Interview mit neuen Hotel-Betreibern

Entlassungswelle im Château Gütsch

Der Kanadier Richard Horton (kleines Bild) und seine tschechische Ehefrau Eva führen das Hotel Château Gütsch seit Januar 2015. (Bild: Manuel Gautschi/Bildmontage)

Im «Gütsch» wurden nach der Eröffnung im Mai 2014 viele Managementfehler gemacht, gibt Richard Horton offen zu. Der neue Betreiber des Château Gütsch und seine Ehefrau haben Massnahmen umgesetzt, um das berühmte Hotel wieder auf Kurs zu bringen. Dazu zählen nicht wenige Entlassungen.

zentral+: Herr Horton, die Meldung vom plötzlichen Abgang des Hoteldirektors Olaf Galaburda nach nur 31 Tagen hat Luzern aufgerüttelt. Was ist genau passiert?

Richard Horton: Ich möchte zuerst einiges klarstellen. Herr Galaburda wurde leider am 6. März entlassen. Er hat nicht gekündigt. Wir mussten uns auch nicht wegen unterschiedlicher Ansichten zu den Dienstleistungen und Standards in der gehobenen Hotellerie von ihm trennen. Es ging um Fragen der Job Performance. Aber ich möchte die Details vertraulich halten. Er war einfach nicht die richtige Person für den Job.

zentral+: Herr Galaburda sagte zentral+, er sei von einem Headhunter aus London empfohlen worden. Hat diese Firma ihren Job nicht gut gemacht?

Horton: Herr Galaburda wurde uns als potentieller Kandidat von diesem Büro empfohlen. Die Entscheidung habe ich getroffen. Im nachhinein muss ich einsehen, dass ich mir zu wenig Zeit genommen habe und die Entscheidung zu schnell traf. Tim Moitzi ist der neue Hotelmanager und wir setzen grosse Hoffnung auf ihn. Er rapportiert direkt dem General Manager des Hotels, Eva Horton, meiner Frau.

zentral+: Führen die vielen Wechsel im Management nicht zu einem riesigen Imageschaden?

Horton: Einige mögen denken, dass man einen schlechten Ruf bekommt. Ich nicht. Niemand entlässt gerne Personal. Es ist aber besser, einen Fehlentscheid sofort zu korrigieren als lange zuzuwarten, bis die Situation sich verschlimmert hat. Was viel schlimmer ist für den Ruf, ist ein leistungsschwaches Unternehmen, das Geld verliert und dann geschlossen werden muss.

zentral+: Steht es so schlecht ums Château Gütsch?

Horton: Das Unternehmen machte im ersten Jahr einige Fehler. Jetzt ist es meine Aufgabe, diese zu korrigieren und das Unternehmen mit einer starken und gesunden finanziellen Basis auszustatten. Es gibt noch viel zu tun, aber wir sind auf dem besten Weg.

«Die Kostenseite des Betriebs blähte sich auf wie ein Ballon.»

zentral+: Welche Fehler wurden gemacht?

Horton: Viele der Angestellten hatten schlecht definierte Stellenbeschreibungen, erhielten nicht das richtige Jobtraining, und das Management gab ihnen keine klare Richtung vor. In einigen Fällen stimmten die beruflichen Pflichten nicht mit der Jobbeschreibung überein. Dieses Problem ergab sich aus der Unerfahrenheit der «Day-to-Day-Hotelleitung», die 2014 im Amt war. Statt  zu führen, stellte das Hotelmanagement immer mehr Personal ein. Die Kostenseite des Betriebs blähte sich auf wie ein Ballon. Zu allem Überfluss hatte das Hotel kein strategisches Erlösmodell. Die Beziehungen mit Reiseveranstaltern wurden nicht entwickelt und es gab keine Ertragsstrategie. Dies sind kritische Betriebsfehler.

zentral+: Wurden im Restaurant ebenfalls Fehlentscheide getroffen?

Horton: Auf der Restaurant-Seite haben wir das Feedback des lokalen Marktes aufgenommen. Die meisten Gäste fanden die Qualität der Speisen und die Präsentation exzellent, kritisierten uns aber in drei Punkten: zu kleine Portionen, zu teuer und zu langsamer Service.

zentral+: Kommen wir zu den getroffenen Massnahmen. Wie korrigieren Sie die Fehler im Hotelbereich?

