Wo gibt's was für wie viel?

Hier kaufen Luzerner dank Euro-Turbulenzen günstig ein

Dank dem tiefen Eurokurs wird vieles billiger. In gewissen Branchen muss man sich jedoch noch bis zum Herbst gedulden. (Bild: zentral+)

Seit die Nationalbank in der vergangen Woche den Euro-Mindestkurs aufgehoben hat, sinken die Preise. Doch wo profitiert man besonders? zentral+ hat in Luzern nachgefragt, in welchen Branchen sich der günstige Eurokurs bereits positiv auf das Portemonnaie der Konsumenten auswirkt – und wo man besser noch abwarten sollte.

Die Preise für Importgüter sinken aufgrund des günstigen Euros auf breiter Front, wie gestern aus der Sonntagspresse zu entnehmen war. Ob Kleider, Kosmetik, Lebensmittel, Autos oder Reisen – überall hat sich Unruhe breit gemacht. «Die Preisentwicklungen unterscheiden sich aber je nach Branche», erklärt Franz Stalder, Präsident der City Vereinigung Luzern.

«Je nach Lagerbeständen und anderen Faktoren dauert die Anpassung der Preise in gewissen Geschäften etwas länger.» Sicher sei aber, dass man überall daran arbeite, eine Lösung zu finden. «Man will ja nicht, dass die Leute im Ausland einkaufen gehen», so Stalder.

Die Währungsvorteile besonders schnell zu spüren bekommen die Konsumenten beim Kauf von Lebensmitteln. Im Non-Food-Bereich dürften sich Preisabschläge hingegen mehrheitlich erst im Herbst bemerkbar machen, wie ein Blick in die verschiedenen Branchen zeigt.

Lebensmittel aus dem Ausland bereits billiger

«Früchte und Gemüse aus dem Ausland werden bereits am Montag und Dienstag um bis zu 20 Prozent günstiger», sagt Coop-Sprecher Urs Meier. Insgesamt würden mehr als 200 Artikel günstiger, die von Coop in Euro eingekauft werden. Darunter befinden sich Blumen, Weine und Schaumweine, Importbier, Konserven, tiefgekühlter Fisch, Babynahrung und Backwaren.

Auch die Migros verspricht, dass man die Einsparungen in der Beschaffung sofort an die Kunden weitergeben werde. Erste Preissenkungen wird es laut Monika Weibel, Sprecherin der Migros, auch hier bei importierten Früchten und Gemüsen aus dem Euroraum geben, wie die «Schweiz am Sonntag» schreibt.

Autos 20 Prozent günstiger

Ebenfalls rasch gibt man die Währungsvorteile bei Möbel Pfister weiter. So wurde bereits im Newsletter von vergangener Woche darauf aufmerksam gemacht, dass man den vollständigen Währungsausgleich auf das Möbelsortiment aus dem Euroraum per sofort an die Kunden weitergeben werde.  

Auch wer derzeit am Kauf eines Autos interessiert ist, kann bereits ab sofort profitieren. «Alle Wagen haben quasi über Nacht 20 Prozent an Wert verloren», wie Gabriel Galliker von der Garage Galliker AG in Kriens sagt. Besonderes erstaunlich sei für ihn, wie schnell man seitens der Importeure im Vergleich zu 2011 auf die neuen Marktverhältnisse reagiert hat. «Die meisten Importeure haben ihre Angebote bereits kommuniziert oder werden dies noch bis Ende Woche tun.» Es lohne sich auf jeden Fall, nach dem Euro-Bonus zu fragen, da noch nicht alle Hersteller aktiv dafür werben würden. 

Nicht nur Neuwagen, sondern auch Occasionen seien nun viel billiger zu haben, da sich deren Preise an den Neuwagen orientieren würden. «Das heisst aber auch, dass man für seinen alten Wagen viel weniger bekommt, wenn man diesen eintauschen oder verkaufen will», so Galliker weiter.

