zentralplus inspiziert Bauarbeiten an der Tangente

Fünf aktuelle Brennpunkte der grössten Zuger Baustelle

Voilà! Hier entsteht die Tangente: Planungschef Bruno Christen vom Kantonalen Tiefbauamt.

(Bild: woz)

Im Juni ist mit dem Bau der Umfahrung Zug/Baar begonnen worden. Die Riesenbaustelle der «Tangente» erstreckt sich seitdem vom Berg hinter Inwil bis zum Autobahnanschluss in Baar. «Mister Tangente», Bruno Christen, führte uns bei der Besichtigung vom «Grand Canyon» bis in die jüngere Zuger Eisenzeit.

Die Tangente ist ein Jahrhundertbauwerk. Bis im Herbst 2021 soll die drei Kilometer lange Umfahrunsgsstrasse fertig sein. Diese soll bekanntlich die Ortszentren von Zug und Baar entlasten und den Verkehr von der Autobahn schneller in die Zuger Berggemeinden bringen (zentralplus berichtete).

Bis dahin gibt es noch eine Menge zu tun. Und die Baustelle zwischen Inwil und dem Autobahnanschluss in Baar ähnelt momentan noch eher einem Puzzle mit weit verstreuten Einzelteilen. Hier eine Übersicht zu den Baufortschritten.

1. Nun kann sich der Margelbach austoben

Nur aus der Ferne, etwa von der bereits im Mai fertiggestellten Margelbrücke auf der Strasse von Baar zum Talacher, kann man erkennen, wie sich in etwa die Tangente künftig durch die Talebene schlängeln wird. «Dort unten über das freie grüne Feld kommt die Tangente von der Autobahn her, geht unter dem linken Teil der Velobrücke hindurch und macht dann einen Bogen den Hang hinauf – dort wo dann der 370 Meter lange Tunnel Geissbüel beginnt», sagt Bruno Christen und skizziert mit ausgestrecktem Arm von der Margelbrücke aus das zukünftige Jahrhundertbauwerk.

Die Margelbrücke über den gleichnamigen, renaturierten Bach: Nun kann sich hier Natur austoben, der Bach wurde aus seiner Dohle befreit.

Die Margelbrücke über den gleichnamigen, renaturierten Bach: Nun kann sich hier Natur austoben, der Bach wurde aus seiner Dohle befreit.

(Bild: woz)

Wobei über die fertige Margelbrücke die Autos jetzt schon fahren. Das Besondere an der Brücke: Sie überspannt den renaturierten Margelbach, der früher eingedohlt und sehr eingengt war. «Nun kann sich der Bach und die Natur austoben», sagt Christen. Sogar ein neuer Wanderweg und ein Fussgängersteg führen unter der Brücke durch.

2. Der «Grand Canyon» an der Ägeristrasse

«Von dieser Kreuzung am Knoten Margel wird man in Zukunft entweder nach Baar abbiegen können oder durchs Tunnel Geissbüel Richtung Autobahn fahren können», erklärt «Mister Tangente», Bruno Christen.

Die Schlucht: Wie ein Grand Canyon mutet diese Baustelle an, die auf den Tunnel Geissbüel zuführt. Rechts unten ist schon das künftige Strassentrassee zu erkennen.

Die Schlucht: Wie ein Grand Canyon mutet diese Baustelle an, die auf den Tunnel Geissbüel zuführt. Rechts unten ist schon das künftige Strassentrassee zu erkennen.

(Bild: woz)

Was man bis jetzt sieht, wirkt so wuchtig und spektakulär – wie ein kleiner «Grand Canyon», der da ausgebuddelt wird: Eine regelrechte Schlucht. Denn die neue Strasse der Tangente, auf der die Autofahrer dereinst Richtung Talacher fahren werden, ist bereits in ihren Grundzügen zehn Meter unterhalb des jetzigen Strassenniveaus zu erkennen.

Das künftige Trassee wirkt wie von Riesenhand in den Berg geschnitten. Es sieht fast aus, als würde hier ein kleiner Stausee gebaut. Oder man hätte die Dreharbeiten zu «Winnetou III» aus dem deutschen Bad Segeberg hierher verlegt. «Später wird hier der Verkehr draufgeleitet, und die Strasse auf der die Autos jetzt fahren, wird wieder niveaugleich abgetragen», sagt Christen. Monumentale Erdarbeiten, also.

