»
Mehr Unterhaltung, weniger Verkauf
Um jeden Preis die Mall voll zu kriegen, sei keine gute Lösung. Lieber leer lassen als mehrere Geschäfte mit dem genau gleichen Angebot, ist die Devise. «Damit verhindern die Betreiber einen Einheitsbrei», erklärt Stoffel. Doch ist das nicht Schönfärberei? Es bleibt die Tatsache, dass ein Grossteil der Geschäfte kaum für Überraschung sorgt und eher uniform wirkt. Das sei wichtig, erklärt Stoffel, diese bekannten Marken plus die Migros sorgten für eine hohe Grundfrequenz in der Mall.
Insgesamt seien heute die Bewertungskriterien für ein Shopping Center anders. «Mietermix ist heute nicht mehr so wichtig», meint Stoffel. Viel wichtiger sei es, einen breiteren Nutzungsmix anzubieten, also neben Einkaufsmöglichkeiten auch Freizeitangebote wie Kino, die stehende Welle oder ein Angebot für Kinder zu schaffen, damit die Leute auch länger bleiben in der Mall. «Das ist ein internationaler Trend. Ebikon setzt neue Massstäbe in der Schweiz», findet Branchenkenner Stoffel.
Sowieso hätte sich der Mikrokosmos Shopping Center gewandelt. Unter anderem, weil die Umsätze im Detailhandel deutlich zurückgehen und ins Internet abwandern: «Neu gelten ganz andere Bewertungskriterien als der reine Umsatz.» Es werde in Zukunft viel mehr Angebote für Service und Dienstleistungen im Bereich Gesundheit, Beauty und Kosmetik geben.
In ein paar Jahren würden klassische Detailhändler nur noch drei Viertel der Mietfläche belegen in den Malls, glaubt Stoffel. Das sehe man am Beispiel Tesla sehr gut: «Solchen Industriebetrieben fehlt oft die Nähe zu den Kunden.» Ein Shopping Center sei interessant, da sei der persönliche Kontakt mit dem Kunden möglich, das Unternehmen erhalte persönliche Feedbacks. Die Besucher haben gleichzeitig einen direkten Zugang zu Marken und Produkten.
Innenausbau ist Kleinfirmen zu teuer
Das bestätigt Werner Schaeppi, Sprecher der Mall. «Was Tesla genau machen wird in der Mall, kann ich derzeit noch nicht verraten.» Obwohl Schaeppi mit der Auslastung und der Auswahl der Geschäfte zufrieden ist, fehlt auch ihm persönlich noch das eine oder andere Geschäft: «Als passionierter Musiker wäre für mich natürlich ein Instrumentengeschäft toll.»
Auffallend ist, dass nur sehr wenige regionale Geschäfte in der Mall präsent sind – dazu gehören etwa Optik Unternährer, Blumen Widler, Click Star (Erni Medien), Cut & Color, Enchanté, Head Case, Läderach, Luzerner Kantonalbank, Presentini, SUC+, Migros Zentralschweiz oder die Confiserie Bachmann. Obwohl die Swissness und Regionalität immer wieder betont werden von den Betreibern.
Schaeppi ist die eher dünne Auswahl an lokalen Akteuren bewusst: «Wir hatten viele Anfragen von kleineren und innovativeren Firmen aus der Region. Die können sich zwar meistens die Miete leisten, doch der Innenausbau war ihnen vielfach zu teuer.»
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