Bierfusion: Baar und Steinhausen betroffen

Verliert der Kanton Zug 140 Arbeitsplätze?

Diese Biermarken kommen bald unter ein Dach: Beck's und Corona sind Marken von Anheuser-Busch InBev, Pilsner Urquell und Foster's gehören SABMiller mit Europa-Steuersitz in Baar. (Bild: mbe.)

Die geplante Übernahme des britischen Brauereikonzerns «SABMiller» durch den belgischen Weltmarktführer «Anheuser-Busch InBev» betrifft den Kanton Zug ganz direkt. Am Europa-Hauptsitz in Baar arbeiten rund 60, in Steinhausen weitere 80 Personen für den Konzern. Ihre Zukunft ist ungewiss.

Jedes dritte Bier, das auf der Welt getrunken wird, stammt bald vom belgischen Konzern Anheuser-Busch InBev. Der Grösste wird zum Giganten: Durch den Kauf seines Konkurrenten SABMiller, der Nummer zwei weltweit. Der Konzern SABMiller, der für einen Kaufpreis von rund 105 Milliarden Franken den Besitzer wechselt, betreibt im Kanton Zug diverse Konzernfunktionen.
In Baar an der Neuhofstrasse befindet sich der Europa-Hauptsitz des Konzerns, die SABMiller Europa AG. Im Baarer Business-Center Neuhof arbeiten rund 60 Personen für die Firma.

In Steinhausen sind weitere 80 Angestellte für den Konzern tätig. Im «4-Tower-Komplex» beim neuen S-Bahnhof hat die SABMiller Procurement GmbH ihren Sitz. Diese Firma organisiert das globale Beschaffungswesen des Getränkekonzerns, liest man auf ihrer Webseite. Von Steinhausen aus würden «für Milliarden» Franken Brauutensilien, Verpackungsmaterial und Maschinen eingekauft.

Kanton wurde informiert

Wie es für die Mitarbeiter der SABMiller in der Schweiz nach dem Deal weitergeht, ist unklar. Der Europa-Hauptsitz administriert gemäss «Handelszeitung» seit 2007 in Zug SABMiller-Brauereien in acht Ländern und steuert den Vertrieb auf dem Kontinent für Bier und Softdrinks. Europa-Chefin Susan Clark habe mit ihrer Sparte im letzten Geschäftsjahr einen Betriebsgewinn von 700 Millionen Dollar erwirtschaftet.

Die Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Zug ist von SABMiller vorinformiert worden, dass sich betriebliche Veränderungen ergeben könnten. «Da wir generell mit den in Zug tätigen Unternehmen einen guten Austausch pflegen, setzen sie uns – fast immer – über relevante Veränderungen ins Bild», sagt Generalsekretär Gianni Bomio.

«Die Auswirkungen der Fusion sind zurzeit noch offen»

Gianni Bomio, Generalsekretär Volkswirtschaftsdirektion Zug

Auswirkungen noch offen

In der Regel hätten Fusionen von international tätigen Unternehmen Auswirkungen auf deren Struktur und Personalbestand vor Ort. «Welche, sind im konkreten Fall von SABMiller noch offen, hat uns die Firma mitgeteilt.» Zuerst seien die Entscheide der zuständigen Wettbewerbs- und Kartellinstanzen abzuwarten, erklärt Bomio. Denn die Übernahme ist noch nicht genehmigt.
Über die Fusion wird in Europa entschieden. Beide Fusionspartner haben ihren Sitz hier, SABMiller in England, Anheuser-Busch InBev in Belgien.

«Wegen der Arbeitsplätze mache ich mir keine Sorgen auf Vorrat.»

Carina Brüngger-Ebinger, Gemeinderätin Steinhausen

Eines von 900 Unternehmen in Steinhausen

In Steinhausen ist Carina Brüngger-Ebinger (FDP) für Finanzen und Volkswirtschaft zuständig. Brüngger erklärt auf Anfrage, sie stehe nicht in Kontakt mit der Firma und habe keine Infos erhalten. Die Fusion sei ja im Übrigen noch nicht beschlossen. «Wegen der Arbeitsplätze mache ich mir keine Sorgen auf Vorrat», meint Brüngger. «Da hat man Angst, dass sie gehen, und plötzlich kommen Mitarbeiter eines anderen Teils des Konzerns wieder zu uns.»

Die Gemeinderätin erklärt ausserdem, dass Firmen sich im Kanton Zug ja nicht nur wegen der tiefen Steuern ansiedelten. Konkrete Zahlen zu den Steuern der Firma könne sie nicht nennen. Laut Brüngger gehört SABMiller aber bezüglich Steuern nicht zu den «Top-ten»-Unternehmen. In der Gemeinde Steinhausen seien über 900 Unternehmen mit zirka 7700 Arbeitsplätzen angesiedelt.

Baar kann Folgen noch nicht abschätzen

Die Gemeinde Baar hatte gemäss Gemeinderat Hans Steinmann (SVP) ebenfalls noch keinen Kontakt mit der Firma SABMiller. «Wir haben aus der Presse von den geplanten Veränderungen erfahren.» Was das genau bedeute, könne die Gemeinde deshalb noch nicht abschätzen, sagt der Finanzchef Baars.

Was sicher ist: «Seit 2014 erscheint die Firma nicht mehr auf unserer Top-Steuerliste», sagt Steinmann. Das sei eine Liste, auf welcher die Unternehmen erscheinen, welche am meisten Steuern zahlten. Der Kanton liefert diese den Gemeinden. Der Umkehrschluss: Vorher war sie also drauf.
Aufgrund des Steuergeheimnisses könne er keine Auskunft über die Besteuerung einzelner juristischer Personen geben, so Steinmann.

«Seit 2014 erscheint die Firma nicht mehr auf der Top-Steuerliste Baars.»

Hans Steinmann, Gemeinderat Einwohnergemeinde Baar

64 Milliarden Franken Umsatz geschätzt

Zu holen gäbe es genug beim Konzern, wie die Zahlen zeigen. Gemeinsam werden die zwei Firmen, falls die Fusion zustande kommt, laut Wirtschaftsexperten einen Marktanteil von gut 30 Prozent und einen Umsatz von rund 64 Millarden Dollar jährlich aufweisen. Die SABMiller-Biere sind in Afrika stark verbreitet (die Firma hat ihren Ursprung in Südafrika), während Anheuser-Busch InBev den Bierkonsum in Schwellenländern wie China oder Indien ankurbelt und viele Biermarken in den USA und Brasilien besitzt. In Europa können die Bierriesen kaum mehr wachsen. Dort machen ihnen die kleineren Brauereien das Leben schwer.

Für die Biertrinker wird die Fusion der beiden grössten Bierkonzerne der Welt kaum etwas ändern. «In der Schweiz sind Carlsberg und Heineken und ihre Marken führend, das betrifft uns nur am Rande», sagt Stefan Müller, Inhaber von «Drinks of the World». «Weltweit sieht es natürlich anders aus», fügt Müller hinzu.
Seine Geschäfte in Luzern und weiteren Städten führen nur wenige Produkte der zwei fusionierenden Bierbrauer. Dazu zählt Corona und Beck’s (von Anheuser-Busch) sowie Pilsner Urquelle und Foster’s von SABMiller.

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