3. Die andere Golden-Gate-Bridge in Inwil

Unten im Tal, auf der Höhe der Ortseinfahrt von Inwil, steht ein weiteres Bauwerk der Tangente: die neue Fussgänger- und Velobrücke. Wie eine Miniaturausgabe der Golden-Gate-Bridge überspannt sie zum einen das Gelände, auf der die Tangente später verlaufen wird. Unter der anderen Hälfte der Brücke fliesst künftig der renaturierte Grossacherbach. Auch er wird aus seiner Dohle befreit, in die er sich seit Jahrzehnten zwängen muss: Bach müsste man sein dürfen.

An der neuen Velo- und Fussgängerbrücke werkeln Bauarbeiter kräftig: Am 23. September wird sie eröffnet.

An der neuen Velo- und Fussgängerbrücke werkeln Bauarbeiter kräftig: Am 23. September wird sie eröffnet.

(Bild: woz)

Aber Spass beiseite. «Am 23. September wird die Brücke für die Öffentlichkeit freigegeben», sagt Bruno Christen vom Tiefbauamt des Kantons. Die Brücke, die aus drei Teilen zusammengesetzt ist, wirkt allerdings am Anfang und am Ende etwas steil.

«Es sind genau sechs Prozent Steigung, der maximale Wert, also, der erlaubt ist», sagt Christen. Apropos Velo- und Fussgängerbrücke. Warum ist dieses Bauwerk eigentlich das erste der Tangente in der Ebene. «Damit die Fussgänger und Radfahrer später, wenn wir die Strasse bauen, nicht die Baustelle durchqueren müssen», erklärt der Kantonsmitarbeiter.

Ganz schön steil: Sechs Prozent Steigung weist die neue Velo-und Fussgängerbrücke bei Inwil auf.

Ganz schön steil: Sechs Prozent Steigung weist die neue Velo-und Fussgängerbrücke bei Inwil auf.

(Bild: woz)

4. Das historische Museum

Wer sucht, der findet. Das gilt immer, wenn irgendwo gebaut oder gebuddelt wird. Wer die einzelnen Baustellen der Tangente abgrast, stösst plötzlich mitten auf der bereits ausgehobenen Piste auf ein Zelt. Darunter schaben Kilian Weber und sein Mitarbeiter mit der Spachtel sorgsam Zentimeter für Zentimeter Boden weg.

Auf den Spuren der jüngeren Eisenzeit: Zuger Archäologen buddeln derzeit auf der Tangente-Baustelle.

Auf den Spuren der jüngeren Eisenzeit: Zuger Archäologen buddeln derzeit auf der Tangente-Baustelle.

(Bild: woz)

Ein paar Steine, ein dunkler Fleck: Mehr ist hier für den Laien nicht zu erkennen. «Wahrscheinlich handelte es sich hier um einen Feuerplatz oder eine Brandstelle aus der jüngeren Eisenzeit», verrät der Zuger Archäologe. Man sei schon auf Knochenteile gestossen.

Jüngere Eisenzeit – das heisst 100 bis 200 Jahre vor Christus. Damals brauchten sie sicher noch keine Tangente. «Wegen dieser Ausgrabungen können wir hier derzeit am Knoten Industriestrasse nicht weitermachen», sagt Bruno Christen. «Das sei aber nicht schlimm, weil die Ausgrabungen schon Ende September beendet sind.»   

5. Wo gerade gepfählt wird

Eine der aufwendigeren Teile der Tangente neben dem Geissbüel-Tunnel am Hang ist die Unterführung, die von der Autobahn auf die Tangente führt. Zu diesem Zweck muss die Zugerstrasse in Baar am Knoten Neufeld untertunnelt werden. «Das wird noch lange dauern, auch alles unter Verkehrsbetrieb bauen müssen», sagt Bruno Christen.

Hier wird gepfählt: Der Bau der Zufahrt von der Autobahn auf die Tangente wird noch einige Zeit dauern.

Hier wird gepfählt: Der Bau der Zufahrt von der Autobahn auf die Tangente wird noch einige Zeit dauern.

(Bild: woz)

Im Augenblick rammen hier riesige Bagger 380 Pfähle auf einer Länge von 2,7 Kilometern in den Boden, damit die spätere Unterführung nicht aufschwimmt. Wenn dieser Teil fertig ist, entsteht hier ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Denn jeweils einspurig wird der Verkehr unter dem Knoten Neufeld durch die Unterführung weiter- bzw. abgeleitet von der Tangente. «Zudem wird es jeweils eine Abfahrt rechts nach Zug geben. Auf der anderen Seite bauen wir eine Zufahrt von Baar», sagt Christen.

Die drei Kilometer lange Tangente Zug/Baar, wie sie verläuft, wenn sie im Herbst 2021 fertig gestellt sein wird.

Die drei Kilometer lange Tangente Zug/Baar, wie sie verläuft, wenn sie im Herbst 2021 fertig gestellt sein wird.

(Bild: zvg)

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