Der Herr über den weissen Saal tritt ab

«Das KKL ist ein Unternehmen, keine reine Kulturinstitution»

Der KKL-Direktor geht in den Unruhestand: Hans E. Koch.

(Bild: zvg)

Als erfahrener Hotelier übernahm Hans E. Koch vor bald sechs Jahren die Leitung des KKL – nun geht er in Pension. Koch war keiner, der das Rampenlicht gesucht hat. Er sieht sich als Manager, nicht als Intendant. Kann man sich das leisten als Kopf eines derart wichtigen Hauses?

zentralplus: Herr Koch, es sind Ihre letzten Tage im Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL). Packen Sie schon Ihre Kisten?

Hans E. Koch: Wichtig ist, das Jahr gut abzuschliessen; da sind wir auf bestem Weg. Ich will das KKL meinem Nachfolger so übergeben, dass er vorwärtsschauen kann. So habe ich damals die Position von Elisabeth Dalucas übernommen, und so wird es mein Nachfolger Philipp Keller von mir übernehmen.

zentralplus: Sie wechselten 2011 vom Palace ins KKL. Auf welcher Seeseite hat’s Ihnen besser gefallen?

Koch: Das Palace Luzern war für mich eine ideale Chance, nach 30 Jahren im internationalen Hotel-Business nach Luzern zurückzukehren. Kultur, Kongress und Eventmanagement haben mich immer wieder fasziniert, auch wenn es ganz andere Herausforderungen mit sich bringt. Wechsel waren für mich und meine Karriere immer wieder ein Thema.

Das KKL hat mit seiner Gastronomie sehr viele Ähnlichkeiten mit einem Hotelbetrieb, statt Hotelzimmer vermieten wir hier einen der schönsten und akustisch besten Konzertsäle der Welt.

zentralplus: Kann man schöner pensioniert werden als in diesem Haus?

Vom Hotelier zum KKL-Chef

Hans E. Koch hatte sich schon in der Anfangszeit für den Betrieb des KKL interessiert – ging dann aber andere Wege. 2011 schliesslich landete er doch noch im KKL: Er wechselte damals vom Hotel Palace auf die andere Seeseite. Als Direktor folgte er auf Elisabeth Dalucas, die das Kultur- und Kongresshaus während acht Jahren geleitet hatte.

Koch stammt aus Luzern und arbeitete als Hotelier während vieler Jahre in leitender Funktion im Ausland, vor allem in Asien. Direktor des Palace war er drei Jahre. Koch geht auf Ende Jahr in Pension, doch er bleibt aktiv: Er ist als Mitglied des Verwaltungsrates des Luganeser Kulturzentrums LAC nominiert.

Kochs Nachfolger im KKL heisst Philipp Keller, der auf April 2017 neuer Direktor wird (zentralplus berichtete). Keller war zuvor Spitaldirektor.

Koch: Ich blicke mit grosser Freude und Genugtuung auf meine Zeit im KKL zurück und werde dem Haus weiterhin verbunden bleiben. Von hier aus in den «Unruhestand» wechseln zu dürfen, freut mich sehr – der Ruhestand muss noch etwas warten. (lacht)

zentralplus: Wie wird man Sie weiter wahrnehmen?

Koch: Ich werde weiterhin Engagements in Kultur, Hotellerie, Gastronomie und Tourismus haben.

zentralplus: Mit Ihrer Vergangenheit im Palace: Wurde die Kulinarik im KKL unter Ihnen wichtiger?

Koch: Ich habe eine spezielle Affinität zur Gastronomie und das KKL hat mir in dieser Beziehung eine äusserst spannende Plattform geboten. Abgesehen davon, ist es eine wichtige Einnahmequelle für das Haus, wir haben das Angebot über die letzten Jahre weiter ausgebaut und qualitativ gesteigert. Ich denke da an neue Konzepte wie das Pavillon auf der Luzerner Terrasse, die Sommerbar Dock14 auf dem Europaplatz oder das neue Café im Kunstmuseum. Wir konnten über die letzten Jahre einiges umsetzen, das verdanke ich zu einem grossen Teil dem KKL-Team, für dessen unermüdliches Engagement bin ich sehr dankbar.

Eine Neuerung, die es unter Hans E. Koch gab: Den Pavillon auf der KKL-Terrasse kann man für Anlässe mieten.

Eine Neuerung, die es unter Hans E. Koch gab: Den Pavillon auf der KKL-Terrasse kann man für Anlässe mieten.

(Bild: jwy)

zentralplus: Menschen, die nicht direkt mit dem KKL zu tun haben, kennen Sie vielleicht nicht. Darum: Was macht man als KKL-Chef eigentlich?

