Löhne in Luzern und Zug im Vergleich

Wo Gymi-Lehrer und Staatsanwälte mehr verdienen

Links das Zuger und rechts das Luzerner Regierungsgebäude. In welcher kantonalen Verwaltung verdient man mehr? 

(Bild: Bildmontage)

Armes Luzern, reiches Zug: Das ist die gängige Vorstellung. Doch wie sieht die Realität in der Lohntüte aus: Sollten Berufseinsteiger besser für den Kirschtorten- oder den Säulikanton arbeiten? Ein Vergleich mit Tücken – der erstaunliche Erkenntnisse zutage bringt.

Zwischen Neuheim und Marbach, Bireweggen und Kirschtorte, Zuger- und Vierwaldstättersee, da tut sich ein gewaltiger Graben auf: Auf einer Seite das reiche Zug, daneben das notorisch klamme Luzern. Die Sache scheint für Berufseinsteiger klar. Doch halt: Bevor man als PH-Absolvent oder Lehrabgänger die Stellenanzeigen für Stellen im öffentlichen Dienst abgrast, lohnt sich ein Blick in die Lohn-Statistik und die Arbeitsverträge. 

Der Personalexperte Bruno Giger kennt die Thematik. Für den Geschäftsleiter des Personalvermittlers «Personal Sigma» in Luzern und Zug ist schwer auszumachen, welcher der beiden Kantone bessere Anstellungsbedingungen hat: «Ob ein Arbeitgeber attraktiv ist, hängt von sehr vielen verschiedenen Faktoren ab.» Wenn man die Lohntüte für die kantonalen Angestellten betrachte, sei Zug tendenziell im Vorteil. Jedoch würde diese Differenz schnell weggefressen, wenn man die Lebenshaltungskosten hinzurechnet: «Das Lohnniveau muss in Zug höher sein, um Mitarbeiter anzulocken.»

Die Löhne im Vergleich. Quellen: Dienststellen Personal Kantone Zug und Luzern

Markante Unterschiede bei der Staatsanwaltschaft

Tatsächlich gibt es Lohnunterschiede, die sind bis auf wenige Ausnahmen sehr gering. Die Zahlen der kantonalen Dienststellen Personal beziehen sich jeweils auf ein Brutto-Jahresgehalt inklusive 13. Monatslohn. Aus der Reihe tanzen frische Mitarbeiter in der Staatsanwaltschaft. In Zug verdient ein Gerichtsschreiber nach Abschluss der Anwaltsprüfung im Minimum 111’000 Franken ohne anrechenbare Erfahrung. Das sind stolze 17’200 Franken mehr im Jahr als sein Luzerner Equivalent, der Staatsanwalts-Assistent. Gleich frappant ist der Unterschied nur noch bei den Gymi-Lehrern: Die Zuger verdienen 118’000 Franken jährlich, ihre Kollegen in Luzern müssen sich mit 100’800 Bruttojahreseinkommen begnügen.

Vernachlässigbar sind die Unterschiede bei den meisten anderen untersuchten Berufsbildern. Oben auf schwingt Luzern nur bei den Praktikanten: Masterabsolventen verdienen in Luzern während den auf ein Jahr befristeten Stages rund 1000 Franken mehr im Monat als in Zug. Mit den Anpassungen bei den Löhnen im Rahmen des Luzerner Sparpaketes akzentuieren sich die Unterschiede etwas stärker, da im Kanton Luzern ab Juli 43,25 Stunden fürs gleiche Geld gearbeitet wird, in Zug sind es weiterhin 42 Wochenstunden.

Arbeitsbedingungen kaum vergleichbar

Die höheren Löhne in Zug sind nicht einfach guter Wille: «Zuger Arbeitgeber zahlen ja nicht freiwillig höhere Löhne», so Bruno Giger. Weil sich in Zug immer weniger die Mieten leisten könnten, würden viele Arbeitnehmer im Kanton andernorts leben, aber pendeln ist nicht jedermanns Sache: «Viele unserer Kunden verzichten lieber auf ein paar hundert Franken Lohn, wenn sie dafür nicht jeden Tag pendeln müssen.» Zug sei besonders betroffen, weil die Verkehrssituation für Pendler im Kanton sehr unattraktiv sei. «Viele meiner Kunden nerven sich darüber sehr», erklärt Personalvermittler Giger.

Die Vertrags-Bedingungen in der Übersicht. Quellen: Dienststellen Personal Kantone Zug und Luzern

Der Vergleich zwischen den beiden Kantonen ist auch für Martin Wyss, Geschäftsleiter des Verbands des Personals öffentlicher Dienste Luzern (VPOD), schwierig: «Ein Faktenvergleich zwischen den Kantonen Luzern und Zug als Arbeitgeber ist so pauschal nicht möglich.» Einerseits müsse man in der Analyse nach den Branchen differenzieren, wobei sich beispielsweise im Gesundheitswesen das Problem stelle, dass das Kantonsspital Zug privatrechtlich organisiert ist, das Luzerner Kantonsspital jedoch nach öffentlichem Recht. «Für das Personal sind das ganz grundsätzlich unterschiedliche Grundlagen für die geltenden Arbeitsbedingungen und darum kaum vergleichbar», erklärt Wyss.

