Offene Fragen – und Widerstand

Parkhaus Musegg wird teurer als geplant

Auf dieser Visualisierung sind die Dimensionen des unterirdischen Parkhauses gut zu sehen.

Das geplante Parkhaus im Musegghügel konkretisiert sich. Die Stadt unterstützt das Vorhaben, möchte aber möglichst rasch alle Fakten auf dem Tisch haben. Denn es gibt weiterhin ungeklärte Punkte – und Widerstand. Zudem wird das Parkhaus wohl mehr als die geplanten 150 Millionen Franken kosten.

«Hinter den Kulissen wird viel gearbeitet», versichert Fritz Studer, Präsident der Musegg Parking AG, gleich zu Beginn der Medienorientierung am Dienstag (zentral+ berichtete). An dieser wurde über den Stand der Planung informiert. Grundsätzlich halte man am bisher Geplanten fest, so Studer weiter. Was heisst: Im Musegghügel soll ein Parkhaus entstehen, das Platz bietet für rund 36 Reisecars und sieben Anhalteplätze. Auf vier Etagen sollen 660 Autoparkplätze erstellt werden. Die Einfahrt ist am Portal Geissmatt geplant, es wird Fussgängerzugänge zur Altstadt und zur Museggstrasse geben.

Museggmauer nur «minimal beansprucht»

Neu ist, dass der Notausgang über die bestehende Schutzkaverne aus den 1940er-Jahren unter dem Schirmerturm genutzt werden kann: Sie dient sowohl als Frischluftzufuhr wie auch als Notausgang. Darum seien keine zusätzlichen baulichen Eingriffe nötig – abgesehen von der Zufahrt und den Ausgängen. Zudem ist gemäss der AG ein kompletter Untertagbau möglich, das hätten Untersuchungen am Fels gezeigt. Damit würden die Museggmauer und andere schützenswerte Objekte «nur minimal» beansprucht.

Ein Querschnitt durch das geplante unterirdische Parkhaus Musegg.

Ein Querschnitt durch das geplante unterirdische Parkhaus Musegg.

(Bild: zvg)

Da das Parkhaus grossen Einfluss auf die Stadtentwicklung und die Verkehrspolitik hat, wurde im Oktober eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der privaten Trägerschaft und der Stadt Luzern verabschiedet. «Damit soll das Projekt möglichst rasch entscheidungsreif gemacht werden», sagt Fritz Studer. Im Rahmen eines Umzonungsverfahrens wird voraussichtlich 2017 die städtische Bevölkerung über das Projekt an der Urne bestimmen können. Bis spätestens 2022 könnte das Parkhaus realisiert werden.

Parkplätze gegen Parkplätze

Stadtrat Adrian Borgula unterstreicht an der Medienorientierung, dass der Stadtrat das Projekt zwar unterstütze. «Aber nur unter den folgenden Bedingungen», fügt er an. So müssten die Verkehrsprobleme mit Reisecars am Schwanenplatz gelöst werden, durch das enorme Wachstum des Carverkehrs bestehe dringender Handlungsbedarf. Weiter dürfe das Parkhaus keinen Mehrverkehr zur Folge haben. «Zudem soll das Parkhaus zur Attraktivierung der Innenstadt beitragen.» Will heissen: Weniger Parkplätze an der Oberfläche. «Aufgrund des Reglements für eine nachhaltige städtische Mobilität und der Umweltschutzgesetzgebung muss eine noch festzulegende Anzahl an Oberflächenparkplätzen als Kompensation aufgehoben werden», sagt Borgula.

«Wir möchten möglichst rasch eine Volksabstimmung, um zu klären, ob ein unterirdisches Bauwerk auch mehrheitsfähig und realisierbar ist.»

