Luzern Süd wird aufgepimpt

Ein Megaprojekt sucht das Licht der Öffentlichkeit

So sieht die Baustelle Mattenhof aktuell aus – sie soll zum Zentrum von Luzern Süd werden.

(Bild: jwy)

Während der Seetalplatz und die Umgebung Luzern Nord stark im Fokus der Öffentlichkeit sind, ist es ihm Süden ruhiger. Obwohl zwischen Kriens, Horw und Luzern in Zukunft bis zu 15’000 Leute mehr wohnen und arbeiten sollen. Nun wollen sich die Verantwortlichen mehr Gehör verschaffen.

«Es ist immer wieder erstaunlich, wie wenig Kenntnis die Leute davon haben, was hier alles passiert.» Cyrill Wiget, Gemeindepräsident von Kriens, steht in einem Raum mit Blick auf die Riesenbaustelle Mattenhof. Und mit «hier» meint er das ganze Entwicklungsgebiet Luzern Süd.

Das Gebiet zwischen Eichhof und Horwer Seebucht ist eines der grössten Entwicklungsgebiete des Grossraums Luzerns und betrifft drei Gemeinden: die Stadt Luzern, Kriens und Horw. Hier im Süden, auf einer Fläche grösser als die Luzerner Innenstadt, sollen in den nächsten 20 Jahren Einwohnerzahl und Arbeitsplätze um je bis zu 15’000 zunehmen – das ist eine Verdoppelung.

Zu wenig präsent

Aber eben: Obwohl eine neue Stadt entsteht, obwohl Riesenbaustellen Kriens durchschneiden und bald Gebäude in die Höhe wachsen, ist der Gesamtfortschritt nur schwer zu vermitteln. Das Riesenprojekt ist noch wenig präsent in der Wahrnehmung. «Der Wandel wird zu wenig und zu negativ wahrgenommen, das wird dem Potenzial dieses Gebiets nicht gerecht, darum stärken wir jetzt die Kommunikation», sagt Guido Cavelti von der IG Schweighof stellvertretend für die Investoren.

Und so wie auf dieser Visualisierung soll die Überbauung Mattenhof einst aussehen.

Und so wie auf dieser Visualisierung soll die Überbauung Mattenhof einst aussehen.

(Bild: zvg)

Das will man ändern und hat dem Grossprojekt einen adäquaten Auftritt verpasst. Luzern Süd erhielt mit «Der neue Lebensraum am Fuss des Pilatus» einen eigenen Slogan, dazu einen neuen Schriftzug im Allmendstadion-Gold (oder ist es gelb?). Eine neue Webseite mit dreidimensionaler Karte informiert über die fortschreitende Entwicklung.

Neue 3D-Visualisierung

Ein Faltprospekt, der in den drei Gemeinden breit gestreut wird, bietet einen Überblick über die Schwerpunktprojekte, die noch ganz unterschiedlich weit gediehen sind: Eichhof, Nidfeld, Mattenhof, Schlund, Horw Mitte und Horw See (hier geht’s zum Flyer). «Der Flyer soll helfen, dass sich die Bürger mehr mit dem Gebiet identifizieren», sagt Wiget.

«Es entsteht hier keine Trabantenstadt.»

Cyrill Wiget, Gemeindepräsident Kriens

Zudem informiert das Faltblatt über den Velohighway, den die Verantwortlichen immer wieder erwähnen. Quasi als erstes sichtbares Luzern-Süd-übergreifendes Element. «Er verbindet die alte Stadt mit der neuen, die hier entsteht», sagt Beat Züsli, Luzerner Stadtpräsident.

Flyer und Webseite wurden von den drei Gemeinden Kriens, Horw und Luzern gemeinsam mit den Arealentwicklern und Investoren erarbeitet. Sie werden regelmässig aktualisiert, die Flyer landen in diesen Tagen in den Briefkästen des Gebiets.

Vom Moor zur Industrie

Die ehemalige Moorlandschaft hatte sich im 20. Jahrhundert zu einer Industrie- und Gewerbezone entwickelt – nun entsteht daraus neuer Lebensraum. «Ein lebendiger Lebensraum», verspricht Cyrill Wiget, «es gibt keine Trabantenstadt.» Die Mischung aus Wohnen und Gewerbe soll es ausmachen – dazu Spielplätze, Cafés und die Lage eingebettet zwischen Pilatus, Sonnenberg und Vierwaldstättersee. Zudem ist die Anbindung an die Sportstätten auf der Allmend, die Kultur mit dem nahen Südpol und die Bildung mit dem Campus Horw und der kommenden Musikhochschule gegeben.

So will man das Projekt Luzern Süd den Leuten besser schmackhaft machen.

So will man das Projekt Luzern Süd den Leuten besser schmackhaft machen.

(Bild: zvg)

Eine strikte Trennung von Wohnen und Arbeiten sei raumplanerisch nicht sinnvoll, ist Beat Züsli überzeugt. Wohin das führt, sieht man heute an Gebieten wie dem Schlund, das scheinbar planlos gewachsen ist. «Wir wollen jetzt eine gemischte Nutzung umsetzen», so Züsli.

Bald die ersten Büros

Die Entwicklung in Luzern Süd wird vom Gemeindeverband LuzernPlus koordiniert und gemeindeübergreifend umgesetzt. Die ersten Bauprojekte sind schon weit fortgeschritten. In den Überbauungen Mattenhof, Schweighof sowie Horw Mitte werden bereits innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre die ersten Wohnungen und Büros bezugsbereit sein.

«Vor allem im Bereich Verkehr haben wir noch einiges zu lösen, das wird uns noch lange beschäftigen.»

Beat Züsli, Stadtpräsident Luzern

2019 eröffnet das Hotel Holiday Inn Express und zieht die Swisscom mit 400 Mitarbeitern in einen neuen Bürokomplex im Mattenhof ein. Gleich daneben entsteht mit der Pilatus Arena eine multifunktionale Sport- und Eventarena für 4’000 Zuschauer. Es vereint verschiedene städtische Funktionen und Nutzungen – Wohnen, Arbeiten, Sport, Freizeit, Unterhaltung, Kultur, Gastronomie – unter einem Dach. Einen Steinwurf entfernt ist das neue Quartier Schweighof im Bau – 21 Gebäude bieten Raum für Wohnen und Arbeiten.

Verkehr bleibt Herausforderung

Bei all dem Tatendrang und Konsens – Luzern Süd ist noch lange nicht gebaut. Über das Gesamtkonzept sind sich die Gemeinde und Investoren zwar einig, «aber es ist noch nicht geschafft», sagt Cyrill Wiget.

Beat Züsli sieht die Herausforderung darin, dass die Grenzen, die optisch verschwunden sind, sich auch in der Wahrnehmung und den Köpfen auflösen. «Vor allem im Bereich Verkehr haben wir noch einiges zu lösen, das wird uns noch lange beschäftigen», so Züsli.

Denn trotz Megawachstum soll der Autoverkehr nicht merklich zunehmen im Gebiet. Ziel ist eine Region der kurzen Wege, wie man es bereits in der Stadt verfolgt. Dass also möglichst viel zu Fuss oder mit dem Velo erreichbar ist (zentralplus berichtete).

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