Neue Prognose für Wirtschaftsentwicklung

Luzerner Wirtschaft im Sinkflug

Entwicklung des Bruttosozialprodukts 2012 bis 2016. Die blaue Kurve zeigt Luzerns BIP, die gelbe die Zentralschweiz und die grüne die Schweiz. Der Peak ist 2014. Links die prozentuale Veränderung gegenüber dem Vorjahr. (Bild: Grafik BAK-Basel Economics)

Nach dem kräftigen Wachstum 2014 schwächt sich die Dynamik der Luzerner Wirtschaft in diesem Jahr deutlich ab, sagt eine neue Prognose der Fachstelle BAK-Basel. Zwei Branchen sollten 2016 aber wieder den Aufschwung bringen.

Die Luzerner Wirtschaft fährt momentan mit angezogener Handbremse. Der Grund ist immer noch die Aufhebung der Euro-Untergrenze im Januar, die zu einem «Aufwertungsschock» geführt habe, schreibt BAK-Basel. Dieser Schock belaste die preisliche Wettbewerbsfähigkeit zum Ausland, aber auch die Investitionstätigkeit. Insbesondere in der Industrie sei von einer markanten Verlangsamung der wirtschaftlichen Gangart auszugehen. Aber auch für den Dienstleistungssektor sagt die Fachstelle eine deutliche Reduktion des Wachstums voraus.

Was sagt LUKB zur Prognose?

Die Luzerner Kantonalbank (LUKB) hat die Studie aus Basel auf ihrer Webseite publiziert. Was meint die Bank dazu? Für LUKB-Kommunikationschef Daniel von Arx ist die von BAK-Basel prognostizierte Entwicklung des Bruttosozialprodukts kein Abschwung. «Man kann höchstens von einer Delle sprechen», sagt von Arx gegenüber zentral+. Das BIP sinke gemäss Prognose im Jahr 2015 aufs Niveau von 2012 zurück. «2016 rechnet Bak Basel bereits wieder mit einem Aufschwung», sagt von Arx. Dieser findet vor allem in der Lebensmittelindustrie und im Handel statt.

2014 war ein sehr gutes Jahr

Zurück zur BAK-Prognose: Die negative Entwicklung ist umso bedauerlicher, als die Nachfrage nach Luzerner Waren 2014, im Vergleich zur Schweiz, überdurchschnittlich zunahm. Das Bruttoinlandprodukt des Kantons beschleunigte sich auf 2,2 Prozent (Gesamtschweiz 2,0 Prozent). Dazu trug einerseits der Export der Industriebetriebe bei, welche Rohstoffe und Zwischenprodukte weiterverarbeiten. Zusammen mit einer grossen Zunahme der Bruttowertschöpfung im Baugewerbe und einem guten Ergebnis in der übrigen Industrie.

71 Prozent Dienstleistungen

Gemäss der Studie von BAK-Basel ist die Luzerner Wirtschaft folgendermassen strukturiert: 71 Prozent an der gesamtwirtschaftlichen Beschäftigung hat der tertiäre Sektor (Dienstleistungen). 23,4 Prozent beschäftigt der sekundäre Sektor (Industrie) und 5,6 Prozent der Arbeitsplätze gibt es im primären Sektor (Landwirtschaft).

Gemäss der Fachstelle ist 2015 durch die Euro-Stärke geprägt. Während das Exportgeschäft unter dem starken Franken leide, werde das Binnengeschäft durch eine gedämpfte Investitionstätigkeit belastet. Investitionen sind also rarer: Ein Unternehmen wartet also zum Beispiel mit der Anschaffung einer neuen Maschine ab, statt sie jetzt schon zu kaufen. «Besonders betroffen dürfte das verarbeitende Gewerbe im Kanton Luzern sein», schreibt BAK-Basel. Denn dieses liefert seine Güter vor allem in den Euroraum.

Beim Gastgewerbe, zu dem auch der Tourismusbereich zählt, rechnen die Ökonomen mit einer weniger starken Abschwächung als im Landesdurchschnitt. Das hat damit zu tun, dass Luzern weniger auf Touristen aus dem Euroraum setzt als andere Regionen. «Zudem dürften die Veranstaltungen im Rahmen des Gästival sowie ausserordentliche Vergünstigungen die Buchungsbilanz unterstützen.»

Lebensmittelindustrie wächst

Die Fachstelle analysiert auch die Entwicklung der verschiedenen Branchen im vergangenen Jahr und stellt eine Prognose fürs laufende Jahr. Die Lebensmittelindustrie – dazu zählt die traditionell starke Luzerner Landwirtschaft, aber auch die Lebensmittel- und Genussmittelindustrie, hatte 2014 laut BAK-Basel ein Problem. Die reale Bruttowertschöpfung sei negativ ausgefallen. «2015 dürfte die Lebensmittelindustrie den Weg wieder in die Wachstumszone zurückfinden.»

Technologie-Sektor wächst verhalten

Auch der Technologie-Sektor sei 2014 markant gewachsen. Für 2015 sei wegen des Euro und der deutlichen Verlangsamung der Investitionen von einer etwas schwächeren Entwicklung als im Schweizer Durchschnitt auszugehen.

Das Baugewerbe und das Immobilienwesen hätten 2014 wieder an Schwung gewonnen, die Bruttowertschöpfung sei deutlich gestiegen. BAK-Basel: «Für 2015 ist mit einer Verlangsamung der Dynamik zu rechnen.»

Weniger Touristen aus Eurozone als andere

Im Tourismusbereich, wo das Wachstums wegen der vielen Asien-Touristen Luzerns weniger vom Euro-Kurs abhängig ist als in anderen Destinationen der Schweiz, sei die Wertschöpfung 2014 überdurchschnittlich gewachsen. 2015 erwartet man ein kleines Wertschöpfungswachstum, das über dem Schweizer Durchschnitt liegt.

Beim Handel prognostiziert die Fachstelle, dass der Detailhandel aufgrund der Lage Luzerns wenig vom Einkaufstourismus betroffen sei. Für den Grosshandel (Engros-Märkte verschiedener Branchen, Handelsunternehmen) rechnet BAK-BAsel wegen des Exportgeschäfts mit Einbussen.

2016 steigt das Bruttosozialprodukt Luzerns gemäss der Prognose also wieder an – und führt die Luzerner Wirtschaft aus dem Jammertal heraus.

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