Luzern: Einkaufstourismus

Wirtschaft fordert: Gebt eure Löhne in Luzern aus!

Kein Einkaufstourismus: Luzerner Wochenmarkt.

(Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Mit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses wird Einkaufen im Ausland noch günstiger. Aber: Einkaufstourismus schadet dem lokalen Gewerbe. Davon ist auch Luzern betroffen.

In einer Medienmitteilung fordert die Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Gesellschaft Kanton Luzern (AWG) die Luzerner Bevölkerung dazu auf, ihre Löhne im Kanton Luzern auszugeben. «Vom Mindestkurs-Entscheid der Nationalbank sind nicht nur grosse Player, sondern auch die Luzerner KMUs betroffen. Ganz besonders unsere Zulieferbetriebe», sagt der Präsident und Luzerner Nationalrat Leo Müller. Die AWG vertritt die Interessen von rund 450 Mitgliedern aus der KMU-Landschaft. 

Doch wie stark ist der Kanton Luzern tatsächlich von Einkaufstourismus betroffen? Peter Bucher, Beauftragter der Stadt Luzern für Wirtschaftsfragen: «Auch die Luzerner Wirtschaft ist vom Einkaufstourismus betroffen.»

«Die Grenze liegt beim nächsten Computer.»

Peter Bucher, Beauftragter der Stadt Luzern für Wirtschaftsfragen

Natürlich sei die Zentralschweiz nicht mit den Grenzregionen zu vergleichen. «Dennoch sind die für den Einkaufstourismus interessanten Grenzgebiete schnell und einfach zu erreichen.» Problematisch seien auch Online-Einkäufe, gibt Bucher mit Blick auf die globalisierte Welt zu bedenken. «Die Grenze liegt beim nächsten Computer.»

Es trifft nicht alle gleich

Auf den ersten Blick trifft der Einkaufstourismus nicht alle Luzerner Marktteilnehmer gleich hart. «Für eine genaue Lagebeurteilung ist es derzeit noch etwas früh», so Bucher. Die Beunruhigung aber sei gross. «In Luzern tut der starke Franken kurzfristig vor allem dem Tourismus und Detailhandel weh.» Das beunruhige insofern, als von diesen Branchen rund ein Fünftel der Arbeitsplätze in der Stadt Luzern abhängig seien. Das entspricht rund 16’000 Stellen.

Solche Zahlen wirken alarmierend. Das persönliche Konsumverhalten hat einen starken Einfluss auf die Wirtschaftslage. Bevor über einschneidende Massnahmen wie Konjunkturprogramme, Lohnreduktionen oder höhere Arbeitszeiten entschieden wird, «sollten wir das machen, was einfach und unkompliziert in der Hand von jedem Einzelnen liegt», meint Müller, «nämlich Luzerner Löhne in Luzern, beziehungsweise in der Schweiz, ausgeben.»

Konsequenzen ernst nehmen

Felix Howald von der Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz bestätigt: «Die Schnäppchenjäger-Mentalität ist «in». Einkaufstourismus ist auch in der Zentralschweiz ein wachsendes Phänomen.» Schnäppchenjagd sei zwar weit verbreitet, aber das Problem nicht zu Ende gedacht und schon gar nicht erst gelöst.

«Man sollte der Versuchung widerstehen.»

Felix Howald, Direktor der Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz

Rechne man die Gewinnungskosten der Schnäppchenjagd ehrlich, dann sei der Preisvorteil schnell einmal aufgefressen. Ausserdem würden die hohen Konsumgüterpreise auch durch das hohe Lohnniveau kompensiert. Wenn man die Konsequenzen des Einkaufstourismus berücksichtige, sei dieses Verhalten in gewisser Weise unsolidarisch. «Deshalb sollte man der Versuchung widerstehen und etwas für die Binnenkonjunktur tun», folgert Howald. AWG-Präsident Leo Müller pflichtet dem bei: «Jeder Franken, der nicht hier ausgeben wird, fehlt unserer Wirtschaft und am Schluss im schlimmsten Fall auch in der Lohntüte.»

Lokal profitieren

Ganz auf günstige Geschäfte verzichten muss der preisbewusste Konsument dann aber doch nicht. Günstig einkaufen kann man dank des starken Frankens nämlich nicht nur im Ausland. Die Luzerner Gewerbetreibenden haben schnell reagiert und geben Preisvorteile an die Kundschaft weiter (zentral+ berichtete).

Es gibt auch Orte, wo sogar der Euro an Wert gewinnt. Bezahlen mit Fremdwährung macht’s möglich (zentral+ berichtete). Viele Geschäfte in der Stadt Luzern akzeptieren den Euro als Zahlungsmittel. Doch nicht überall hat die Fremdwährung denselben Wert, weil der Wechselkurses unterschiedlich gehandhabt wird.

 

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