Tourismusbusiness

Luzern und Zug sind Gewinner

Luzern zieht neben Feriengästen auch vermehrt Businessgäste an. Zug hat sie bereits und möchte endlich als Ferienort wahrgenommen werden. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Während klassische Schweizer Ferienorte laufend Gäste verlieren, boomt der Städtetourismus in unserer Region. Luzern ist so erfolgreich, dass die Hotels an ihre Kapazitätsgrenzen stossen und die Hoteliers sogar höhere Preise fordern. Davon profitiert der Zuger Tourismus. Zug wird von immer mehr internationalen Reisegruppen entdeckt – als Alternative zu Luzern.

Sibylle Gerardi von Luzern Tourismus bestätigt den touristischen Boom. «Im ersten Halbjahr 2013 haben die Logiernächte in der Stadt im Vergleich zu den letzten fünf Jahren um 7,9 Prozent zugenommen.» Sie führt den Erfolg darauf zurück, dass der Tourismus generell stabil sei – «trotz dem unvorteilhaften Wechselkurs und dem hohen Franken». Man profitiere von der starken Marke, die sich im internationalen Tourismus-Konkurrenzkampf gut behaupte.

Zudem arbeitet die Zentralschweizer Metropole innerhalb der Destination Luzern-Vierwaldstättersee eng mit Tourismusdienstleistern aus den Kantonen Schwyz, Uri, Ob- und Nidwalden zusammen. Mit Ausnahme von Zug. Doch dazu später mehr.

Die Auslastung der Hotels in den Sommermonaten ist laut Sibylle Gerardi überdurchschnittlich: «Im Moment finden Sie praktisch kein freies Zimmer in der Stadt». Natürlich seien viele Gäste Tagestouristen. Doch generell ist Luzern eine der Schweizer Topdestinationen. Und das nicht nur im Sommer: «Wir haben auch ein überdurchschnittliches Wachstum der Übernachtungszahlen im Winter.»

Hotelierpräsident: «Luzern ist zu günstig»

Dieses Wachstum ist laut Gerardi nicht mit Preissenkungen erreicht worden. «Diese Strategie ist nicht empfehlenswert, denn sie bringt kurzfristig Gewinn, ist aber nicht nachhaltig. Wenn man einmal die Preise gesenkt hat, ist es schwierig, sie wieder zu erhöhen», erklärt sie. Stattdessen sollten die Hotels ihren Gästen mehr Dienstleistungen anbieten.
Die Tourismusorganisation versuche zum Beispiel den Gästen mit optimierter Gastfreundschaft einen Mehrwert zu bieten. Beispiele sind die «friendly hosts», welche in den Strassen Luzerns die Touristen beraten oder das kantonsübergreifende Projekt Gästival (200 Jahre Gastfreundschaft Zentralschweiz 2015).

Für Patric Graber, Präsident des Hoteliervereins Luzern Hotels, sind Preissenkungen ebenfalls kein Thema. Ganz im Gegenteil: Die Hoteliers wünschten sich endlich höhere Preise. «Im Vergleich zu Zürich, Genf, Basel oder Lausanne haben wir die günstigsten Zimmerpreise und kämpfen dafür, ein wenig raufgehen zu können», sagt Graber.
Was zahlt man denn momentan für ein Bett in Luzern? Gar nicht so wenig… Das günstigste Angebot ist zirka 160 Franken im Zweisternebetrieb, für 240 bis 280 Franken nächtigt man im Dreisternehotel, für 280 bis 400 Franken im Viersternehaus und 400 bis 500 Franken blättert der Gast für eine Nacht im Fünfsternepalast hin. «Diese Preise sind natürlich variabel», erklärt Graber.

Luzern will mehr Kongresse anziehen

Nochmals zurück zu Luzern Tourismus. Befragt nach der Strategie der Organisation, erklärt Kommunikationschefin Sybille Gerardi, diese bestehe nicht darin, immer noch mehr Logiernächte anzustreben, sondern die Wertschöpfung zu erhöhen.

Und man will auch andere Gästegruppen anzusprechen. In der Stadt wurde laut Gerardi in den letzten Jahren viel Geld in den Ausbau der Infrastruktur investiert – mehr als in anderen Destinationen – und Luzern ist dadurch auch für Geschäftsreisende attraktiver geworden. Gerardi nennt das Conference Center im Verkehrshaus, die neue Messe und den S-Bahn-Anschluss in der Allmend.

Doch Luzern Tourimus hilft auch nach, damit mehr Businessgäste kommen: «Wir besuchen Kongressveranstalter im In- und Ausland, laden sie ein und besichtigen passende Lokalitäten mit ihnen», erklärt die Kommunikationschefin. So habe man beispielsweise den Medizinkongress «World Medtech Forum Lucerne» dieses Jahr erstmals an die Reuss holen können (17. bis 19. September). Viele weitere Kongresse und (internationale) Veranstaltungen finden mittlerweile in Luzern statt. Ein weiteres Thema ist die Leuchtenstadt als Produktionsort für TV-Produktionen zu fördern.