Koch: Ich führe den operativen Betrieb über die KKL Luzern Management AG. Im Sinne der Public-Private-Partnership (PPP) ist dies eine halböffentliche Position. Wir sind ein professioneller Dienstleister, der zusammen mit Partnern wie dem Lucerne Festival (LF), dem Luzerner Sinfonieorchester (LSO), dem Blue Balls Festival und anderen Veranstaltern und Event-Organisatoren ein vielseitiges und abwechslungsreiches Angebot an unsere Gäste vermarktet und verkauft.

«Mein oberstes Ziel war es, unvergessliche Gesamterlebnisse zu schaffen.»

zentralplus: Trotzdem: Sie sind Vorsteher eines der wichtigsten Kulturhäuser der Schweiz, aber man kennt Sie kaum. Sind Sie also eher Verwalter als Gestalter?

Koch: Das KKL ist ein Unternehmen, keine reine Kulturinstitution. Dennoch ist eine gewisse Kenntnis, Affinität und ein Interesse gegenüber der Kultur Voraussetzung. Als ehemaliger Hotelier liegen mir besonders die Bedürfnisse unserer Partner und Gäste am Herzen. Auf individuelle Wünsche einzugehen und unvergessliche Gesamterlebnisse zu schaffen, war somit mein oberstes Ziel, als ich vor sechs Jahren die Position des Direktors im KKL übernommen habe.

zentralplus: Sie sind also Manager, kein Intendant?

Koch: Natürlich bin ich direkt verantwortlich und involviert in das, was im KKL veranstaltet wird. Andererseits sind unsere wichtigsten Partner komplett autonom und direkt für ihre eigenen Programme verantwortlich – da haben wir volles Vertrauen.

zentralplus: Wofür schlägt Ihr Herz: Kultur, Kongress oder Kulinarik?

Koch: Mein Herz schlägt für den Erfolg des KKL per se. Für mich bedeutet KKL: «K» für Kundenorientierung, «K» für Kommerz und «L» für Öffnung des Hauses gegenüber Luzern. Letztlich sind es die Luzerner, die damals den Bau des KKL ermöglicht und unterstützt haben. In diesem Sinne war es mir immer ein Anliegen, das Haus für alle und über alle Sparten hinweg zu präsentieren.

zentralplus: Was haben Sie dafür getan?

Koch: Das Angebot wurde flexibler und vielfältiger. Es umfasst neben Klassik auch Jazz, Pop, Rock oder «Film, Music & Dinner»-Veranstaltungen. Das Segment Kultur macht heute etwa 60 Prozent des Geschäfts aus. Die anderen 40 Prozent sind Firmenanlässe sowie weitere Kundenevents.

Weihnachtsfeeling vor dem KKL. Eisfeld und Glasbox beleben im Dezember den Europaplatz.

Weihnachtsfeeling vor dem KKL. Eisfeld und Glasbox beleben im Dezember den Europaplatz.

(Bild: jwy)

zentralplus: Ihr Abgang fällt in eine Zeit, in der der Kanton Luzern auch bei der Hochkultur spart, das betrifft auch das KKL.

Koch: Dazu äussere ich mich nicht.

zentralplus: Im Gegensatz zu den Leitern der betroffenen Institutionen. Sie haben doch auch ein Interesse daran, dass ein LSO weiterexistiert …

Koch: Natürlich haben wir ein Interesse daran, dass das LSO, das LF und alle anderen Partner weiter unterstützt werden und dass sie erfolgreich sind. Von ihrem Erfolg hängt auch unser Erfolg ab, das ist ganz klar.

«Können Sie sich die Stadt Luzern ohne das KKL vorstellen? Ich nicht!»

zentralplus: Auch die Debatte um die Salle Modulable fiel in Ihre Zeit. Auch da haben Sie sich rausgehalten.

Koch: Persönlich finde ich, dass die Salle Modulable eine ideale Ergänzung zum KKL gewesen wäre. Jetzt muss man andere Lösungen suchen, damit sich insbesondere das Luzerner Theater und das Lucerne Festival weiterentwickeln können.

zentralplus: Ihnen ist wichtig, dass das KKL ein Haus für alle ist. Das sieht man jetzt exemplarisch mit dem Eisfeld oder kürzlich mit der SRF-Aktion «Jeder Rappen zählt» (JRZ) vor dem Haus (zentralplus berichtete). Wie wichtig ist das für die Wahrnehmung?

Koch: Sehr wichtig! Das Eisfeld oder der Weihnachtsbaum sind Konzepte, die wir in den letzten sechs Jahren aufgebaut haben. Sie machen das Haus heute während der Advents- und Weihnachtszeit sehr viel attraktiver und belebter als früher.

Das JRZ, veranstaltet vom Schweizer Radio und Fernsehen (SRF), ist eine willkommene Ergänzung seit 2012. Luzern und insbesondere der Europaplatz eignen sich hervorragend für eine solch populäre Sammelaktion, der Platz bietet eine herrliche Kulisse.

«Ich würde behaupten, dass das Eisfeld auf dem Wasser niemandem in den Weg kommt.»

zentralplus: Wieso sind solche Events wichtig?

