Ebikon: Mall of Switzerland

Es wird gebaut, was das Zeug hält

Eine Baustelle der Superlative: Zurzeit werden Unmengen an Beton täglich verbaut. (Bild: Bilder rob)

Gewaltig, gigantisch, monströs: Auf einer der grössten privaten Baustellen der Schweiz ist zurzeit der Teufel los. Ein riesiges Durcheinander an Säulen, Betonwänden und Stahlträgern wird zusammengefügt. zentral+ konnte sich exklusiv auf der Baustelle umsehen. Fazit: Für Laien das nackte Chaos, Experten sagen: Alles im Griff. Tatsächlich?

Über eine halbe Milliarde Franken werden zurzeit in Ebikon verbaut. Die Mall of Switzerland wird zum zweitgrössten Shoppingcenter der Schweiz. Das Verkehrschaos ist vorprogrammiert, die Detaillisten in Luzern sind ob der drohenden Konkurrenz besorgt und die Bevölkerung im Umkreis verhält sich skeptisch: So weit, so klar. Aber was geht auf der Riesenbaustelle ab? Läuft alles nach Plan, ist man im Verzug, werden die Kosten überschritten, gab es unliebsame Zwischenfälle, und, und, und. zentral+ wollte all das wissen und machte sich auf, einen Überblick zu gewinnen im Gewusel der Grossbaustelle.

Den Überblick rasch verloren

Erst mal heisst es umziehen. Helm, Sichtweste und schwere Stiefel müssen angezogen werden, sonst hat man keinen Zutritt zur Baustelle. «Die Sicherheitsvorschriften sind streng», sagt Bernd Hofer, Geschäftsführer der Freo Switzerland und Verantwortlicher für das Gesamtprojekt Mall of Switzerland. Dann kann es losgehen. Obwohl ich mir vorgenommen habe, immer schön den Überblick zu behalten, verliert sich dieser rasch in einem der vielen dunklen Gänge des Rohbaus.

Seis drum. Ist ja auch verständlich, denn es ist ja nicht eine x-beliebige Baustelle. Nein, hier werden gegen 600 Einfamilienhäuser auf einen Schlag gebaut – volumenmässig zumindest. 584’596 Kubikmeter: eine gigantische Zahl. Und gleich noch eine: 136’903 Quadratmeter gross werden Mall und Parkhaus zusammen. Das entspricht einer Fläche von zwanzig Fussballfeldern. Ziemlich gross.

So sah die Baustelle Mitte September aus der Luft aus.

So sah die Baustelle Mitte September aus der Luft aus.

(Bild: zvg)

Der Charme des Unfertigen

Mega-Shoppingcenter

Seit letztem Sommer wird auf dem ehemaligen Gelände der Firma Schindler in Ebikon gebaut. Nach über zehnjähriger Projektphase wird die Mall of Switzerland nun fertiggestellt. Mit rund 46'000 Quadratmetern Einzelhandelsfläche und etwa 5'000 Quadratmetern zusätzlicher Gastronomiefläche sowie dem Freizeitgebäude wird es in Ebikon nach dem Shoppi Tivoli in Spreitenbach das zweitgrösste Einkaufs- und Freizeitcenter der Schweiz geben.

Das Shoppingcenter wird im Herbst 2017 eröffnet werden. Es besteht aus rund 140 Geschäften und umfasst neben einem Mulitplex-Kino mit zwölf Sälen einen Fitness-, Wellness- und Spa-Bereich. 2017 sollen auch die rund 200 Wohnungen fertiggestellt werden. Ein 3-Sterne-Hotel wird später gebaut.

Wir befinden uns im Rohbau der künftigen Mall. Hier werden im Herbst 2017 rund 140 Geschäfte eröffnet – darauf deutet bis jetzt noch wenig hin. Überall begegnet man nackten Betonwänden, es ist staubig und feucht. Da und dort haben sich grosse Pfützen angesammelt. Die glamouröse Ausstrahlung des künftigen Shopping-Paradieses ist nur mit viel Phantasie zu erahnen. Die Realität besteht aus schweren Baumaschinen, Kränen, viel Armierungseisen und trocknendem Beton.

