Krienser Unternehmen baut Stellen ab

Länger arbeiten wegen Frankenstärke

Nun ist klar, wer auf das Andritz-Areal in Kriens kommt: Die Logis Suisse AG baut dort 450 günstige Wohnungen.

(Bild: Andritz)

Das Krienser High-Tech-Unternehmen Andritz Hydro AG hat’s schwer. Die Frankenstärke macht dem Traditionsunternehmen zu schaffen. Aber nicht nur. Nun will man drastische personelle Massnahmen ergreifen.

Der starke Schweizer Franken fordert in der Zentralschweiz weitere Opfer. Nach den Industriekonzernen V-Zug und Siemens (zentral+ berichtete) trifft die Aufhebung des Euro-Mindestkurses nun die Andritz Hydro AG in Kriens.

Mitarbeiter sind gefordert 

Am vergangenen Dienstag hat die Geschäftsleitung einschneidende personelle Massnahmen beschlossen. Per 1. April 2015 wird die wöchentliche Arbeitszeit um eine halbe Stunde pro Tag von 40 auf 42,5 Stunden erhöht. Diese Regelung soll vorerst befristet für 15 Monate gelten.

Laut Co-Geschäftsführer Heinz Duner würden zudem «weitere punktuelle Massnahmen zur Kosteneinsparung» umgesetzt.

Internationaler Technologiekonzern

Die Andritz-Gruppe ist einer der weltweit führenden Lieferanten von Anlagen, Ausrüstungen und Serviceleistungen für Wasserkraftwerke, aber auch für die Zellstoff-, Papier- und Metallindustrie. Der Hauptsitz des börsennotierten internationalen Technologiekonzerns, der weltweit rund 23’700 Mitarbeiter beschäftigt, befindet sich in Graz, Österreich. Andritz verfügt über mehr als 220 Produktionsstätten sowie Service- und Vertriebsgesellschaften auf der ganzen Welt.

Kündigungen sind unvermeidbar

«Trotz dieses Massnahmenpakets müssen auch einzelne Kündigungen ausgesprochen werden», bedauert Duner. Genaue Zahlen will er keine bekanntgeben. «Die Anzahl der gestrichenen Stellen bewegt sich im einstelligen Bereich und verteilt sich anteilsmässig auf unsere beiden Standorte in Kriens und Vevey, prozentual zu den Mitarbeitern.»

Für die betroffenen Mitarbeiter gebe es einen Sozialplan. «Über Frühpensionierungen und die Reduktion von Arbeitspensen in allen Bereichen konnten wir die Kosten bereits etwas abfedern», betont Duner. Man habe alles Mögliche getan, um die Anzahl abzubauender Stellen möglichst gering zu halten.

Diese einschneidenden Massnahmen machen der Belegschaft zu schaffen. «Das drückt auf die Stimmung», sagt ein Mitarbeiter aus der Produktion. Klar, die Situation sei schwierig und fordere alle sehr, zeigt sich Chef Duner verständnisvoll. Er bedauert diese Schritte. «Aber wir müssen reagieren, alles andere wäre verantwortungslos.»

Schwieriger Markt fordert Unternehmensstrategie

Denn nicht nur der Frankenkurs macht der Krienser Technologiefirma zu schaffen. «Der Markt im Bereich der erneuerbaren Energien ist seit längerer Zeit hart umkämpft. Ausserdem wird er durch einseitige Subventionen der Wind- und Solarenergie verzerrt», klagt Duner. Dadurch gerieten die Strompreise unter starken Druck. «Und das hat die Investitionsbereitschaft unserer Kunden massiv reduziert.»

Zu diesen schwierigen Marktverhältnissen sei nun Anfang Jahr auch noch der Kostennachteil für den Heimmarkt und den internationalen Markt dazu gekommen. «Über Nacht sind wir gegenüber der Konkurrenz 15 Prozent teurer geworden», sagt Duner. 

Unter diesen Umständen sehe man sich gezwungen, «wirksame Massnahmen zu treffen, um die Konkurrenzfähigkeit zu gewährleisten und die Standorte in der Schweiz mittel- und langfristig zu sichern». Die Kostenbasis müsse dringend optimiert werden. Nur so könnten neue Offerten auch künftig kostendeckend abgewickelt werden.

Starker Standort

Co-Geschäftsführer Heinz Duner glaubt an den Standort Kriens. «Wir waren die letzten fünf Jahre sehr erfolgreich unterwegs.» Erst kürzlich habe man Millionen in die Infrastruktur vor Ort investiert. Die hohen Ausgaben für Gebäudeunterhalt, Energieeffizienz und zeitgemässe Arbeitsplätze seien langfristig ausgerichtet, so Duner. «Damit haben wir in die Zukunft investiert.» 

Auch für den Konzern würden die Standorte Kriens und Vevey nicht zur Diskussion stehen. «Im Service- und Unterhaltsgeschäft ist Kundennähe entscheidend», sagt Duner. Zudem sei das Werk in Kriens mit über 155 Jahren Erfahrung in der Fertigung, Montage und Inbetriebsetzung von Wasserturbinen aller Art von zentraler Bedeutung für die Andritz-Gruppe.

In Kriens arbeiten rund 325 Mitarbeiter. Im Bereich Berufsbildung werden vor Ort rund 30 Lernende in 5 Berufen ausgebildet. 

Seit 1855 in Kriens

Im Jahr 1855 wurde die «Bell Maschinenfabrik» in Kriens gegründet. Es folgten verschiedene Übernahmen und Namenswechsel, darunter Bell Escher Wyss AG, Sulzer Hydro AG, VA Tech Escher Wyss AG, und VA Tech Hydro AG, welche im Jahr 2006 unter dem Namen Andritz Hydro AG in die internationale Andritz-Gruppe integriert wurde.

Auf Wasserkraftwerke spezialisiert

Die Andritz Hydro AG ist ein führender Anbieter von Ausrüstungen für Wasserkraftwerke in der Schweiz und Teil der international tätigen Andritz-Gruppe.

Im Werk Kriens stehen nicht nur eigene Produkte auf dem Fertigungsprogramm. Vielmehr werden auch externe Aufträge ausgeführt. Zur Verfügung steht ein ausgedehnter Maschinenpark für Teile von 1 Kilogramm bis 80 Tonnen Gewicht. Die mechanische Werkstatt hat über 150 Jahre Erfahrung in der Fertigung, Montage, Prüfung und Inbetriebsetzung von Maschinen.

Kompetenzzentrum für Turbinen

Einen Schwerpunkt in Kriens bilden Ausrüstungen für Wasserkraftwerke. So ist der Standort Kriens innerhalb des Konzerns das Kompetenzzentrum für Peltonturbinen.

Weitere Schwerpunkte liegen im Verkauf, Service und Unterhalt von Komponenten für Wasserkraftwerke. Kernkompetenzen sind die Herstellung von Kraftwerk-Turbinen und die Beschichtung von wasserbenetzten Teilen.

Aufgrund des eigenen Produktsortiments der Andritz Hydro AG, stehen in Kriens modern eingerichtete Fertigungs- und Montagearbeitsplätze zur Verfügung. Der Standort umfasst zudem ein Beschichtungslabor, das im Jahr 2011 eingeweiht wurde.

Mehr Bilder von der Andritz Hydro AG Schweiz in Kriens finden Sie hier in unserer Slideshow:

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