In der letzten Augustwoche soll das Gütschbähnli fahren. Voraussichtlich, wie so oft. Die Kabinen des neuen Schräglifts stehen momentan in einer Fabrikhalle in Dallenwil. zentral+ konnte einen Augenschein nehmen.
Eine positive Nachricht für die Tourismusstadt Luzern: Voraussichtlich Ende August kann man nach sieben Jahren Unterbruch endlich wieder mit einem öffentlichen Verkehrsmittel auf den Gütsch fahren. Das erklärt Gesa Eichler im Namen der Eigentümer des Hotels Château Gütsch.
Kabinen mit Holzbänken
Die neuen Kabinen stehen momentan noch in der Fabrikhalle von Inauen-Schätti in Dallenwil. Die kleine Nidwaldner Firma ist auf Seilbahnen und Schräglifte spezialisiert. Zusammen mit dem Hotelmanagement durfte zentral+ einen ersten Augenschein nehmen (siehe Fotogalerie). Luzern erhält ein schickes, neues Transportmittel. Die Kabinen aus Metall sind in dunkler Bronze gehalten und haben vorne und hinten ein Fenster, im Inneren befindet sich eine Sitzbank aus Eschenholz. Jede Kabine bietet Platz für acht Fahrgäste (stehend). «Wir nehmen jetzt noch den Endausbau mit den elektrischen Installationen vor, bauen das Licht ein», sagt Thomas Müller von Inauen-Schätti AG.
«Wir wollten die Kabinen per Helikopter anliefern, haben aber aus Kostengründen darauf verzichtet.»
Thomas Müller vom Liftbauer Inauen-Schätti
Spektakuläre Kran-Aktion
Im August sollen die Kabinen laut Zeitplan mit dem Lastwagen nach Luzern transportiert werden. «Wir wollten sie zuerst per Helikopter anliefern, haben aber aus Kostengründen darauf verzichtet», erklärt Müller. Stattdessen wird bei der Bergstation der Gütschbahn ein Kran installiert, der die Kabinen über das Gebäude hebt und auf das Trassee setzen wird. Für die neue Bahn gelten andere gesetzliche Regelungen. Das neue Gütschbähnli ist genau genommen ein Schräglift mit zwei unabhängig fahrenden Kabinen. Das alte Bähnli brauchte als Standseilbahn eine Bundeskonzession. Die neue Bahn ist ein kommerziell genutzter Schräglift, laut Müller eine Art «verkleinerte Standseilbahn», die maximal acht Personen pro Fahrt transportieren darf. Thomas Müller: «Für die Abnahme ist die Kontrollstelle des Interkantonalen Konkordats für Seilbahnen und Skilifte zuständig. Ich werde die Bahn für den 28. August zur Abnahme anmelden.»
Manager freut sich am meisten
Am meisten auf das Gütschbähnli freut sich Tim Moitzi, der Resident Manager des Hotels Château Gütsch. «Für unsere Hotelgäste und die Tagestouristen ist die Erschliessung zentral. Die meisten internationalen Gäste reisen mit dem öffentlichen Verkehr über den Bahnhof an», sagt er. Von dort gibt es momentan nur den Bus bis zur Kanonenstrasse, den Shuttlebus, der manchmal im Verkehr der Baslerstrasse stecken bleibe, ein Taxi oder den Fussweg.
Moitzi kann die Inbetriebnahme deshalb kaum erwarten und hat schon einen Event mit 40 Personen auf den 31. August angemeldet. «Ich habe ihnen versprochen, dass sie zum Champagnerfrühstück mit dem Bähnli auf den Gütsch hinauffahren», sagt er. Ob es diesen Monat definitiv klappt, hängt von verschiedenen Parteien ab: Beteiligt sind verschiedene Handwerksbetriebe, die Bahn muss installiert, getestet und abgenommen werden.
«Technische Details im Zusammenhang mit der VBL-Vereinbarung führten zur Verzögerung.»
