Schulstart mit dem Klassiker

Wo findet man den guten alten Schulthek?

Der Klassiker schlechthin lässt die Herzen der Nostalgiker höher schlagen. Doch gibt es ihn in Luzern noch zu kaufen? (Bild: Stefan Berger)

Am 17. August ist Schulstart. Ein ganz spezieller Tag für alle Erstklässler – ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Als ständiger Begleiter mit dabei: der Schulthek. Was ist dieses Jahr im Trend und gibt es den guten alten Kuhfell-Thek eigentlich noch?

«Erinnerst du dich noch an deinen ersten Schulthek?» Ohne es zu wollen: mit dieser Frage kann eine abendfüllende Diskussion ausgelöst werden. «Der Thek war grösser als ich selbst», «Ich habe meinen Rennauto-Schulthek noch immer» oder «Ich musste leider den Thek meiner Schwester nachtragen», so beginnen die Geschichten. Sie drehen sich um Grösse, Farbe, Muster und Bequemlichkeit des Theks, ehe die Gespräche abschweifen und sich um den Schulalltag, die Lehrer, den Schulweg, den ersten Schulschatz und so weiter handeln. Lauter schöne Erinnerungen.

Was ist mit dem absoluten Klassiker?

Und es dauert nicht lange, spricht man über den Kuhfell-Thek. Schwarz- oder braun-weisse Muster aus Kuhfell auf einer Ledertasche. Dazu Leuchtreflektoren an den Schnallen. In den ersten Wochen geliebt, verblasste der Stolz über das traditionelle Schulmaterial allmählich. Irgendwann wich er einem modernen Rucksack und verschwand im Schrank. «Die sind heute doch bestimmt wieder voll im Trend». Echt? zentral+ begab sich auf Spurensuche.

Als erstes führt die Spur zur «Papeterie Waldis» an der Krongasse. Geschäftsführerin Edith Waldis gibt bereitwillig Auskunft über die momentanen Trends für Erstklässler. «Gesucht werden vermehrt sportliche Schulsäcke», erklärt sie uns. Die klassischen Box-Schultheken seien auch noch gefragt, aber nicht mehr im gleichen Ausmass wie früher. Den Kuhfell-Thek führt Waldis nicht im Sortiment. «Den will niemand mehr. Lediglich eine Person hat in diesem Jahr danach gefragt.»

Autos und Ponys, aber keine Kuhfelle

Ähnlich tönt es im «Coop City» am Mühleplatz. Das Angebot an Schultheken ist zwar riesig, aber auch hier kein Erfolg bei der Suche nach dem flauschigen Viereck. Die Leiterin der Abteilung meint, die seien seit Jahren nicht mehr gefragt.

Also wieder zurück in ein Papeteriegeschäft zu «Spaeti». Doch auch hier leider eine Absage. Trotzdem, langsam wird klar, was diesen Sommer im Trend liegt. Die Wünsche der Kinder verändern sich kaum. Knaben wollen Helikopter, Flugzeuge, Autos, Fussballer und Raubtiere auf ihren meist blauen oder roten Theken und Mädchen eher Ponys, Büsis und Feen in rosa. Genderneutralität sieht anders aus. Die Bedürfnisse der Eltern haben sich hingegen gewandelt. Ergonomie lautet das Zauberwort. Die Theken müssen bequem sein, sich möglichst dem wachsenden Kind anpassen und genügend Platz bieten – in Zeiten der Tagesschule müssen Kinder viel mehr schleppen.

Blau und pink gehören zu den beliebtesten Farben bei Schultheken für Erstklässler (Bild:les).

Blau und pink gehören zu den beliebtesten Farben bei Schultheken für Erstklässler (Bild:les).

Gefunden – aber nicht in Luzern

Doch keine Spur des guten alten Kuhfell-Schultheks. Die Suche führt noch zu «Lederschmid», «Manor» und «Globus» – aber nirgends ist der Klassiker im Sortiment. Weitere wirklich schöne Modelle können begutachtet werden und auch Kinder, die sich nicht entscheiden können. Den Besuch im Secondhand Laden wird ausgelassen, ein neuer, ungebrauchter Thek soll es sein.

Die Suche verlief enttäuschend, nun muss das Internet helfen. Und siehe da, tatsächlich gibt es Online-Anbieter: Auf www.kuhfell.ch das erste Angebot, dass den besagten Schulthek zeigt. Stefan Berger, der Verantwortliche des Onlineshops gibt Auskunft. Auch er gerät über die Kuhfell-Schultheken ins Schwärmen: «Sie sind ein absolutes Evergreen.»

Die «gute, alte Zeit»

Berger erklärt die Faszination: «Kinder möchten gerne etwas Einzigartiges haben.» Im Kindergarten würden insbesondere die Mädchen ihrer «Hello Kitty»-Produkte langsam überdrüssig und suchen nach coolen Sachen. Auch nostalgische Gründe gäbe es. «Eltern, Gotten und Göttis, die selbst schon so einen Kuhfell-Schulthek hatten, haben diesen meistens aufbewahrt und möchten ihren Kinder etwas Ähnliches schenken.» Es helfe, dass dieses Produkt ein Ettikett «Gute, alte Zeit» trage. Weiter würden Kuhfell-Produkte mindestens 50 Jahre halten.

«Es sind halt absolute Liebhaber-Produkte»

Stefan Berger, Leiter des Onlinehandels kuhfell.ch

«Zu sehen, welche Freude die Kunden an unseren Produkten haben, ist immer wieder schön», sagt Berger. «Sie freuen sich über die Bestellungsbestätigung, die Versandbestätigung, den Erhalt des Theks, ja sogar für die Rechnung bedanken sie sich», erzählt Berger und lacht. Wie viele Modelle er tatsächlich verkauft, sagt er nicht.

50 verkaufte Exemplare jedes Jahr

Verkaufszahlen gibt der letzte Schweizer Thekenhersteller, die «Debrunner AG» preis. «Pro Jahr braucht es rund 50 Stücke», erklärt Rolf Bötschi, der die ganze Schweiz mit Schultheken versorgt. Eigentlich eine vernachlässigbare Zahl, meint er, doch «Kult und Emotionen» würden es ausmachen. «Es sind halt absolute Liebhaber-Produkte». Jeder Thek sei einzigartig und verfüge über ein unverwechselbares Muster. Den aktuellen Trends von Schultheken, welche die Bedürfnisse der Erstklässler aufnehmen würden, folgt dieses Modell nicht. «Ich stelle fest, dass Rudolf-Steiner Schüler zur Zielgruppen dieser nachhaltigen Produkte gehören.» Zum Mainstream gehören sie definitiv nicht mehr. Kommt hinzu, dass die zum streicheln einladenden Produkte rund 350 Franken kosten.

Aber es gibt sie tatsächlich noch: den Kuhfell-Schulthek. Zwar nicht in den klassischen und traditionellen Verkaufsstellen, sondern im Internet. Und bei der Freude und Sympathie, die dem Thek bei allen Verkaufsstellen entgegengebracht wurde, ist es nicht auszuschliessen, dass der Klassiker eine Wiederentdeckung feiern wird. Nostalgiker würden sich freuen.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von kuhfellthek
    kuhfellthek, 08.10.2015, 21:29 Uhr

    cool das es doch noch Leute gibt die sich für Die EDLEN FELLTHEKS INTERESSIEREN

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