Zuger Hotels: Klagen auf hohem Niveau

Urs Raschle, Geschäftsführer von Zug Tourismus, freut sich ebenfalls über den Erfolg der Städte im touristischen Wettbewerb. «Früher waren Berge, Seen und Kühe die Markenzeichen der Schweiz. Vor einigen Jahren hat sich das Blatt gewendet. Inzwischen haben sich die Städte zu Motoren des Tourismus entwickelt.»

Nicht nur die Touristen haben die Städte entdeckt, auch die nationale Tourismusorganisation Schweiz Tourismus tut mehr für ihre urbanen Mitglieder. «Früher kamen wir uns in dieser Organisation oft stiefmütterlich behandelt vor», sagt Raschle. Der Zuger Tourismusdirektor erwähnt als positive Neuerung die App Swisscities, auf der Touristen Infos zu Veranstaltungen und touristischen Highlights finden, die alle 24 Stunden aktualisiert werden.

Zug ist und bleibt eine Businessdestination.  «Wir haben 90 Prozent Businessgäste. Bis vor kurzem konnten unsere Hotels ihre Zimmer unter der Woche problemlos füllen», erklärt Urs Raschle. Inzwischen sei das schwieriger geworden.

Ein Grund ist die Konkurrenz. Seit 2009 sind zwei neue Hotels in der Stadt und vier im Kanton realisiert worden, die meisten sind Dreisterne-Betriebe. 2014 wird als jüngstes Hotel das «Four Towers» in Steinhausen eröffnet.

Stattliche Hotelpreise

Doch trotzdem lasse sich mit Businessgästen unter der Woche immer noch gut Geld verdienen, sagt Raschle. Die Hotelpreise nennt er «stattlich».

Das Flaggschiff Parkhotel Zug verlangt rund 370 Franken pro Nacht. Ansonsten liegen die Preise in einer Bandbreite von 200 bis 250 Franken.

An den Wochenenden haben aber viele Hotels ein Problem und Zimmer stehen leer. Deshalb sind Preissenkungen gemäss dem Tourismusdirektor momentan ein Thema in gewissen Hotels. Raschle, der auch Sekretär des lokalen Hoteliervereins ist, warnt jedoch, dass man damit den Markt kaputt mache.

Reisegruppen weichen nach Zug aus

Eine andere Tendenz sei, dass gewisse Hotels der Region begonnen haben, mit asiatischen Gruppen zu arbeiten und damit Luzern Konkurrenz machen. Das Dreisterne-Hotel Arcade in Sins im Reusstal hat damit angefangen, jetzt schwappe der Trend langsam auf andere Hotels über, erklärt Raschle. «Wir sind plötzlich in den Radar von internationalen Reisegruppen geraten. Sie weichen teilweise nach Zug aus, weil sie das noch nicht kennen.»

Diese Tendenz widerspricht jedoch den Zielen von Zug Tourismus. «Wir wollen keinen Massentourismus», sagt Urs Raschle. Langfristig wünsche er sich, dass man von Zug als nachhaltiger Tourismusregion rede, in der Wertschöpfung für alle Beteiligten entsteht. «Der Hotelier bringt auch dem Metzger, dem Bäcker und den Restaurants Umsatz.» Man wolle deshalb vor allem anspruchsvolle und qualitätsbewusste Gäste ansprechen.

Zug kriegt aber auch immer wieder Gäste aus Zürich geschickt. Denn die Stadt arbeitet seit 2007 im Destinationsmarketing nicht mehr mit der Zentralschweiz zusammen. Das hat einerseits mit dem früheren Luzerner Tourismusdirektor Urs Kamber zu tun. «Damals wurde viel Geschirr zerschlagen», sagt der Zuger. Der Wechsel und der Entscheid sei aber vor seiner Amtszeit erfolgt. Zug fühlt sich laut Raschle  gut aufgehoben bei Zürich, weil die Grossstadt ebenfalls stark auf Businessgäste ausgerichtet ist. Und Zug ist für Zürcher halt auch Zentralschweiz. «Wenn ein Gast aus Zürich Berge und Seen sehen will, kommt er nach Zug. Wenn er bereits in Luzern ist, kommt er nicht zu uns.»

Es mag überraschen, doch Zug ist nicht nur der Sitz verschwiegener Rohstoffhändler, es hat Erholung suchenden Individualtouristen auch viele Trümpfe zu bieten. Eine Schifffahrt auf dem Zuger- oder dem Ägerisee zum Beispiel, Erholung beim Wandern auf dem Zugerberg, ein optimal ausgebautes Velonetz. Dies alles kann der Hotelgast für 29 Franken mit der neu geschaffenen «Zug Card» geniessen. Diese Karte gilt für den öffentlichen Verkehr, die Schiffe und die Zugerbergbahn und ist zwei Tage gültig.

Die Logiernächte in den 55 Hotels der Stadt Luzern entwickeln sich positiv.

Die Logiernächte in den 55 Hotels der Stadt Luzern entwickeln sich positiv.

(Bild: PD)

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