Tribschen: SVP fordert Stadtrat zum Handeln auf

CSS droht, 500 Arbeitsplätze ausserhalb von Luzern anzusiedeln

Das Gewerbegebäude von 1933 an der Tribschenstrasse. (Bild: fam)

Die CSS will in der Tribschenstadt 500 neue Arbeitsplätze ansiedeln. Dafür hat sie die benachbarte Liegenschaft gekauft. Doch der geplante Abriss und Standortausbau ist derzeit blockiert, weil das bestehende Gebäude schützenswert ist. Bei der CSS beginnen deshalb Gedankenspiele, die weder dem Kanton noch der Stadt gefallen dürften.

Der CSS-Hauptsitz in der Tribschenstadt beherbergt rund 850 Mitarbeiter – doch das Unternehmen möchte sich noch stärker zentralisieren und weitere 500 Arbeitsplätze aus der Umgebung in das Quartier verlegen. Doch der Platz im modernen, 2005 bezogenen Glasbau reicht dafür nicht aus.

Projekt steht still

Aus diesem Grund kaufte die CSS Ende 2015 das Nebengebäude an der Tribschenstrasse 51 – dort, wo früher etwa der Verein Tamilenschule, die Bude oder das Tivoli wilde Partys geschmissen haben (zentralplus berichtete). Seit den Mietern gekündigt wurde, geht nicht mehr viel.

«Wir benötigen dringend neue Arbeitsplätze.»

Christina Wettstein, CSS

Geplant war von Anfang an der Abriss: «Wir wollten ursprünglich im Sommer 2016 das Baugesuch einreichen und mit den Bauarbeiten in diesem Jahr beginnen. Doch das Projekt steht still, weil nicht klar ist, ob das Gebäude unter Schutz gestellt wird», erklärt CSS-Sprecherin Christina Wettstein.

Ansiedlung ausserhalb des Kantons möglich

Das bringt die CSS in die Bredouille. «Wir haben das Grundstück gekauft, um ein Bürogebäude für den Eigenbedarf zu errichten. Wir benötigen dringend neue Arbeitsplätze», stellt Wettstein fest. Man befinde sich mit Stadt und Kanton in regelmässigem Austausch.

«Eine Ansiedlung der Arbeitsplätze ausserhalb des Kantons Luzern ist möglich.»

Christina Wettstein, CSS

Momentan würden alle Optionen geprüft: «Sollte die Erweiterung in der Tribschenstadt nicht gelingen oder sich auf nicht absehbare Zeit verzögern, ist eine Ansiedlung der Arbeitsplätze ausserhalb des Kantons Luzern möglich.» Denn die Nutzfläche auf dem Grundstück wären stark reduziert, würde der Rückbau verhindert.

Der CSS-Hauptsitz in der Tribschenstadt.

Der CSS-Hauptsitz in der Tribschenstadt.

(Bild: zvg )

SVP fordert Stadtrat zum Handeln auf

Nun geht etwas, denn die städtische SVP hat am Mittwoch eine dringliche Motion eingereicht. Die Unterzeichner, die Grossstadträte Urs Zimmermann und Mario Willimann, fordern den Stadtrat auf, sich bei der kantonalen Denkmalpflege dafür einzusetzen, dass auf die Unterschutzstellung des Gebäudes an der Tribschenstrasse 51 verzichtet wird: «Zudem ist ein klares Bekenntnis für den Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen abzugeben.» Es sei alles zu unternehmen, dass ein Erweiterungsbau unter Berücksichtigung von städtebaulichen Aspekten möglichst schnell realisiert werden kann.

«Zum Zeitpunkt des Kaufs lagen die Zusicherungen der Stadt und des Kantons Luzern vor.»

Christina Wettstein, CSS

Die CSS sitze nun auf einem millionenschweren Landerwerb und sei in der Entwicklungsstrategie massiv behindert, schreiben Willimannn und Zimmermann weiter. Könne der Hauptsitz in der Tribschenstadt nicht durch einen Neubau erweitert werden, sei davon auszugehen, dass etliche Arbeitsplätze verlagert werden. «Den Postulanten ist nicht klar, was an diesem Gebäude schützenswert sein soll», steht weiter geschrieben. Die Unterschutzstellung sei schon dreimal abgelehnt und nur deshalb sei das Land durch die CSS erworben worden.