Gesa Eichler, Château Gütsch Immobilien AG
Verhandlungen mit VBL führten zu Verzögerung
Die Kabinen sind unbedient und sollen per Video von den VBL überwacht werden. «Es gab im Zusammenhang mit der Videoüberwachungsanlage in der letzten Phase der Fertigstellung der Kabinen leider eine Verzögerung von einigen Wochen», räumt Gesa Eichler gegenüber zentral+ ein. Da geplant sei, dass die VBL die beiden Schräglifte betreibe und die Kameras daher auch über die Zentrale der VBL geschaltet werden, habe zuerst geklärt werden müssen, wie dies technisch genau umgesetzt werden könne. «Eine herkömmliche Lösung, wie sie zum Beispiel in den VBL-Bussen verwendet wird, war nicht möglich.»
Der Schräglift von der Baselstrasse zum Hotel Château Gütsch überwindet eine Höhendifferenz von 84,5 Metern. Er wird mit einer Geschwindigkeit von zwei Metern pro Sekunde fahren und braucht rund 90 Sekunden für die 180 Meter lange Strecke. Mit Ein- und Aussteigen wird die Fahrtdauer damit rund zwei Minuten betragen. Beim Schräglift handelt es sich um eine unabhängige Doppelanlage. Vergleichbare öffentliche Erschliessungen hat Inauen-Schätti in den letzten Jahren in Le Locle für die Verbindung von der Stadt zum Bahnhof sowie in Haute Nendaz realisiert.
Vertragsparteien zuversichtlich
Gemäss Gesa Eichler haben die Chateau Gütsch Immobilien (CGI) der VBL letzte Woche einen Vertragsentwurf für den Betrieb der Gütschbahn zugesendet. «Ich erwarte zu diesem Zeitpunkt keine grösseren Unstimmigkeiten mehr, da die Eckpunkte des Vertrags bereits vorab diskutiert worden sind», so Eichler. VBL-Mediensprecher Christian Bertschi bestätigt den Empfang des Vertragsentwurfs. Die Verhandlungen befänden sich in der Endphase. «Es sieht gut aus und wir sind zuversichtlich, dass wir die Bahn betreiben werden. Bei Details werden wir uns sicher noch finden», sagt Bertschi. Noch offen ist zum Beispiel, wer die Glasfaserleitung bezahlen soll.
Neben der Videoüberwachung werden die VBL zwei orange Billett-Entwerter an der Tal- und an der Bergstation installieren. «Zudem werden wir, wie in unseren Bussen, Fahrgastzählungen und Billettkontrollen durchführen», so der VBL-Sprecher. Die Fahrt auf den Gütsch wird vier Franken kosten. «Das Billett ist in der gesamten Zone 10 für beliebig viele Fahrten während 60 Minuten gültig.»
Altes Gütschbähnli 2012 entsorgt
Dem früheren Gütschbähnli weint wohl niemand eine Träne nach. Obwohl es mit der Jahreszahl der Inbetriebnahme angeschrieben war, handelte es sich nicht um das historische Bähnli. Es war neueren Datums und sah mit seiner rosaroten Bemalung ziemlich kitschig aus. Während das Trassee unter Denkmalschutz steht, galt das nicht für die Bahn. Der Betrieb der Gütschbahn wurde 2008 eingestellt, erst im Juli 2012 demontierte und entsorgte man die Kabinen (siehe Fotogalerie mit historischen Fotos). Die Geschichte des Bähnchens seit 1885 kann man auf einer Homepage über Seilbahnen im Detail nachlesen.
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GH, 09.08.2015, 12:59 Uhr Zumindest auf diesen Bildern kommt das neue Bähnli wie eine schmucklose Blechkiste daher. Könnte auch ein WC sein…
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Die Kurzstrecke ist gemäss Tarifverbund Passepartout für eine einfache Busfahrt bis 6 Haltestellen innerhalb der Zone 10 vorgesehen. Die Gütschbahn gilt nicht als Busstrecke. Sie ist aber integriert in den integralen Tarifverbund Luzern-, Ob- und Nidwalden in der Zone 10. Im Gegensatz etwa zur Marzilibahn in Bern kann man mit dem Ticket nicht nur eine Fahrt auf der Strecke der Gütschbahn unternehmen, sondern sich in der gesamten Zone 10 während einer Stunde frei bewegen.
Bei weiteren tarifarischen Fragen verweisen wir auf den Tarifverbund Passepartout, www.passepartout.ch.Christian Bertschi, Verkehrsbetriebe Luzern AG
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