Adrian Borgula, Stadtrat

Ob dereinst 300 oder gar 600 Parkplätze in der Innenstadt dran glauben müssen, wenn das Musegg-Parkhaus tatsächlich gebaut wird, ist noch unklar. «Dahinter stecken komplexe Berechnungen», sagt Adrian Borgula. Parkplatz sei nicht gleich Parkplatz. Die Frage sei entscheidend, wie viel Verkehr ein Parkplatz verursache, erst dann kann er mit einem Platz im Parkhaus verglichen werden. Auf die Frage, ob je nachdem sogar andere Parkhäuser ihre Tore schliessen müssten, meinte Borgula: «Man muss auch da offen darüber nachdenken.»

Rund 400 Meter lang ist die Zufahrt vom Portal bis ins Parkhaus.

Rund 400 Meter lang ist die Zufahrt vom Portal bis ins Parkhaus.

(Bild: zvg)

Stadt drängt auf Abstimmung

Der Stadtrat betonte, dass das Parkhaus Musegg für Luzern auch eine Chance sein kann. Mit dem von der Stadt lancierten Projekt «Attraktivierung der Innenstadt» könne es durchaus sein, dass man zum Schluss kommt, Parkplätze in der City aufzuheben. «Deshalb haben wir mit dem Parkhaus Musegg eine Chance, diese zu kompensieren.» Darum unterstützt die Stadt die privaten Investoren, allerdings drängt Borgula darauf, dass zügig geplant wird. «Wir möchten möglichst rasch eine Volksabstimmung, um zu klären, ob ein unterirdisches Bauwerk auch mehrheitsfähig und realisierbar ist.» Deshalb habe die Stadt ein Interesse daran, dass möglichst alle Fakten auf den Tisch kommen, damit sich die Bevölkerung ein umfassendes Bild der Vorlage machen könne.

Unklar ist zurzeit noch, wo genau die Fussgängerausgänge zu liegen kommen. Der ursprünglich angedachte Ausgang im Amtsgerichtsgarten erweist sich aus denkmalschützerischen Gesichtspunkten als schwierig. «Wir prüfen deshalb Alternativen», sagt Projektleiter André Marti. «Von der Mariahilfgasse bis zum Museggrain suchen wir nach anderen möglichen Standorten.»

«Der Standort ist immer noch der gleiche, und den finden wir grundsätzlich falsch.»

Andreas Stäuble, Verein «Gegen das Parkhaus Musegg»

Dialog mit den Anwohnern suchen

Die Musegg Parking AG betont zudem, dass sie mit den betroffenen Anwohnern im Dialog stehe. «Wir suchen für die Zufahrt Geissmatt nach Varianten, welche die Anwohner möglichst wenig belasten», sagt Fritz Studer. Pierre Rügländer, Präsident des Quartiervereins Altstadt, zeigt sich gegenüber dem Projekt optimistisch. «Wir sind auch bestrebt, eine gute Lösung zu finden.» Schliesslich geistere die Idee schon lange herum, weiss er. «Es gab bereits 1956 ein erstes Projekt, hier ein Parkhaus zu erstellen.»

Die Ansicht zeigt das geplante unterirdische Parkhaus Musegg und weitere bestehende Parkhäuser in der Umgebung.

Die Ansicht zeigt das geplante unterirdische Parkhaus Musegg und weitere bestehende Parkhäuser in der Umgebung.

(Bild: zvg)

Anders tönt es bei der Gegnerschaft: Die Volksmotion gegen das Parkhaus Musegg wurde zwar im März im Stadtparlament – hauchdünn – abgelehnt, dennoch bleibt der Widerstand gross. Der Verein «Gegen das Parkhaus Musegg» will sich zwar erst am Donnerstag an einer Infoveranstaltung (18.30 Uhr, Sentitreff) detailliert äussern, Präsident Andreas Stäuble aber betont, dass die neue Entwicklung nichts an ihrer Haltung ändere: «Der Standort ist immer noch der gleiche, und den finden wir grundsätzlich falsch.»

