Gerüchte ums Baarer Familienunternehmen

Will der Medela-Erbe verkaufen?

«Der Zug fährt weiter», sagt Medela-Erbe Michael Larsson, die Verkaufsgerüchte seien absurd. (Bild: zvg)

Die Baarer Stillprodukte-Fabrikanten der Medela sind höchst erfolgreich. Trotzdem brodelt es: Im März sind fünf Mitglieder der Geschäftsleitung gegangen. Man munkelt, der Erbe wolle das Familienunternehmen gegen den Willen des Gründers verkaufen.

Seit dem Fall Sika horcht man in Zug auf, wenn es um den Verkauf von Familienunternehmen geht. Nun machen neue Gerüchte die Runde, und wieder geht es um eine Firma mit Sitz in Baar. Die Medela AG ist ein äusserst erfolgreiches Familienunternehmen: Macht eine halbe Milliarde Franken Umsatz, beschäftigt 1500 Mitarbeiter weltweit. Und wurde gerade heftig durchgeschüttelt: Im März haben sich der Verwaltungsrat unter der Leitung von Michael Larsson und die langjährige Chief Executive Officer (CEO) Renate Schreiber mitsamt Geschäftsleitungsmitglied Marcel Felber «einvernehmlich» voneinander getrennt, wie Larsson schreibt. Daraufhin haben drei weitere Mitglieder der Geschäftsleitung ihre Kündigung eingereicht, wohl aus Loyalität zu Schreiber: Chief Financial Officer (CFO) Philippe Eilinger und die beiden Abteilungsleiter Peter Aggersbjerg und Peter Høst.

Zudem haben im letzten Jahr zwei Verwaltungsratsmitglieder ihren Posten verlassen. Das hat offenbar Unsicherheit im Team geschaffen, so grosse, dass Gerüchte entstanden sind: Die Erben wollen verkaufen, wird gemunkelt. Das Erbe des Gründers sei in Gefahr.

«Das ist einfach absurd»

Ein bissiges Gerücht. Der Gründer Olle Larsson hatte einen Verkauf explizit ausgeschlossen: «Meine Firma wird nie an die Börse kommen, mir geht es um den Menschen und nicht um die Dividende», schreibt er in seiner Biografie. Seine beiden Söhne, Michael und Göran, haben deshalb 2012 einen Erbverzichtsvertrag unterschrieben, wie die Zeitschrift «Finanz und Wirtschaft» berichtete. Die Olle Larsson Holding, der die Medela gehört, wurde 2013 ins Vermögen einer gemeinnützigen Stiftung überführt.

«Natürlich, einen Monat lang waren die Mitarbeiter sehr unsicher.»

Michael Larsson, Verwaltungsratspräsident Medela

Das Familienunternehmen gehört also nicht mehr der Familie, sondern deren Stiftung. Wird aber noch von ihr geführt: Michael Larsson ist Verwaltungsratspräsident der Medela, der Olle Larsson Holding und Stiftungsratspräsident der «Familie Larsson-Rosenquist Stiftung».

«Es trifft mich schon etwas»

Michael Larsson hat kein Verständnis für anonyme Gerüchteverbreiter: «Man hätte doch einfach mit uns reden können», sagt er. Die Gerüchte will er gar nicht kommentieren: «Das ist einfach absurd. Nach all den Jahren, in denen sich die Familie so für das Unternehmen eingesetzt hat, wieso sollten wir gerade jetzt über einen Verkauf nachdenken? Dann hätten wir bestimmt keine Stiftung gegründet.» Sagt er und wirkt aufgebracht. «Klar, es trifft mich schon etwas. Wenn Sie für ein Familienunternehmen arbeiten, dann leben Sie für die Unternehmung.»

Und was die Firma jetzt brauche, das sei Ruhe: «Das hat sie verdient. Natürlich, einen Monat lang waren die Mitarbeiter sehr unsicher. Bei solchen Wechseln ist das völlig normal. Aber das hat sich jetzt wieder gelegt», sagt er. «Es ist schade, dass es die Abgänge in der Geschäftsleitung gegeben hat. Aber das neue Management und die zweite Linie stehen voll zum Unternehmen und wollen weitermachen, und wir wollen das auch. Der Zug fährt weiter, auch wenn einige abgesprungen sind.»

Schlechter Schlaf vor dem Entscheid

Aber weshalb hat die Firma überhaupt so plötzlich die Führungsriege gewechselt, nach vier erfolgreichen Jahren unter CEO Schreiber? «Schauen Sie, es gibt in jeder Unternehmung harte Entscheide. Die Medela AG steht vor einem Entwicklungsschritt.» Sie sei ein Konzern geworden. «Wenn man so langjährige Mitarbeiter hat wie wir, ist das zwar für viele Dinge von Vorteil», sagt Larsson.

Aber es habe auch Nachteile: «Es fehlt Know-how für die neue Situation.» Mit dem neuen CEO Daniel Frutig habe man jemanden gefunden, der dieses Know-how aus anderen Konzernen mitbringe. «Ich habe vor diesem Entscheid sehr schlecht geschlafen und mir lange überlegt, welche Auswirkungen er auf die Firma und die Mitarbeiter hat. Aber das ist nun mal ein Entscheid, den der Verwaltungsrat fällen musste.» Über die Gründe für die Kündigungen in der Geschäftsleitung wolle er nicht spekulieren.

«Wenn wir das gewollt hätten, dann hätten wir wohl kaum ein so kompliziertes Konstrukt wie eine Stiftung gegründet.»

Michael Larsson

Und die Abgänge im Verwaltungsrat letztes Jahr? Kurt Rudolph sei aus Altersgründen ausgeschieden, von Urs Tanner habe man sich aus strategischen Gründen getrennt. «Diese beiden Abgänge haben aber nichts mit der Kündigung von Frau Schreiber zu tun», sagt Larsson.

Will Larsson die Firma zurückkaufen?

Es wäre theoretisch möglich, die Firma zu verkaufen, das bestätigt Larsson. «Unmöglich ist es nicht: Die Stiftung könnte die Firma verkaufen, wenn sie das wollte. Aber es macht natürlich keinen Sinn. Und eine Stiftung ist vom Bund überwacht und muss nur eines: ihren Stiftungszweck erfüllen.» Könnte es sein, dass sich Larsson die Firma Medela von der Stiftung zurückkaufen möchte? Larsson: «Wenn wir das gewollt hätten, dann hätten wir wohl kaum ein so kompliziertes Konstrukt wie eine Stiftung gegründet.»

Weshalb aber hat ein Unternehmer überhaupt noch unternehmerischen Antrieb, wenn er am Ergebnis nicht mehr beteiligt ist? «Das ist eine gute Frage. Aber sehen Sie, wenn Sie so mit einer Firma aufwachsen, dann haben Sie immer eine Verbindung dazu. Und Sie werden alles daransetzen, dass diese Firma eine gute Zukuft hat.» Er sei deshalb daran, seine Nachfolge zu planen, wolle mit 65 Jahren nicht mehr so viel arbeiten, sagt Larsson. «Darüber können wir natürlich noch nichts sagen. Aber wir sind daran, die Nachfolgeplanung gut zu regeln.»

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