Noch ist die künftige Mall ein riesiges Labyrinth. Etwas verblüffend sind die vielen Baumstämme, welche aufgerichtet zwischen Boden und Decke stehen: Was zum Teufel haben die hier zu suchen? Bernd Hofer schmunzelt. «Die Baustelle ist derart gross, dass wir einfach nicht genügend Stahlträger zur Verfügung haben.» Die enorm schweren Betondecken müssen während der Trocknungszeit gestützt werden, damit die Decken sich nicht nach unten durchbiegen.

900 Pfähle – und sehr viel Lärm

Auch wenn noch Staub, Dreck und rohe Wände vorherrschen: Die enormen Ausmasse dieses Bauwerks sind jetzt schon zu sehen, die Mall selber mit ihren fünf Stockwerken wird ein riesiger Gebäudekomplex. Tausende von Tonnen Beton sind bereits jetzt schon verbaut worden – hält das auch, fragt sich da der Laie. Werner Schaeppi, der von der Firma Creafactory fürs Marketing der Mall zuständig ist, schmunzelt. Beim Fundament habe man tatsächlich einige Punkte beachten müssen. «Auf der Seite zur Zugerstrasse hin haben wir Fels als Untergrund. Dort ist also das Gewicht kein Problem.» Etwas anders sieht es gegenüber aus, Richtung Zuggeleise: Da ist der Untergrund weich. «Deshalb musste man insgesamt 900 Pfähle in den Boden rammen», so Schaeppi.

«Auch am Samstag wurde gepfählt, das war natürlich nicht sehr angenehm für die Bewohner in der Nähe.»

Werner Schaeppi, Creafactory Zug

Eine Arbeit, die sich über längere Zeit hinzog und für ziemliche Lärmemissionen sorgte. Es sei wichtig gewesen, dass man die betroffenen Anwohner rechtzeitig und gut informiert habe. «Auch am Samstag wurde gepfählt, das war natürlich nicht sehr angenehm für die Bewohner in der Nähe.» Zum Dank wurde die Bevölkerung durch die Baufirma Halter am Schluss zur Besichtigung eingeladen. Insgesamt sei damit diese lärmintensive Phase ohne Probleme verlaufen.

Immer mehr Leute auf der Baustelle

Inzwischen ist der Rohbau weit fortgeschritten, die Mall und das Parkhaus stehen bereits in fast voller Grösse da. «Zurzeit geht es rasant vorwärts mit dem Bau», sagt Schaeppi. Fast täglich verändere sich das Bild der Baustelle. Dies erstaunt eigentlich, denn: Momentan sind «nur» rund 100 Bauarbeiter am Arbeiten. Läuft man herum, fällt auf, dass zwar viele grosse Maschinen – Kräne, Bagger und so weiter – im Einsatz sind, auf arbeitende Personen trifft man aber kaum. Was ist da los, wird gar herumgeplempert? Sowohl Bernd Hofer wie auch Werner Schaeppi winken ab.

Diese relativ bescheidene Anzahl an Arbeitern sei in der momentanen Bauphase normal. «Die Zahl der Leute, die hier arbeiten, wird nun aber sukzessive zunehmen», versichert Schaeppi. Wenn im Februar 2017 der Ausbau durch die Mieter erfolgt, werden gegen 1600 Arbeiter pro Tag auf dem Gelände der Mall of Switzerland anwesend sein. Jedes Geschäft wird dann den Innenausbau vorantreiben und fertigstellen bis zur Eröffnung im Herbst 2017.

«Es gibt trotz der akribischen Planung immer wieder Details, die wir ändern.»

Werner Schaeppi, Creafactory Zug

Rigorose Zugangskontrollen

Die Logistik, die Sicherheitsvorkehrungen und die ganze Organisation werden dann zu einer noch grösseren Herausforderung, als sie es heute schon ist. «Wir werden die Sicherheitskontrollen noch systematischer als heute durchführen.» Es werde Zugangskontrollen wahrscheinlich mit einem Badge-System und Drehkreuzen geben. «Wichtig ist uns auch, dass wir die Sicherheitsvorschriften absolut rigoros durchsetzen. Zudem werden wir genau kontrollieren, dass es keine Schwarzarbeit auf der Baustelle gibt.» Bisher ist es zu keinerlei Zwischenfällen oder Unfällen gekommen – das soll auch so bleiben, findet Schaeppi.

