Rücktritt von HSLU-Direktor Büeler

«Es hat nichts mit Leidensdruck zu tun»

Xaver Büeler, Direktor der Hochschule Luzern – Wirtschaft.

Nach acht Jahren tritt Xaver Büeler, Direktor der Hochschule Luzern – Wirtschaft, zurück. Just an dem Tag, an dem die Uni verkündet, dass sie grünes Licht für ihre Wirtschaftsfakultät gibt. Das sei reiner Zufall, findet Büeler – zur universitären Konkurrenz gibt er sich zugeknöpft. Büeler freut sich vielmehr über den Boom der Hochschule. Und ärgert sich über immer mehr Rechtsverfahren von Studenten.

zentral+: Ausgerechnet an dem Tag, an dem Sie Ihren Rücktritt per Ende März 2016 bekannt geben, vermeldet die Universität Luzern, dass sie in einem Jahr definitiv mit der Wirtschaftsfakultät starten wird, die ja eigentlich in Konkurrenz zur Hochschule steht. Das kann doch fast kein Zufall sein, oder doch?

Xaver Büeler: Er lacht. Doch, das ist ein absoluter Zufall und hat mit meinem Rücktritt überhaupt keinen Zusammenhang.

zentral+: Die neue Wirtschaftsfakultät an der Universität hat in den letzten Jahren für viel Wirbel gesorgt. Es war die Rede von Konkurrenz zur Hochschule und von einem bildungspolitischen Fehler. Hand aufs Herz: Wie sehr ärgert Sie diese Doppelspurigkeit heute?

Büeler: Da muss ich die Carte blanche ziehen. Ich äussere mich nicht zu dieser Frage.

zentral+: Warum?

Die «Wirtschafts-Uni» startet 2016

Ab Herbst 2016 wird es in Luzern zwei Möglichkeiten geben, Wirtschaft zu studieren: Die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät an der Universität kann planmässig realisiert werden – in einem Jahr werden die ersten Studenten den Bachelor-Studiengang starten (zentral+ berichtete). Lange Zeit war nicht klar, ob die finanziellen Mittel bereitgestellt werden können. Nachdem die Luzerner Stimmbürger im November 2014 der Revision des Universitätsgesetzes und damit der Schaffung einer wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät zugestimmt haben, musste die Finanzierung ohne zusätzliche Mittel des Kantons sichergestellt werden. Dies ist nun erfüllt.

Die Idee, nebst der seit langem bestehenden Wirtschaftsabteilung der Hochschule Luzern ein weiteres Wirtschaftsstudium anzubieten, stiess auf Kritik seitens der Hochschule. Diese zeigte sich anfangs irritiert und sprach von einem «bildungspolitischen Fehler». Es wurde befürchtet, dass sich die beiden Bildungsangebote in die Quere kommen und dass die Universität die Hochschule konkurrenzieren werde. Im Abstimmungskampf im letzten Jahr betonten die Befürworter, dass sich die beiden Bildungsinstitutionen ergänzen und nicht konkurrenzieren sollen. An der Hochschule Luzern – Wirtschaft studieren derzeit etwa 2000 Studenten, die Universität rechnet im ersten Studienjahr mit 100 bis 150 Wirtschaftsstudenten.

Büeler: Die ganze Geschichte hat mit meinem Rücktritt nichts zu tun, ich möchte das nicht kommentieren.

zentral+: Nun gut, lassen wir das. Sie verlassen die Hochschule Wirtschaft und damit ein Departement, das nur eine Richtung kennt: nach oben. Geht Ihnen dieses Dauerwachstum zu schnell?

Büeler: Es gab Jahre, in denen wir 20 Prozent Zuwachs hatten, einmal waren es sogar 23 Prozent. Da geht es dann schon etwas stürmisch zu und her, schliesslich muss man neues Personal finden und die nötige Infrastruktur bereitstellen für all die Studenten. Aber natürlich ist es eine sehr erfreuliche Entwicklung. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir immer gewachsen sind, das hat uns einige Sorgen abgenommen.

zentral+: Warum treten Sie denn zurück, wenn es so gut läuft?

