Gemeinden buhlen um Aufmerksamkeit

Ebikon rührt für Mall of Switzerland die grosse Werbetrommel

So sehen die Gänge in der Baustelle Mall of Switzerland aus.

(Bild: pze)

Das vergangene Woche im Auftrag der Gemeinde puplizierte Magazin «localcity» sorgte bereits für politischen Aufruhr – die SP störte sich an der vielen Werbung für die Mall of Switzerland. Doch der Experte findet es nicht so tragisch – gibt der Partei in einem Punkt jedoch Recht.

68 Seiten stark ist das aufwändig produzierte Hochglanzmagazin «localcity», welches am 6. Juni erschien und in rund 40’000 Haushalte der Region versandt wird. Bezahlt wird die Publikation und der dazu gehörende Webauftritt von vier Partnern: der Gemeinde Ebikon, der Migros, der Mall of Switzerland sowie dem Gemeindeverband Luzern Plus.

Das Ziel der Publikation: die Bevölkerung in Luzern Ost über die grossen Entwicklungen im Gebiet informieren. Etwa den Bau des geplanten Quartiers Qube (zentralplus berichtete) oder die Eröffnung der Mall of Switzerland (zentralplus berichtete). Dabei preisen diverse Firmen auf jeweils mehreren Seiten Platz ihre Projekte an.

SP schreibt Brief

Die Migros erklärt, weshalb im Qube «viel Migros drinsteckt», die Mall of Switzerland kann ausführlich darüber berichten, «wo Shopping zum Erlebnis wird», und das Bistro 6038 in Gisikon schreibt über das eigene «Erfolgsrezept». Die ausführlichen Werbetexte haben die SP auf den Plan gerufen (zentralplus berichtete).

Gemäss Impressum, so eröffnet die SP ihren Brief, werde das «localcity» im Auftrag der Gemeinde Ebikon produziert. Dies würde eine Reihe von Fragen aufwerfen. «Die Publikation erweckt den Anschein, als ob sich die Gemeinde hauptsächlich für die Interessen der Mall of Switzerland einspannen lässt», so die SP im Schreiben weiter. Sie würde darum befürchten, «dass der Gemeinderat Ebikon zunehmend eine unkritische Haltung gegenüber der Mall und deren rein wirtschaftlichen Interessen einnimmt». Das sei politisch heikel.

Ein bezahlte Reportage

Stellung dazu bezieht gegenüber zentralplus Werner Schaeppi, Kommunikationsverantwortlicher für die Mall of Switzerland. Er erklärt, dass die Gemeinde auf die Verantwortlichen zugegangen sei: «Wir sind von der Gemeinde Ebikon kontaktiert worden. Sie haben das Projekt vorgestellt und uns angefragt, ob wir mitmachen wollen – da die Mall of Switzerland ja auch ein grosses Event in der Region ist.»

Im Grunde sei das eine bezahlte Reportage. Man habe gut zusammengearbeitet, und es sei seitens der Gemeinde auch gezielt nach Inputs gefragt worden. Die von der SP Ebikon formulierte Kritik weist Schaeppi ab.

Finanziert hier nicht die Gemeinde mit Steuergeldern grossfläch publizierte Werbung? «Man kann das schon Werbung nennen», meint Experte Christoph Hauser von der Hochschule Luzern. Er ist Professor im Departement Wirtschaft am Institut für Betriebs- und Regionalökonomie. Doch würde man darauf verzichten, müsste man diese Grossprojekte totschweigen, so Hauser. Es sei im Interesse der betroffenen Gemeinden, ihre Bürger über solche grossen Enwicklungen zu informieren.

Entspricht demokratischem Auftrag

Ausserdem habe die Gemeinde auch ein handfestes ökonomisches Interesse daran, dass diese Projekte gelingen, fügt Hauser an. Er erinnert an die vielen neuen Arbeitsplätze oder die Einnahmen durch Bilettsteuern, welche etwa die Mall of Switzerland generiere.

Eine Zusammenarbeit sei folglich sinnvoll. Es entspreche gar ihrem demokratischen Auftrag, eine solche Entwicklung attraktiv zu kommunizieren, damit möglichst viele direkt oder indirekt Betroffene davon erfahren. Kampagnen wie diese entsprächen dem State of the Art in der Schweiz, stellt Hauser fest.

So will man das Projekt Luzern Süd den Leuten besser schmackhaft machen.

So will man das Projekt Luzern Süd den Leuten besser schmackhaft machen.

(Bild: zvg)

Interessen unter einen Hut bringen

Luzern Ost ist nicht der einzige sogenannte Entwicklungsschwerpunkt, der sich mit viel Tamtam in Szene setzt. Auch Luzern Süd betreibt eine Kommunikationsoffensive (zentralplus berichtete). Zusammen mit Luzern Nord bilden sie die drei Entwicklungsschwerpunkte (ESP) in der städtischen Peripherie. Die Fäden zieht dabei der Gemeindeverband «Luzern Plus», dem die Stadt und 24 Gemeinden des städtischen Grossraums angehören. Die Gebiete haben gemeinsam, dass sie sich derzeit rasch entwickeln, so Hauser. Die gemeinsame Entwicklungsperspektive helfe, die zahlreichen verschiedenen Interessen und Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen.

Nächste Ausgabe noch offen

Ebikon und Luzern Plus haben nach eigenen Angaben je einen mittleren vierstelligen Betrag an die Kosten für das Magazin «localcity» sowie die Kampagne bezahlt. Die Gemeinde Ebikon habe personell mit Know-how, Kontakten und wo erforderlich mit Datengrundlagen mitgearbeitet. Ob es eine nächste Ausgabe gibt und in welcher Form, sei offen, schreibt die Gemeinde Ebikon.

 

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