Radio Industrie will die Schweiz erobern

Zuger Jugendradio geht steil

Radiomachen macht offenbar Spass: Links Praktikant Joel Ribary und rechts Geschäftsleiter Raphael Häfliger.

(Bild: fam)

Bislang hatte sich das Zuger Jugendradio gut im Äther versteckt – respektive im Kabel. Konzessionen bekam es immer nur für einzelne Monate. Jetzt ist plötzlich alles anders. Das neue Ziel? Radio Industrie will schweizweit die Nummer eins werden.

Ganz heimlich findet eine kleine Radio-Revolution statt, mitten in der Stadt Zug. Dabei sah vor ein paar Jahren noch alles anders aus. Das «Radio Industrie» hat sich bislang von UKW-Monat zu UKW-Monat gehangelt, immer wenn wieder eine kurze Sendeerlaubnis da war, konnte man im Auto beim Durchzappen aufs «Radio Industrie» stossen.

Die Konzession wurde allerdings immer nur für kurze Zeit erteilt. Den Rest des Jahres konnte man das kleine Zuger Jugendradio zwar auch bisher schon empfangen, aber nur auf Kabel. «Da sind die möglichen Hörer schon mal stark eingeschränkt», sagt Raphael Häfliger, der Geschäftsleiter des Radios.

Und jetzt das: Ab sofort sendet «Radio Industrie» auf DAB, Digitalradio, jetzt schon in Zürich und im Aargau, die Zentralschweiz steht bald an. Das Ziel: In einigen Jahren will das kleine Zuger Radio zur national hörbaren Station werden. Mit einer ganz klaren Spezialisierung: Urban Music. «Soweit ich weiss, gibt es kein anderes Urban-Music-Radio in der Schweiz», sagt Häfliger und lacht, «wir wollen die Nummer eins werden. Und das hat Zukunft: Urban-Music-Genres, im Speziellen momentan auch Hip-Hop, sind in der Schweiz im Moment enorm am Boomen.»

Radio ist tot?

Der erste Schritt ist schon unternommen: «Radio Industrie» spannt in Zukunft mit dem Musikportal Reggaenews.ch und dem Schweizer Urban Blog aightgenossen.ch zusammen (zentralplus berichtete). Beide sind national ausgerichtet. Das ist quasi selbstgemachte Konvergenz fürs Nischenthema. «Die ganze Radio-Branche revolutioniert sich», sagt Häfliger, «vor ein paar Jahren hiess es noch: Radio sei tot. Jetzt merkt man: Radio muss digital werden. Und da machen wir vorne mit.» Und dafür muss eine Spezialisierung her. «Denn jetzt müssen wir uns nicht mehr nur von Radio Pilatus und Sunshine unterscheiden. Sondern von Hunderten anderen Radiosendern.»

Aber alles ganz gemächlich. Im Studio sind gerade zwei Praktikanten daran, ihre erste Sendung zu produzieren. Beni Gubser (19) ist seit zwei Wochen beim Radio dabei, das Praktikum dauert 3 Monate. «Radio hat mich schon immer interessiert», sagt er, «und bei Radio Industrie läuft genau meine Musik.»

Die Sendungsmacher bei «Radio Industrie» sind hauptsächlich Jugendliche, die das Handwerk lernen wollen. «Deshalb haben wir auch nur Sendungen über Dinge, die diese Jugendlichen interessieren», sagt Häfliger. Ein klassisches Ausbildungsradio also. Normale News gibt es nicht, respektive nur die, die die Jugendlichen selber spannend finden: Festivals, Bands, neue Platten.

Zuger Radio wird national – wo bleibt Zug?

In Zukunft können sie ihre Beiträge nun auch auf den beiden neuen Portalen publizieren, wenn sie passen. «Das ist ein Ansporn für die Jugendlichen», sagt Häfliger. Bleibt die Bude trotzdem noch ein Zuger Radio? Immerhin wird es von Kanton und Stadt finanziert – da wünscht man sich wohl auch eine lokale Ausrichtung. «Ja, auf jeden Fall, ich denke sogar, wir können noch etwas Zugerischer werden», sagt Häfliger, «da wir mit diesem Schritt neue Hörer gewinnen und mehr Leute erreichen können. Und wenn wir dann einmal in der Woche in einer Regio-Sendung einen Morgen lang Zuger Themen bringen, dann hat das mehr Gewicht.»

Mit der Stadt habe er schon Gespräche darüber geführt, «sie verstehen unseren Standpunkt und unser Konzept», sagt Häfliger. «Das kommt gut an. Schliesslich haben wir das Ziel, irgendwann auch als Radio aus den Kinderschuhen zu treten und uns zumindest teilweise selber zu finanzieren.»

Ganz andere Verbindlichkeit

Schon jetzt kommen Praktikanten aus der ganzen Schweiz, Al Pasquale (22) stammt aus Basel, er ist gerade daran, mit Gubser die Sendung zu machen. Hat das Praktikum schon absolviert und kommt trotzdem jede Woche ins Studio, um weiter Radio zu machen. Joel Ribary (19) kommt aus Thalwil, hat da ein Jugendradio gegründet und will jetzt bei Radio Industrie weiterlernen.

«Das ist schon mein Traum», sagt er, «das weiss ich schon seit fünf Jahren: Ich will Radiojournalist werden.» Sein Publikum dürfte in Zukunft etwas grösser werden. Häfliger: «Für die jungen Radiomacher ist es einfach eine ganz andere Verbindlichkeit, wenn sie wissen: Es hören nicht mehr nur ihre Kollegen zu und vielleicht die Fans des Musikers, den sie interviewen. Sondern Leute aus der ganzen Schweiz.»

 

Und so sieht das aus, wenn junge Radiomacher zum ersten Mal auf Sendung gehen:

Und so, wenn der Geschäftsführer sich gleich selber interviewen lässt:

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