Stadt und Kanton machten Zusicherungen

Offensichtlich nicht mit einer Unterschutzstellung gerechnet hat die CSS, die mit der Stadt und dem Kanton im Austausch steht: «Zum Zeitpunkt des Kaufs lagen die Zusicherungen der Stadt und des Kantons Luzern vor, dass für dieses Gebäude keine Unterschutzstellung vorgesehen ist. Das irritiert uns.» Man sei vom Meinungsumschwung «doch sehr überrascht». Dem Inhalt des Postulats könne man voll und ganz zustimmen.

Anders sieht das der Luzerner Heimatschutz. Noch 2002 hatte er mit einer Petition die Unterschutzstellung des Gebäudes verlangt: Es sei einer der wenigen Vertreter des «Neuen Bauens» in der Stadt, schreibt der Heimatschutz in seiner roten Liste der abbruchgefährdeten Gebäude. Es wurde 1933 vom Luzerner Architekten Carl Mossdorf für die damals neu gegründete Genossenschaft «Gewerbegebäude der Stadt Luzern» gebaut.

«Wir beurteilen nur, was da ist»

Das städtische Ressort Denkmalpflege und Kulturgüterschutz hat zusammen mit der kantonalen Denkmalpflege die Inventarisation durchgeführt, steht im dringlichen Postulat geschrieben. Die fachliche Beurteilung der Schutzwürdigkeit durch das städtische Ressort Denkmalpflege und Kulturgüterschutz zusammen mit der kantonalen Denkmalpflege habe ergeben, dass das Objekt an der Tribschenstrasse 51 schützenswert sei.

Die zuständige Dienststelle lässt sich ob des Drucks aus der Wirtschaft und der Politik nicht beeinflussen. Im Rahmen des kantonalen Bauinventars werde lediglich die Schutzwürdigkeit des Gebäudes beurteilt, unabhängig von Bau- oder Gestaltungsplänen, so Mathias Steinmann, Leiter Bauinventar/Gebietsdenkmalpfleger der kantonalen Denkmalpflege. «Wir beurteilen nur, was da ist.»

Denkmalkommission entscheidet über nächsten Schritt

Eine solch klare Zusicherung, wie die CSS schreibt, will der Kanton nicht gegeben haben. Dr. Karin Pauleweit, Leiterin Dienststelle Hochschulbildung und Kultur, schreibt: Man habe der CSS auf deren Anfrage hin den Ablauf des Verfahrens erläutert und versichert, dass – wie üblich – bei der Entscheidung alle Aspekte angemessen berücksichtigt würden.

Der Grund für die neuerliche Unsicherheit liegt in einem Sinneswandel der Denkmalpflege. Laut Pauleweit hat die damalige Denkmalpflege 2001 im Rahmen einer Revision des Bau- und Zonenreglements, des Zonenplans und der Bebauungspläne keinen Einwand gegen einen möglichen Abriss des Gebäudes vorgebracht. Anlässlich der aktuellen BZO-Revision hat die heutige Denkmalpflege aufgrund ihrer aktuellen fachlichen Erkenntnisse einen Vorbehalt vorgebracht. Nun würde die Frage in einem ordentlichen Verfahren geklärt.

Wie geht es nun weiter? Der Ball liegt laut Pauleweit bei der kantonalen Denkmalkommission: Sie entscheidet, ob sie für das Gebäude an der Tribschenstrasse einen Antrag auf Unterschutzstellung an die Dienststelle Hochschulbildung und Kultur stellt. Ein solches Verfahren läuft jetzt zum Gewerbegebäude Tribschenstrasse zum ersten Mal. Nicht wie die SVP sagt, die von drei abschlägig behandelten Anträgen spricht.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von M. Moser
    M. Moser, 13.06.2017, 15:33 Uhr

    Ich frage mich langsam, soll die Stadt Luzern lebenswert bleiben oder zu einem Disneyland verkommen? Was soll das? Auch die Stadt Luzern braucht Arbeitsplätze um genügend Steuersubstrat zu generieren. Arbeitsplatzerhaltung muss das Ziel sein. Wenn man aus der Stadt Luzern ein Disneyland für Chinesen machen will, dann ist die Regierung zweifellos auf dem richtigen Weg dahin…. Aber liebe Regierung… nicht vergessen, das Geld wächst nicht auf den Bäumen.

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