Horton: Wir haben seit 1. Januar Änderungen in der Organisation und beim Erlösmodell vorgenommen, die bereits positive Ergebnisse zeitigen. Es wird noch weitere sechs Monate dauern, bis alle Änderungen umgesetzt sind, aber wir haben bereits eine deutliche Umsatzsteigerung und eine grosse Kostenreduktion. Aufgrund der Änderungen werden wir 2015 ein profitables Jahr haben, was das wichtigste Ziel für die langfristige Stabilität des Château Gütsch ist.

zentral+: Welche konkreten Massnahmen haben Sie ergriffen?

Horton: Wir haben einen Personalabbauprozess begonnen, um die Mitarbeiter auf eine Zahl zu bringen, die für ein Hotel mit 27 Zimmern angemessen ist.

zentral+: Welcher Bestand ist angemessen?

Horton: Anfangs 2015 waren es rund 50 Mitarbeitende. Um den Betrieb ordnungsgemäss zu führen, brauchen wir etwa 35 Mitarbeiter. Wir sind bereits in der Nähe dieses Zieles, doch sie wird schwanken, da wir weiterhin die Organisationsstruktur anpassen. Wenn das Unternehmen in den nächsten Jahren wächst, wird sich auch der Personalbestand wieder entwickeln. Wir rekrutieren ausserdem erfahrene Abteilungsleiter, die wissen, wie ein kleines Boutiquehotel geführt werden muss.

zentral+: Welche anderen Massnahmen haben Sie ergriffen?

Horton: Wir haben im Hotel Ertragsmanagementstrategien umgesetzt und begonnen, einige der Mitarbeiter zu trainieren, um diesen Prozess zu verwalten. Die positiven Ergebnisse äussern sich durch einen positiven Anstieg der Hotelreservierungen. In den ersten neun Wochen des Jahres hatten wir mehr Buchungen gehabt als das Hotel im ganzen letzten Jahr. Das ist ein gutes Zeichen für 2015. Im Bankettbereich haben wir bereits 30 Buchungen für Hochzeiten für dieses Jahr und Dutzende von Unternehmensbankette von führenden Unternehmen in der Schweiz. Die Bankette werden eine deutliche Umsatzabteilung bei Château Gütsch werden.

«In den ersten neun Wochen 2015 hatten wir mehr Buchungen als das Hotel im ganzen letzten Jahr.»

zentral+: Was haben Sie im Speiselokal geändert?

Horton: Im Restaurant haben wir die Kritik unserer Kunden berücksichtigt und arbeiten jetzt an einem neuen Menüstil. Wir streben mehr lokale und schweizerische Gerichte von herausragender Qualität an. Wir entwickeln auch ein neues Business-Lunch-Menü – eines das grosse leckere Speisen bietet, aber schnell serviert werden kann, damit unsere Geschäftskunden ein gutes Mittagessen und die tolle Aussicht geniessen können ohne lange warten zu müssen. Wir haben beschlossen, mit der Suche nach einem neuen Küchenchef zu beginnen. Er soll aus Luzern kommen, aber internationale Erfahrung mitbringen.

zentral+: Gab es in der Bar auch Veränderungen?

Horton: Ja, wir haben zwei wunderbare Barkeeper aus Luzern angeheuert, die eine lokale Anhängerschaft haben. Sie arbeiten derzeit an einem neuen Bar-Angebot mit tollen neuen Ideen für Drinks. Dabei wollen sie lokale Produkte integrieren, um unsere lokalen Unternehmer zu unterstützen. Wir planen zudem DJ-Abende im Hof, wenn das Wetter wärmer wird.

zentral+: Das tönt alles wunderbar. Kommen wir noch kurz zu den Zahlen. Was sind Ihre Umsatz- und Gewinnziele für die nächsten Jahre?

Horton: In einem Betrieb dieser Grösse ist ein Gewinn von 15 Prozent Umsatzrendite mein Ziel. Wir sollten dies 2016 erreichen. 2015 wird zwar profitabel sein, zu Buche schlagen werden aber auch die Kosten für die Neupositionierung.

«Wir haben beschlossen, mit der Suche nach einem neuen Küchenchef zu beginnen. Er soll aus Luzern kommen, aber internationale Erfahrung mitbringen.»

zentral+: Was war das Geschäftsergebnis des «Gütsch» 2014?

