Rund 27 Millionen Franken über Crowdfunding

Auch in Luzern – Im Netz fliesst das Geld

Die Crowdfunding-Seite «100-days.net» – mit erfolgreich finanzierten Luzerner Projekten. (Bild: Screenshot)

Man hat eine tolle Idee, aber was fehlt, ist das Geld. Vor einigen Jahren wurde dann im Verein gesammelt, bei Dorffesten oder im Bekannten- und Verwandtenkreis. Heute macht man das via Internet. Crowdfundings boomen auch in Luzern, doch die Spender bleiben wohl immer dieselben.

In Luzern sind die Erfolge von Crowdfundings – vor allem auf den Plattformen «100-days.net» und «wemakeit» – beachtlich. Seien es nur 700 Franken für eine Party oder gleich rund 62’700 für einen Ausbildungsplatz – die Projekte kommen aus den unterschiedlichsten Sparten.

So wurden schon zahlreiche Luzerner Projekte wie der «Sedel Shuttle», eine innovative Zitruspresse, ein Mittelaltermarkt, der faire Kleiderladen Glore, das Musical Avenue Q im Krienser Le Theâtre, die «Roasters Mikrokaffeerösterei», eine Produktion des Theaters Nawal, der Film «Langi Ziit», das Spiel «Karten gegen das Bünzlitum», ein B-Sides-Kochbuch oder ein Album der Band LED Farmers finanziert. Man hätte sogar Guido Graf nach Eritrea schicken können. Er wollte aber nicht.

Mehr Aufmerksamkeit für Projekte

Schweizweit hat im vergangenen Jahr vor allem Donat Kaufmann mit seiner Aktion «Mir langet’s» einiges an Aufsehen erregt. Er startete eine Kampagne und sammelte in rund zwei Wochen über 138’000 Franken, um die Titelseite von «20 Minuten» zu kaufen und damit ein Inserat der SVP zu kontern. In der Presse und in den Sozialen Medien wurde die Aktion aufmerksam verfolgt. Auch dank solcher Aktionen werden immer mehr Menschen, die sich nicht ständig im Netz umhertreiben, auf Crowdfunding aufmerksam. Und die Verfasser einer Studie der Hochschule Luzern gehen davon aus, dass sich der Bekanntheitsgrad von Crowdfunding in den nächsten Jahren weiterhin stark erhöhen wird.

Denn in der Schweiz ist der Markt für Crowdfunding schon im vergangenen Jahr markant gewachsen. Gemäss der Studie sind 2015 via Crowdfunding 27,3 Millionen Franken für die unterschiedlichsten Projekte zusammengekommen – 11,5 Millionen Franken mehr als im Jahr 2014.

«Wir erwarten für das nächste Jahr ein Volumen zwischen CHF 25 und 30 Millionen», schrieben die Autoren des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) der Hochschule Luzern in der letzten Studie. Nicht schlecht vorausgesagt also. Und es wachse weiter. Denn der Schweizer Markt sei weiterhin in einem sehr frühen Stadium.

Wenn’s scheitert, dann richtig

Von insgesamt 1639 Projekten konnten im letzten Jahr schweizweit 1059 finanziert werden. Dies entspricht einer Erfolgsquote von rund 65 Prozent. Auffällig ist dabei jedoch: Es sind nur wenige, die knapp an einer Finanzierung vorbeischlittern. Bei jedem zweiten gescheiterten Projekt kommen weniger als 10 Prozent des angestrebten Betrags zusammen.

In Luzern sind es vor allem Start-ups im Gastrobereich und Projekte aus Musik, Theater, Film und bildender Kunst, die erfolgreich abgeschlossen werden. Auf «wemakeit» sind derzeit sieben Crowdfundings aus Luzern am laufen. Ganze 100 konnten schon erfolgreich abgeschlossen werden. Auf «100-days.net» sind 47 Crowdfundingprojekte aus Luzern aufgelistet. 44 davon sind mit «erfolgreich finanziert» markiert.

Geografische Nähe wichtiger als Thematik

Dass die Unterstützer selten weiter als 50 Kilometer vom Initianten entfernt seien, wurde schon letztes Jahr bekannt. Mittlerweile heisst es sogar: Projekt und Geldgeber seien im Schnitt nur 12 Kilometer voneinander entfernt. Man hätte also zwar die technischen Möglichkeiten, übers Internet fast die ganze Welt zu erreichen, die Spender aber orientieren sich in ihrem näheren Umkreis.

«Die Vorstellung einer internationalen Reichweite durch das Internet bestätigt sich hier nicht. Die Unterstützer kommen meist aus derselben Region wie die Initianten», erklärt HSLU-Dozent und Crowdfunding-Experte Andreas Dietrich dazu. Die Unterstützer müssen sich mit dem Projekt, der Person oder dem Produkt identifizieren können. Eine emotionale Verbindung müsse entstehen.

90’000 Spender – 65 Millionen Franken

Zusammengezählt haben 2015 in der Schweiz mehr als 90’000 Personen ein Crowdfunding-Projekt unterstützt. Innert sechs Jahren sind es in der Schweiz ganze 65 Millionen Franken, welche so zusammenkamen. Und diesen April gab es schon rund 40 Plattformen mit einer Niederlassung in der Schweiz. Dazu kommen noch zahlreiche weitere, international ausgerichtete Plattformen wie Kickstarter, welche auch in der Schweiz viel beachtet werden.

 

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