Koch: Solche öffentlichen Anlässe sind attraktiv und schaffen Atmosphäre. Das Gleiche gilt für den Marathon, der im Sommer durch das Haus führte. Auch Events wie das 75-jährige Bestehen des Lucerne Festival sind ganz im Sinne des KKL als Haus für die Luzerner. Mit solchen Events schaffen wir ein Angebot, das einer breiten Bevölkerungsschicht entspricht. Sie bieten ein Fenster, um das Haus zu sehen, zu erfahren und zu erleben.

zentralplus: Aber es gibt Leute, die das kritisch sehen und finden, dass das Haus von den Events fast erdrückt werde. Ist der Nouvel-Bau nicht Spektaktel genug?

Koch: Ich würde behaupten, dass das Eisfeld auf dem Wasser niemandem in den Weg kommt. Der Christbaum gehört zur Atmosphäre während Weihnachten, und man muss auch sehen: Der Europaplatz ist ein öffentlicher Platz, gewisse Events werden an uns herangetragen.

Atmospähre schaffen: Weihnachtszauber beim KKL.

Atmospähre schaffen: Weihnachtszauber beim KKL.

(Bild: zvg/Ivan Suta)

zentralplus: Das KKL bringt grosse Wertschöpfung und ist wichtig für den Tourismus. Was bringt es den Bewohnern von hier?

Koch: Wir sind mit unseren 400 Mitarbeitenden einer der grössten Arbeitgeber der Stadt. Wir erwirtschaften eine Wertschöpfung von aktuell rund 75 Millionen Franken pro Jahr, das sind seit Bestehen des KKL bereits mehr als 1 Milliarde Franken Wertschöpfung für die Stadt und Region Luzern. Können Sie sich die Stadt Luzern ohne das KKL vorstellen? Ich nicht!

zentralplus: Und ich war als Student auch einmal froh, hier in der Pausenbar ein Einkommen zu finden.

Koch: Eben, sehen Sie. (lacht) 

Sport trifft auf Kultur: Die Marathonstrecke führte die Läuferinnen und Läufer am KKL vorbei und sogar mitten durch den Luzerner Saal im KKL.

Sport trifft auf Kultur: Die Marathonstrecke führte die Läuferinnen und Läufer am KKL vorbei und sogar mitten durch den Luzerner Saal im KKL.

(Bild: Andy Mettler)

zentralplus: Zurück zu Ihrem Abgang: Fast sechs Jahre leiteten Sie das KKL, was bleibt?

Koch: Über alles: dass wir in der Lage waren, das KKL während meiner Zeit erfolgreich weiterzuführen. Wie für andere Unternehmen gibt es auch für das KKL vermehrt Herausforderungen, in einem wirtschaftlich zunehmend schwierigen Marktumfeld erfolgreich zu bleiben. In der Organisation sind wir über die letzten Jahre schlanker, effizienter und professioneller geworden.

zentralplus: 2015 gab’s einen kleinen Gewinn, mit welcher Bilanz werden Sie entlassen?

Koch: Es wird ein gutes Jahr, wir schauen einem positiven Resultat entgegen.

zentralplus: Das KKL wurde wiederholt zum besten Kongresszentrum gewählt – wie wichtig war das?

Koch: Das hat uns äusserst gefreut und stolz gemacht. Diese Anerkennung beweist, dass wir den immer höheren Ansprüchen unserer Kunden, Gäste und Partner standhalten können. Der Standort am See, im Zentrum der Stadt Luzern und der Schweiz – es gibt nichts Idealeres.

Ein Beispiel: Anfang Dezember dieses Jahres hatten wir im KKL die Konferenz der «European Space Agency». Das war eines der grössten und aufwändigsten Events, die hier je stattfanden. Im Konzertsaal wurde ein Boden eingebaut, um den weissen Saal als Hauptkongresssaal zu benutzen. Alles hat reibungslos geklappt, es war ein absolut einzigartiger Anlass.

Zeitraffer-Video vom Umbau des weissen Saals:

 

zentralplus: Was macht das KKL, damit auch die nächste Generation noch ins Haus kommt?

Koch: Ich glaube die Aufgabe des KKL wird sein, auch in Zukunft ein vielfältiges und für alle Generationen und Bevölkerungsschichten attraktives Angebot zu präsentieren. Auch die Gastronomie-Konzepte wird man überarbeiten müssen, um attraktiv zu bleiben. Es gibt im Umfeld des Bahnhofs sehr viel neue Konkurrenz und die Bedürfnisse und Essgewohnheiten unserer Gesellschaft – und entsprechend auch unserer Gäste – ändern sich.

zentralplus: Was werden Sie nicht vermissen und übergeben Sie gern dem Nachfolger?

Koch: Ich freue ich mich darauf, etwas zurückzufahren und mich auf andere Dinge zu konzentrieren. Ich wünsche meinem Nachfolger Philipp Keller genauso viel Freude und Erfolg, wie ich es hatte.

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