Alles scheint nach Plan zu laufen, man sei im Zeitplan und habe die Kosten im Griff, wird verlautet. Und dies, obwohl immer wieder laufend bauliche Anpassungen und Änderungen vorgenommen würden. «Es gibt trotz der akribischen Planung immer wieder Details, die wir ändern», sagt Schaeppi. So werden zum Beispiel im Innern der Mall sogenannte Jumping Facades errichtet – jedes Geschäft kann seine Fassade flexibel gestalten. Eine Änderung, die unzählige bauliche Anpassungen zur Folge hat.

Diese Visualisierung zeigt, wie es im Shoppingcenter dereinst aussehen wird: rechts die Mall, links der Freizeitkomplex und hinten die Wohnungen.

Diese Visualisierung zeigt, wie es im Shoppingcenter dereinst aussehen wird: rechts die Mall, links der Freizeitkomplex und hinten die Wohnungen.

(Bild: zvg)

Angst vor zu vielen Autos

In der momentanen Bauphase ist auch der Verkehr ein wichtiges Thema. Damit es zu keinem Rückstau auf die Strasse kommt, ist eine Schlaufe rund um das Mall-Gebäude im Bau. «Damit können wir einen Rückstau von Autos auf einer Länge von rund 200 Metern aufnehmen», sagt Schaeppi. Aber auch für Spitzentage rüstet man sich: Es wird eine Zusatzschlaufe gebaut, die mehr als einen Kilometer lang ist. Dass die Buslinie 1 frühestens 2019 bis zur Mall of Switzerland verlängert wird, bedauert man. «Wir verstehen, warum es nicht früher möglich ist. Das Problem ist nur, dass die Leute sich womöglich dadurch daran gewöhnen, mit dem Auto zu kommen statt mit dem ÖV.»

Dies könnte die Betreiber der Mall teuer zu stehen kommen: Bis zu drei Millionen Fahrten pro Jahr sind zugelassen – wenn es mehr sind, muss der Betreiber der Mall für jede zusätzliche Autofahrt bezahlen. Nicht zuletzt darum hofft man hier, dass viele der künftigen Besucher mit dem öffentlichen Verkehr anreisen werden. Werner Schaeppi: «Wir sind hier auch jetzt schon sehr gut mit dem öffentlichen Verkehr erschlossen.» Der 23er-Bus und die S-Bahn halten unmittelbar bei der Mall.

Eigene Zement-Mischanlage

Vorerst verursacht die Baustelle vor allem viel Werkverkehr: Täglich bringen Lastwagen tonnenweise Material nach Ebikon. Damit es nicht überbordet, hat man eine eigene grosse Zement-Mischanlage auf dem Gelände erstellt. «So ersparen wir uns viele Lieferfahrten mit flüssigem Zement», erklärt Schaeppi. Und weils so schön ist, zum Schluss noch dazu zwei Zahlen: Rund 68’000 Kubikmeter Beton wird in die Mall of Switzerland gesteckt, das ergibt in etwa ein Gewicht von 170’000 Tonnen. Ziemlich schwer.

Komplexe Besitzverhältnisse

Die Investitionskosten belaufen sich auf rund 450 Millionen, weitere 100 Millionen sind für einen Hotel- und Wohnbereich geplant. Für den Bau verantwortlich ist die Firma Halter AG, die in Luzern bereits die Swissporarena realisiert hat.

Kapitalgeber der Mall ist die Abu Dhabi Investment Authority (Adia), der Staatsfond der Vereinigten Arabischen Emirate ist eine der grössten Immobilieninvestorinnen der Welt. Silver Moss C Retail aus Luxemburg ist eine Tochtergesellschaft der Adia, welche für die Finanzadministration des Investments verantwortlich ist. Freo Switzerland AG wiederum ist bei der Mall of Switzerland als Projektentwickler tätig und vertritt das Investment der Silver Moss C Retail.

 

In der Bildergalerie erhalten Sie Eindrücke von der Baustelle und spannende Visualisierungen der Mall of Switzerland.

 

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