Büeler: Ich muss betonen: Mir hat die Arbeit hier sehr, sehr gut gefallen. Mein Entscheid hat nichts mit Leidensdruck zu tun.

zentral+: Womit denn?

Büeler: Es geht mehr darum, dass ich Lust auf etwas Neues habe. Mit bald 54 habe ich noch gut zehn Jahre bis zur Pension. Mit 60 wäre es wohl zu spät. Nun möchte ich noch den einen oder anderen Lebenstraum erfüllen.

zentral+: Da sind wir gespannt.

Büeler: Auch da kann ich leider noch nichts verraten, obwohl die Perspektiven sehr konkret, aber noch nicht spruchreif sind.

zentral+: 2009 waren es 1200 Studenten, heute sind es 2000. Warum boomt diese Fachrichtung derart?

Büeler: Bei den Bachelor-Studenten haben wir jetzt eine Stagnation, was demografische Gründe hat. Aber es ist klar, dass der Trend hin zu Fachhochschulen immer noch da ist. Zudem zieht die Hochschule Luzern viele Studenten aus anderen Kantonen und aus dem Ausland an. Ich will uns da nicht allzusehr auf die Schultern klopfen, aber offenbar haben wir es in den 44 Jahren, seit es diese Ausbildung gibt, geschafft, einen guten Ruf zu erreichen. Luzern ist attraktiv und liegt hoch im Kurs. Wir bieten eine persönliche Atmosphäre und haben ein gutes Betreuungsangebot, das wird geschätzt.

«Wir können uns glücklich schätzen, dass wir immer gewachsen sind, das hat uns einige Sorgen abgenommen.»

Xaver Büeler, Direktor Departement Wirtschaft Hochschule Luzern

zentral+: Dass in der Zentralschweiz so viele junge Menschen Wirtschaft studieren wollen, erstaunt eigentlich. Schliesslich ist die Region KMU-geprägt und liegt etwas abseits des Wirtschaftsraums Zürich.

Büeler: Das mit den KMU stimmt nicht ganz. Der Mix zwischen kleineren und grösseren Unternehmen ist nicht viel anders als in anderen Regionen. Wir haben Firmen wie Schindler, Victorinox, Dätwyler, Novartis oder Roche hier. Unser Profil ist deshalb nicht spezifisch auf KMU ausgerichtet. Zudem kommt die Hälfte der Studierenden von ausserhalb der Zentralschweiz, das zeigt, dass wir breit aufgestellt sind.

zentral+: Was war das Highlight der letzten Jahre?

Büeler: Die gute Kultur der Zusammenarbeit in unserem Departement finde ich herausragend. Super ist auch die steigende Zahl von Studenten, die noch während der Studienzeit ein Unternehmen gründen. Wir haben ein Zwischengeschoss eingerichtet, wo junge Unternehmer ihre erste Homebase haben und so ihr Start-up vorantreiben können. Das ist für mich etwas vom Motivierendsten, das ich hier erleben durfte.

zentral+: Welche Schattenseiten hat Ihr Job?

Büeler: Es findet zunehmend eine Art Verrechtlichung statt. Wir sind immer mehr in juristische Auseinandersetzungen verstrickt.

zentral+: Mit wem?

«Wir sind immer mehr in juristische Auseinandersetzungen verstrickt. Es sind Studierende und deren Eltern, die Entscheide der Hochschule anfechten.»

Büeler: Es sind Studierende und deren Eltern, die Entscheide der Hochschule anfechten. Das ist ein Phänomen, das vor acht Jahren noch keine Rolle gespielt hat. Inzwischen mussten wir sogar unsere Rechtsabteilung ausbauen deswegen.

zentral+: Wogegen gibt es Einsprachen?

Büeler: Gegen Prüfungsentscheide etwa. Oder gegen disziplinarische Massnahmen, wenn zum Beispiel jemand die Semestergebühr nicht bezahlt. Diese Entwicklung besorgt mich, um ehrlich zu sein.

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