Luzerner Postkunden sind sauer

Neuerlicher Leistungsabbau der Post

Postfächer an der Poststelle beim Hirschengraben.

(Bild: giw)

Wo bleibt mein Päckli? Die Antwort auf die häufig gestellte Frage beantwortet die Post in einem Brief: Ab Ende August werden Pakete in Luzern nicht mehr an Postfachadressen deponiert. Die Betroffenen sind sauer und werfen der Post Serviceabbau vor. Die Post hingegen spielt die Problematik herunter.

Seit Monaten sorgt die Schweizer Post mit der grossflächigen Schliessung von Poststellen für Schlagzeilen – im Kanton Luzern stehen 16 vor dem Aus (zentralplus berichtete). Nun folgt weiteres Ungemach. Luzerner Postfachkunden erhielten in den letzten Tagen in einem Schreiben mitgeteilt, dass ab 21. August sämtliche Pakete direkt an die Domiziladresse zugestellt werden. Das heisst konkret: Wer ein Postfach hat, kann dort nur noch Briefe abholen – die Päckli werden an die Privat- oder Firmenadresse geliefert.

Im Brief wird der Schritt damit begründet, dass die Pakete zu gross seien fürs Postfach und deshalb meist am Schalter abgeholt werden müssen. Eine Begründung, die schwer nachvollziehbar ist, sind die Pakete in den letzten Jahren wohl kaum grösser geworden. Zudem, rechtfertigt sich die Post im Brief, komme die reduzierte Anzahl Fahrten für Abholung respektive Zustellung der Umwelt zugute. Ausserdem ziehen es die meisten Kunden vor, wenn sie ihre Pakete nach Hause geliefert erhalten. 

«Das ist klar ein Leistungsabbau der Post.»

Christine Weber, Postfachkundin

«Ich bin nicht die ‹meiste› Kundin», ärgert sich Christine Weber über die Begründung. Und es sei gerade bequem, dass man die Pakete im Postfach beziehungssweise am Schalter abholen konnte. Dass dies nicht mehr möglich sein soll, nervt sie. Die Einzelunternehmerin hat am Hirschengraben ein Büro. «Das ist klar ein Leistungsabbau der Post.» Das Vorgehen sei eine absolute Zumutung, weil man ja gerade deshalb ein Postfach habe: Damit die Sendung nicht nach Hause geht, sondern in Büronähe abgeholt werden könne. Weber bezahlt für ihr Postfach mit zwei Unteradressen 60 Franken pro Jahr.

«Teilweise bin ich mehrere Tage weg und möchte nicht, dass meine Pakete irgendwo im Treppenhaus abgestellt werden», so Weber weiter. Einen Kollegen von Weber trifft es noch härter, seine Pakete werden in Zukunft statt an die Uni ans andere Ende der Stadt weitergeleitet. Das Schalterpersonal habe ihr auf Nachfrage nicht weiterhelfen können – ihnen seien die Hände gebunden.

Die Poststelle bei der Universität Luzern.

Die Poststelle bei der Universität Luzern.

(Bild: giw)

160’000 Postfächer ungenutzt

Post-Sprecher Oliver Flüeler bestätigt das Vorgehen. «Das ist sei Längerem so, und zwar in der ganzen Schweiz.» Er begründet den Schritt mit den veränderten Kundengewohnheiten: «Seit 2011 ist die Anzahl Pakete, die an Postfachadressen gesendet wurden, ein Nischenservice geworden.»

«Die Zustellung an die Postfächer ist nicht mehr zeitgemäss.»

Oliver Flüeler, Pressesprecher Post

Insgesamt sei aufgrund der neuen elektronischen Kommunikationsmöglichkeiten ein deutlicher Rückgang der Nachfrage nach Postfächern zu verzeichnen. Von den noch bestehenden rund 350’000 Postfächern würden gerade noch 190’000 genutzt. Lediglich zwei Prozent aller Paketzustellungen in der Schweiz erfolgten in den vergangenen Jahren noch an Postfachadressen.

Mehraufwand für Kunden?

Postsprecher Flüeler kann den Ärger nicht nachvollziehen: «Die Zustellung an die Postfächer ist mit den neuen, einfacheren Angeboten nicht mehr zeitgemäss.» Denn die Pakete seien nie direkt im Postfach selbst deponiert worden. Der Kunde fand dort lediglich eine Abholungseinladung, dass ein Paket in der Poststelle bereit liegt. Das sei mit zusätzlichem Aufwand für die Kunden verbunden. Ganz im Gegensatz zu den zahlreichen anderen Angeboten, welche dem Kunden den direkten Empfang des Paketes viel bequemer ermöglichten.

«Bisher gab es aber kaum ein Echo auf die neue Regelung.»

Oliver Flüeler, Pressesprecher Post

Denn neben der Zustellung an die Geschäfts- oder Privatkundenadresse sei auch eine Sendung an Bahnhöfe, Tankstellen, 24-Stunden-Automaten möglich. Ausserdem biete die Post eine zweimalige Paketzustellung oder an einen mit dem Kunden abgemachten Ort. Dies betreffe insbesondere auch Online-Shopper, welche die Waren am Morgen bestellen und diese immer häufiger noch am gleichen Abend erhalten wollen.