Horton: Wir können leider keine Finanzdaten herausgeben. Das Château Gütsch ist ein Privatunternehmen, ich hoffe auf Ihr Verständnis.

zentral+: Es ist viel Geschirr zerschlagen worden in den letzten Jahren. Denken Sie, dass Sie das Vertrauen der Luzerner zu ihrem Schlosshotel wieder gewinnen können?

Horton: Ich kann die Vergangenheit nicht ändern, ich war nicht beteiligt an den Operationen. Zur Zukunft kann ich sagen, dass ich nicht allen Leuten zu allen Zeiten gefallen kann. Manche Leute werden nicht einverstanden sein mit meiner Vorgehensweise. Aber meine beste Antwort auf die Frage des Vertrauens ist es, dass ich ein Commitment abgegeben habe, ein profitables und nachhaltiges Geschäft im Château Gütsch aufzubauen. Das ist mein Engagement für die Eigentümer des Château Gütsch und das Volk von Luzern.

Das Interview wurde schriftlich auf Englisch geführt, und ins Deutsche übersetzt.

Neue Betreiber aus Tschechien

Richard und Eva Horton sind bisher nicht öffentlich in Erscheinung getreten. Das kanadisch-tschechische Ehepaar ist Besitzerin der Firma Castle Holdings s.r.o. aus Prag. Diese ist spezialisiert auf den Aufbau und Betrieb kleiner luxuriöser Hotels. Die Hortons betreiben das Hotel Château Gütsch seit 1. Januar 2015 im Auftrag der Eigentümer mit einem so genannten Managementvertrag. Eva Horton ist die Hauptgeschäftsführerin (General Manager) des Betriebs und verfüge über eine 30-jährige Erfahrung im operativen Hotelgeschäft, unter anderem für internationale Hotelketten wie Hilton. Diese Lösung sei wegen der Schweizer Gesetze getroffen worden, schreibt Richard Horton zentral+.

Doch eigentlich führen beide den Betrieb. Das Ehepaar besitze drei eigene Hotels und einen Golfplatz. Eva Horton direkt unterstellt ist der neue Hotelmanager Tim Moitzi, der am 8. März seine Arbeit aufgenommen hat (zentral+ berichtete). Besitzerin des Hotels sei wie bis anhin die Château Gütsch Immobilien AG, die zum Imperium des russischen Milliardärs Alexander Lebedev zählt. Daneben gibt es noch die Château Gütsch Management AG. Die Führung beider Firmen haben Geschäftsführerin Gesa Eichler und der neue Verwaltungsratspräsident Michael Millership inne. Der ehemalige VR-Präsident Matthew Cook ist laut Handelsregistereintrag am 10. März 2015 ausgetreten. Die Gründe sind nicht bekannt.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von M. Moser
    M. Moser, 21.03.2015, 21:13 Uhr

    Nun steht also Aussage gegen Aussage im Raum. Wem ist nun mehr zu glauben? Alles in allem scheint mir die Aussage von Herrn Galaburda eher zuzutreffen. Starke Zweifel hege ich an den Aussagen des Herrn Horton. Wie will dieser Herr der im fernen Prag eine unbekannte Holding führt, sich mit den Eigenheiten der stadtluzernischen Hotelerie und Gastronomie vertraut machen. Prag liegt über 700 km weit weg von Luzern. Nur schon die Äusserungen in dieser Hinsicht sind äusserst zweifelhaft, die Herr Horton da von sich gibt. Herr Horton, vielleicht ein ganz guter Rat, mit ihrem Interview haben sie bewiesen das sich ein solches Hotel nicht aus der Ferne fernsteuern lässt. Die Entscheidungsträger gehören «en place» und nicht nach Prag… Ein Hotel das auf feinste Veränderungen reagieren muss, kann nicht geführt werden wenn dem Geschäftsführer Fesseln übergestreift werden. Dieser Geschäftsführer muss die Möglichkeit haben ohne vorherige Rücksprache über 7 Ecken, zu entscheiden. Alleine, ihr Interview zeigt mir das sie wohl gut in der Sparte «Luftschlossbau» sind… Für alles andere muss ich ihnen leider die Qualifikation absprechen…

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