Neuste Zahlen des Luzerner Umweltschutzes

Nun sterben Fische nicht mehr durch Gülle

Nur noch zehn Fälle von Fischsterben gab’s im Kanton Luzern.

(Bild: Fischereiverband des Kantons Luzern)

Während im Kanton Luzern die Gewässerverschmutzung durch Gülle deutlich abnimmt, ist die Verschmutzung durch Baustellen zu hoch. Auch die illegale Abfallentsorgung nahm letztes Jahr massiv zu. Der Kanton kündigt neue Massnahmen an.

Die Umweltschutzpolizei Luzern hat ihren Jahresbericht veröffentlicht – darin findet man, aus Sicht der Umwelt, sowohl positive wie auch negative Entwicklungen.

Insgesamt bleibt die Anzahl Fälle von Gewässerverschmutzungen stabil – das Fischsterben nimmt ab – und die Gülle ist nicht mehr das Hauptproblem.

Die guten Neuigkeiten

  • Noch nie hat die Luzerner Landwirtschaft die Gewässer so wenig verschmutzt wie 2015: Es gab 25 gemeldete Fälle von Verschmutzungen – der Schnitt der letzten Jahre: 34.
  • Von den insgesamt 25 Fällen gingen 20 auf Gülle zurück. Das sind deutlich weniger Gülleunfälle als in den Vorjahren.
  • Das Fischsterben bleibt tief: Zehn Fälle gab es im letzten Jahr, so wenige wie bereits 2014 (Schnitt 2009 bis 2014: 21).
  • Erfreulich: Das von Gülle verursachte Fischsterben lag 2015 bei gerade mal vier Fällen – ein neuer Tiefststand.

(Bild: Jahresbericht Umweltschutzpolizei 2015)

Die schlechten Neuigkeiten

  • 2015 gab es insgesamt 75 Fälle von Gewässerverschmutzungen (aus Landwirtschaft, Industrie und Bau). Das ist leicht über dem Durchschnitt von 67 Fällen in den letzten Jahren.
  • In 14 Fällen von Gewässerverschmutzungen bleibt die Ursache ungeklärt, weil die Behörde zu spät alarmiert wurde. Man konnte die Ursache nicht mehr zurückverfolgen, weil es oft seine Zeit braucht, bis die Verschmutzung im Gewässer ankommt.
  • Die Verschmutzung aus Industrie und Gewerbe bleibt «nach wie vor hoch», wie die kantonale Dienststelle Umwelt und Energie (uwe) schreibt.
  • Die illegale Abfallentsorgung nahm massiv zu: um rund 60 Prozent gegenüber den Vorjahren. Von 142 auf 226 Fälle (siehe Tabelle zuunterst).

 

(Bild: Jahresbericht Umweltschutzpolizei 2015)

Baustellen müssen besser kontrolliert werden

Während die Bemühungen in der Landwirtschaft fruchten, verschmutzen Industrie und Gewerbe die Gewässer zu stark. Zu viele vergiftete Abwasser fliessen also ungefiltert in Bäche und Seen. Deshalb setzt die kantonale Dienststelle Umwelt und Energie (uwe) hier an: Der Umweltschutz auf Baustellen und somit die Baustellenentwässerung muss besser werden. Das uwe unterstützt den Baumeisterverband bei der Ausbildung von Baufachleuten, bietet Beratungen an und unterstützt die Gemeinden bei der Aufsicht von Baustellen.

«Der zeitliche Druck auf Baustellen nimmt zu, es ist schnell mal eine Pumpe gelegt und das verschmutzte Wasser landet im Bach.»

Philipp Arnold, Dienststelle Umwelt und Energie

«Es ist ein stetiges Bemühen, dass wir Baustellen besser unter Kontrolle haben», sagt Philipp Arnold von der Dienststelle Umwelt und Energie. Bei kleineren Baustellen sind die Gemeinden zuständig, bei Grossbaustellen wie etwa am Seetalplatz der Kanton selbst.