Kaum ein Echo

Die Post wirbt mit der Flexibilisierung ihrer Dienstleistungen – warum klappt das bei den Postfächern nun plötzlich nicht mehr? «Die Post passt sich als Dienstleisterin den Bedürfnissen ihrer Kunden an», begründet Flüeler. Das heisse aber auch, dass immer weniger nachgefragte Zusatzdienstleistungen wie etwa der Postfachservice «als letzter Schrei ab 1870» zunehmend zurückgefahren würden, witzelt Flüeler. Und schiebt als rhetorische Frage nach: «Wann haben Sie das letzte Mal den Wunsch gehabt, ein Postfach zu eröffnen und sich Pakete an die Postfachadresse zu schicken?»

«Aber so machen die Postfächer für mich keinen Sinn mehr. Ich werde sie künden.»

Christine Weber, Postfachkundin

Die Post habe acht Millionen Kunden und es würde immer einzelne Kunden geben, die Anpassungen nicht schätzten. «Bisher gab es aber kaum ein Echo auf die neue Regelung.» Die Umstellung wurde ab 2014 bei rund 40’000 Postfachkunden deponiert. Handelt es sich nicht um einen Leistungsabbau? «Nein, wir richten uns da nach den heutigen und sich sehr stark und rasch wandelnden Bedürfnissen der Kunden.»

Das klingt für Christine Weber wie ein Hohn. Im Brief verweist die Post auf alternative Möglichkeiten der Paketzustellung. Doch für Christine Weber ist die bisherige Lösung die richtige. «Aber so machen die Postfächer für mich keinen Sinn mehr. Ich werde sie künden.» Bei den ganzen Abbaumassnahmen der Post würde sie sich fragen, weshalb es das Unternehmen überhaupt noch braucht: Grössere Massensendungen werde sie in Zukunft vermutlich bei der DHL aufgeben.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Hans E
    Hans E, 25.07.2017, 02:39 Uhr

    Wo werden meine Pakete die mir per Post geschickt werden verschwinden?

    Die Postfächer hatten schon lange diese Grösse und die Pakete auch!!!! Die Post soll doch froh sein, dass wir (bisher) den sicheren Versand per Post schätzten, weil die Anvisierung ins Postfach sicher war. Wir konnten die Pakete dort abholen. Mit den Paketdiensten hatten wir schlechte Erfahrungen gemacht. Diese hatten Pakete bei falschen Häusern hingestellt, einfach aus dem Bus vors Haus geworfen oder an den Zaun gehängt (wenn’s regnet…). Nun will die Post das auch so machen? Wir haben keinen Briefkasten beim Haus und sind tagsüber nicht zuhause. Wohin stellt nun die Post das Paket? Sie muss es doch wieder zurück nehmen? Wie werde ich nun informiert, wenn ich dann doch bei der Post ein Paket abholen muss? Wir haben ja keinen Briefkasten beim Haus. Bisher hatten die Kunden die Wahl, das Paket nach Hause liefern zu lassen oder ins Postfach. Ich verstehe nicht, warum die Post dieses Angebot völlig streicht. Ich werde damit rechnen müssen, Pakete nicht mehr zu erhalten? Denn ich weiss ja nicht, wenn mir jemand ein Geschenk schickt? Ich weiss höchstens, wenn ich etwas bestelle, dass ein Paket kommt. Aber alle anderen nicht und die verschwinden dann. Denn wo will mich die Post dann erreichen, wenn sie das nicht mehr im Postfach mit dem rosa Hinweis informiert! Wer übernimmt die Haftung für das verlorene Paket? Die Post kann darauf hinweisen, dass per Tracking alles kontrolliert werden kann. Aber wie soll ich davon erfahren? Ich bin zutiefst besorgt um meine künftigen Pakete!

    Ich bin oft im Ausland und mit dem Postfach war der Erhalt der Post (Briefe und Pakete) sicher gestellt. Vielleicht wollen die meisten Kunden Pakete nach Hause geliefert? Dann ist das doch ein netter Service von der Post und bedingt sicher nicht, dass Pakete via Postfächer abgeschafft werden.

    Die sichere Zustellung der Pakete via Postfach ist doch sehr zeitgemäss. Oder warum wohl gibt es auch die neuen Schliessfächer, wo man überall Pakete abholen könnte?

    Wie muss ich vorgehen, dass die Post sicher keine Pakete vors Haus stellt?

    Wie will mich nun die Post dann informieren, wenn nicht mehr übers Postfach? Es gibt keinen Briefkasten beim Haus!

    Wer haftet für die wohl künftig verschollenen Pakete?

    Ein Schlamassel sondergleichen! Ich finde diese Aktion ist völlig unüberlegt und begünstigt die Paketservices (DPD, DHL, etc.). Ich bin enttäuscht und frustriert….

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