«Lohnbänder sind reine Fantasiezahlen»

«Wenn man nur die rechtlich festgelegten Minimal- und Maximallöhne vergleicht, sieht man, dass der Lohn in Luzern zwischen 3 und bis zu 10 Prozent tiefer ist», so Wyss. Insbesondere aufgrund der Arbeitszeiterhöhung von 1,25 Stunden pro Woche, die in Luzern im Rahmen des KP17 beschlossen wurde (zentralplus berichtete). «Wenn der effektiv bezahlte Lohn aber nicht auf einer eindeutigen Lohnstufe beruht, sondern in einem Lohnband zu liegen kommt, wie etwa im Luzerner Lohnsystem, sind sowohl die Minimallöhne als auch die Maximallöhne oft reine Fantasiezahlen.»

Weder in Luzern noch in Zug werde laut Wyss jemand innerhalb eines Lohnbandsystems zum absoluten Minimallohn eingestellt, da sonst aufgrund der gesetzlichen Untergrenze ein automatischer Stufenanstieg gelten würde. Auch erreiche kaum jemand das Maximum. Vergleiche dieser Minimal- und Maximallöhne seien daher nur vage Indikatoren für die reale Lohnhöhe. 

«Löhne eindeutig zu tief»

Gefragte Mitarbeiter-Benefits

Eric Kuhn, Mandatsleiter der Jörg Lienert AG, hat die Mitarbeiter-Benefits zusammengestellt, die aktuell gefragt sind auf dem Arbeitsmarkt.

  • Lohnnebenleistungen wie überobligatorische Leistungen bei PK und anderen Versicherungen, überobligatorische Kinderzulagen
  • Flexible Arbeitszeiten, Möglichkeit von Home Office
  • Finanzielle und zeitliche Unterstützung bei Weiterbildungen (inkl. Fremdsprachen), betriebsinternes Weiterbildungsangebot
  • Anzahl Ferientage, Überstundenregelung, Möglichkeit von unbezahlten Ferientagen, Sabbatical
  • Geschäftswagen, Mobile
  • Kostengünstige Parkplätze für Mitarbeitende, Unterstützung für ÖV-Nutzer
  • Betriebsinterne KITA
  • Firmenevents wie Weihnachtsessen, Skitage etc.
  • Betriebsinterne Verpflegung/Kantine
  • Mitarbeiterrabatte auf eigenes Sortiment oder Vergünstigungen auf Verpflegung, REKA-Checks etc.
  • Mitarbeiteraktien

Wyss ist insgesamt nicht zufrieden, wenn es um die Arbeitsbedingungen bei den Zentralschweizer Staatsbetrieben geht: «Vergleicht man die Löhne im öffentlichen Dienst in Luzern, Zug, aber auch in Schwyz mit der gesamten Schweiz, so sind diese eindeutig zu tief.» Durch den permanenten Abbaukurs sei jegliche Kontinuität und Sicherheit bei den Arbeitsbedingungen abhanden gekommen.

Was die Arbeitsbedingungen des öffentlichen Dienstes über Jahrzehnte ausgezeichnet habe, nämlich ein eher bescheidenes Lohnniveau und eine über die Jahre moderate Lohnentwicklung, die jedoch durch hohe Stabilität und Erwartungssicherheit kompensiert werden, das gehöre der Vergangenheit an. «Es ist eindeutig, dass im Durchschnitt in beiden Kantonen im schweizweiten Vergleich zu tiefe Löhne bezahlt werden und in beiden Kantonen die Arbeitsbedingungen unter Druck sind», führt der VPOD-Chef weiter aus.

«Lohn ist nicht der wichtigste Faktor»

Eine leicht andere Haltung hat Personalexperte Bruno Giger. Die öffentliche Verwaltung sei im Vergleich zur Privatwirtschaft ein attraktiver Arbeitgeber: «KMUs bieten tendenziell weniger gute Anstellungsbedingungen als die öffentliche Hand, während renommierte Konzerne wie Roche, Schindler oder CSS die Kantone überbieten.» Generell sei die Nachfrage nach Stellen in der öffentlichen Verwaltung gestiegen, da die Stellen in den Augen der Bewerbenden mehr Arbeitsplatzsicherheit versprechen.

Doch was macht einen attraktiven Arbeitgeber aus? «Wichtige Faktoren der Arbeitgeberattraktivität sehe ich auf der einen Seite im Arbeitsinhalt in Form von herausfordernden Aufgaben mit entsprechenden Kompetenzen und Verantwortung», sagt Eric Kuhn vom Luzerner Personalvermittlungsbüro Jörg Lienert AG. Die Unternehmung hat sich spezialisiert auf Vermittlung von Fach- und Führungskräften.

Auch die Positionierung, das Branding, das Image und das Werteverständnis des Arbeitgebers sind laut Kuhn von zentraler Bedeutung. «Lohn und Lohnbestandteile spielen ebenfalls eine wichtige Rolle, sind jedoch bei Kadermitarbeitenden meist nicht der wichtigste Faktor», so Kuhn. Weiter spielten auch Führungskultur, interne Perspektiven und Aufstiegsmöglichkeiten, der Arbeitsort und die Erreichbarkeit mit dem Auto, die Anbindung an den öV sowie Teilzeitmodelle ein Rolle.

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