Mit 15 Prozent Euro-Vorteil an den Strand

Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses hat auch dazu geführt, dass Reisen billiger werden. So reduziert man beispielsweise bei Kuoni Schweiz die Preise für Badeferien-Pauschalreisen ans Mittelmeer um 15 Prozent, wie sich auf Anfrage zeigt. Dies gilt zumindest vorerst bis zum 14. Februar.

«Online gebuchte Reisen werden täglich über Datenbanken zu Pauschalreisen paketiert und erfolgen wie bisher zu Tagespreisen mit den aktuellen Wechselkursen», so Peter Brun von Kuoni.

Auch Elektronik wird günstiger

Wer demnächst einen neuen Fernseher oder ein Elektrogerät kaufen will, wird vielleicht demnächst bei Interdiscount fündig. «Diese Woche wird auf unserer Homepage eine Rubrik mit Artikeln aufgeschaltet, die dank des Wechselkurs-Vorteils im Verkaufspreis reduziert werden konnten», sagt Andrea Bergmann von Interdiscount. 

Bis die Währungsvorteile auch beim Preis des weiteren Sortiments wirksam würden, werde es jedoch noch etwas dauern, da dies von vielen weiteren Faktoren abhängig sei. «Auf jeden Fall wird Interdiscount bei den Herstellern die Währungsgewinne einfordern, um diese in Form von Preisreduktionen an die Endkunden weiterzureichen.»

Non-Food: Preise sinken im Herbst

Wie sieht es bei anderen Grossverteilern und Läden in und um die Stadt Luzern aus? «Erste Verhandlungen mit den Lieferanten sind bereits gestartet», sagt Globus-Sprecherin Nirmala Alther. 

Im Non-Food-Bereich, worunter beispielsweise Kosmetikartikel und Mode fallen, geschieht der Einkauf bereits Monate im Voraus, wie Alther erklärt. Daher seien Preisveränderungen erst auf den Herbst zu erwarten. In welchem Rahmen sich diese bewegen werden, kann sie zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Ähnlich ist die Situation auch bei Manor, wie sich auf Anfrage zeigt. Vorläufig sind dort somit keine Änderungen zu erwarten.

Preisabschläge im Non-Food-Bereich dürften somit im Allgemeinen noch etwas auf sich warten lassen. Nicht zuletzt müssen die Währungsvorteile vielfach erst bei den Lieferanten eingefordert und verhandelt werden. «Wir haben vergangenen Freitag bereits alle unsere Lieferanten angeschrieben, mit der Forderung, sie sollen ihre Kursvorteile konsequent an uns weitergeben», erklärt Coop-Sprecher Meier. «Sobald die Euro-Vorteile in der Beschaffung wirksam werden, geben wir alle Vorteile an unsere Kundinnen und Kunden eins zu eins weiter», versichert er.  

Was, wenn Verhandlungen scheitern?

Wie viel billiger Importprodukte in der Schweiz werden, ist also nicht zuletzt vom Verhandlungsgeschick der Schweizer Detailhändler abhängig und wird sich erst noch zeigen. Was aber, wenn Lieferanten sich nicht bereit zeigen, die Währungsvorteile an den Detailhandel weiterzugeben? Dann kann es als letzte Massnahme zu sogenannten «Auslistungen» kommen. Das bedeutet, dass gewisse Markenartikel vorerst aus den Regalen verbannt werden.

So hatte beispielsweise Coop im Sommer 2011 rund hundert Markenartikel internationaler Konzerne vorübergehend aus dem Sortiment genommen. Betroffen von der Aktion waren unter anderem Produkte von L’Oréal, Ferrero, Wella oder Uncle Ben’s. Schliesslich lenkten die Zulieferer ein und die Waren kehrten mit 10 bis 20 Prozent tieferen Preisen ins Regal zurück.

Eine weitere Möglichkeit wären Parallelimporte, was man bei Coop und Migros bisher punktuell auch bereits gemacht hat. «Leider versuchen gerade die Hersteller von Markenartikeln, diese Parallelimporte mit allen Mitteln zu unterbinden», sagt Migros-Sprecher Luzi Weber gegenüber «20 Minuten».

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