Fehlt es am Wissen? Oder ist man einfach zu wenig sorgfältig auf Baustellen? Beides. «Der zeitliche Druck auf Baustellen nimmt zu, es ist schnell mal eine Pumpe gelegt und das verschmutzte Abwasser landet im Bach», sagt Arnold. Oder aber es gibt Unfälle, weil man es schlicht nicht besser weiss. Etwa wenn ein Schacht in der Nähe ist – doch dieser führt nicht in die Abwasserreinigungsanlage, sondern direkt in ein Gewässer. «Da geht die Sorgfaltspflicht schnell vergessen», so Arnold.

Ein durch Gülle verschmutzter Bach.

Ein durch Gülle verschmutzter Bach.

(Bild: Dienststelle Landwirtschaft und Wald (lawa) )

Man hatte auch Glück …

In der Statistik landen nur jene Fälle, die gemeldet und polizeilich erfasst werden – wie hoch die Dunkelziffer ist, kann man nur vermuten. Arnold schätzt aber, dass die Dunkelziffer zurückgeht. «Die Leute sind sensibler auf Gewässerverunreinigungen, es wird mehr gemeldet.»

«Wir haben viel in die Information und Ausbildung der Bauern investiert.»

Fritz Birrer, Dienststelle Landwirtschaft und Wald

Die Bemühungen in der Landwirtschaft zur Vermeidung von Gülleunfällen wirken bereits – es ist das Resultat von jahrelanger Arbeit. «Wir haben viel in die Information und Ausbildung der Bauern investiert», sagt Fritz Birrer von der Dienststelle Landwirtschaft und Wald. Das heisst, alle Betriebe im Kanton wurden gecheckt: exponierte Einlaufschächte und alte Ableitungen in Güllegruben wurden saniert sowie 350 alte Bodenleitungen stillgelegt oder ersetzt. «So wurden die Bauern für diese Problematik empfänglich gemacht», sagt Birrer – unterstützt wurden sie dabei vom Bauernverband.
 
Und 2015 hatte man auch Glück: Die trockene Witterung begünstigte die guten Zahlen, weil der Boden mehr Feuchtigkeit und somit Gülle speichern kann. Die grösste Gefahr besteht immer noch darin, dass man «die Gefahr des Gülleaustrags bei nassen Böden unterschätzt», schreibt die kantonale Dienststelle Landwirtschaft und Wald (lawa). Auch hier ist weitere Aufklärung nötig.

Sehr viele illegale Feuer

Bleiben die «widerrechtliche Abfallentsorgung und diversen Rapporterstattungen im Bereich der übrigen Umweltdelikte», wie es im Jahresbericht jargongerecht heisst.

Wieso diese grosse Zunahme um 60 Prozent? Die Erklärung ist so einfach wie sonderbar: Wegen der langen Trockenperiode im Sommer gab’s 2015 ein Feuerverbot. Natürlich wurde trotzdem gefeuert – und diese Fälle werden in der Umweltstatistik unter «übrige» Vergehen ausgewiesen. Dazu kommen Delikte wie Waldstrassen mit falschen Materialien oder vergiftete Bäume in einem Nachbarschaftsstreit. Sachen gibt’s.

(Bild: Jahresbericht Umweltschutzpolizei 2015)

Umweltschutzpolizist Beat Lötscher und eine illegale Ablagerung von organischen Abfällen im Wald.

Umweltschutzpolizist Beat Lötscher und eine illegale Ablagerung von organischen Abfällen im Wald.

(Bild: Dienststelle Umwelt und Energie)

 

Fehler bei einer Schlauchverbindung: Gülle läuft ungehindert in den Boden.

Fehler bei einer Schlauchverbindung: Gülle läuft ungehindert in den Boden.

(Bild: Dienststelle Landwirtschaft und Wald (lawa))

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