Die Gegner stören sich unter anderem an den Emissionen im Zusammenhang mit der Zufahrt Geissmatt oder an der zu erwartenden Belastung durch die Abluft aus dem Parkhaus. zentral+ hat diese Punkte mit Fritz Studer, Präsident der Musegg Parking AG, besprochen.

Fritz Studer, Präsident der Musegg Parking AG

Fritz Studer, Präsident der Musegg Parking AG

(Bild: rob)

zentral+: Herr Studer, Hunderte von Autos und viele Cars werden an der Zufahrt Geissmatt für viel Verkehr sorgen. Davon betroffen sind Passanten sowie Anwohner. Wie wollen Sie das entschärfen?

Fritz Studer: Uns ist es wichtig, dass wir den Langsamverkehr nicht negativ beeinflussen. Darum prüfen wir, ob wir eine Unter- oder Überführung realisieren können. Auch was die Lärmfrage betrifft, sind wir mit dem Quartierverein im Gespräch, damit wir möglichst optimale Lösungen finden. Aber man muss sich bewusst sein, dass der ganze Verkehr, der durch das Parkhaus generiert wird, ausschliesslich von der Autobahnausfahrt über die Geissmattbrücke und zurück führt. Es wird kein Such- oder Schleichverkehr verursacht.

zentral+: Und die Abluft? Werden die Anwohner nicht mit Abgasen eingenebelt?

Studer: Da haben wir eine Lösung gefunden, indem wir die Abluft Richtung Reuss lenken, wo ja ohnehin schon die Autobahneinfahrt steht. So sind die Anwohner nicht durch die Abluft betroffen.

zentral+: Wie sicher sind Sie, dass eine Mehrheit der Bevölkerung zum Parkhaus Ja sagen wird?

Studer: Ich bin zuversichtlich, aber es wird kein Spaziergang. Schliesslich dient es doch allen, wenn der Verkehr eingedämmt wird in der Stadt. Und im Übrigen wird das Parkhaus privat finanziert – ohne öffentliche Gelder.

zentral+: A propos Geld: 150 Millionen kostet das Parkhaus. Stimmt diese Zahl immer noch?

Studer: Wahrscheinlich wird es mehr kosten; wie viel, können wir noch nicht sagen.

 

Heftige Kritik der Grünen am Luzerner Stadtrat

Die Grünen Stadt Luzern zeigen sich in einer Mitteilung irritiert darüber, dass der Stadtrat das private Projekt Parkhaus Musegg aktiv unterstützt. Nach dem äusserst knappen Entscheid im Grossstadtrat (eine Volksmotion wurde im März abgelehnt) erwarten die Grünen «mehr Zurückhaltung und Sensibilität». Dass die Exekutive in Zeiten des Sparens Geld aus der Stadtkasse investiert, sei für die Grünen inakzeptabel, heisst es in der Mitteilung.

Die geplante Einfahrt beim Nölliturm verursache viel Mehrverkehr, kritisieren die Grünen. Auch das Quartier Babel werde zusätzlich belastet. Die vorgesehene Aufhebung von Parkplätzen sei unrealistisch, da die betroffenen Unternehmen und Hausbesitzer kein Interesse daran hätten, Parkplätze vor dem eigenen Haus aufzuheben. Zudem seien die bestehenden Parkhäuser häufig halb leer, weil Autofahrer Parkplätze in der Stadt bevorzugten.

Auch das Car-Problem werde mit dem Parkhaus Musegg nicht gelöst, kritisieren die Grünen weiter. Es brauche in den Stosszeiten weit mehr als nur 35 Parkplätze, deshalb werde das Problem am Löwenplatz, im Inseli und beim Landenberg weiter bestehen. Zudem sei das Parkhaus Musegg nicht mit dem Mobilitätsreglement kompatibel, welches vom Stimmvolk 2010 angenommen worden sei. Deshalb müsse die Stadt den Mehrverkehr zwingend durch öffentliche Verkehrsmittel bewältigen. Ein neues Parkhaus ist gemäss den Grünen darum ein «No-Go».

 

 

 

 

 

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