Solarenergie in Unternehmen

«Die Rechnung mit Solaranlagen geht auf»

Die Anlage auf dem Dach der Firma Schär Holzbau AG. (Bild: zvg)

Das ist «Sonne tanken» im wahrsten Sinne des Wortes: Die kleine Luzerner Gemeinde Altbüron ist Spitze, wenn es um Solarstrom geht. Massgeblich daran beteiligt sind zwei Unternehmen. Sie zeigen, wie sie erneuerbare Energien für ihre Betriebe nutzen. Schon mal etwas von einem Solar-Bagger gehört?

Innert fünf Jahren hat sich Altbüron zu einer «Sonnenkönigin» entwickelt. Das 953-Seelen-Dorf im Wahlkreis Willisau darf sich heute zu Recht und ohne Bescheidenheit so nennen. An einem unbewölkten Sommertag produziert Altbüron mit Spitzenwerten um 1600 Watt «Peak» pro Einwohner so viel Solarstrom wie kaum ein anderer Ort. Der Schweizer Durchschnitt liegt bei 50 Wp pro Person. Es erstaunt nicht, dass Altbüron mit dem Schweizer Solarpreis ausgezeichnet wurde. 

Massgeblich Einfluss auf diese rasante Entwicklung des Dorfes hatten zwei ansässige Unternehmen. Den Grundstein legte die Firma Affentranger Bau AG. Inhaber Markus Affentranger ist quasi «Schuld» an der heutigen Photovoltaik-Dichte in Altbüron: «Nachdem wir die erste Anlage auf unserem Dach installiert hatten, haben sich andere Leute für die Technik interessiert. Sie fragten, wie man das mache und wie es rentiere.» Das war 2009.

Investitionen stehen im Vordergrund

Förderung durch öffentliche Hand

Der Bund fördert grössere Solaranlagen. Für diese wird über 20 Jahre der eingespiesenene Strom vergütet (sogenannte KEV – Kostendeckende Einspeisevergütung). Kleinere oder mittlere Anlagen erhalten seit dem 1. April 2014 eine Einmalvergütung. Anlagen zwischen 10 und 30 kW (ca. 70 – 200 m2) können zwischen KEV und EIV wählen. Bei der KEV besteht eine längere Warteliste, nicht so bei der EIV.

Der produzierte Strom kann inzwischen selbst genutzt werden, was zu einem zusätzlichen Kostenverfall führte (da für den selbst konsumierten Strom keine Netzgebühren anfallen).

Auch der Kanton Luzern fördert für die Warmwasseraufbereitung solarthermische Anlagen auf bestehenden Gebäuden, für welche die Baueingabe vor dem 31. Dezember 2008 erfolgt ist. Der Grundbeitrag beträgt 2'000 Franken pro Anlage.

Affentranger investierte viel Geld und Herzblut in weitere Photovoltaik-Anlagen. Die Installationskosten des Bauunternehmens lägen bei weit über einer Million, sagt der Inhaber. Ein neuer Werkhof, der 2012 bezogen werden konnte, umfasst ein grosses Lagerregal, sowie Lagerhalle, Werkstatt und das Werkhofbüro. Der auf dem Dach produzierte Solarstrom von 500‘000 kWh deckt den Energiebedarf im Gebäude (oder reicht für umgerechnet 110 mittelgrosse Haushalte im Jahr).

Ein Grossteil wird zusätzlich ins Stromnetz eingespiesen. Die Vergütung (siehe Box) sei für Affentranger für die Betriebskosten nicht mehr von Bedeutung. «Es ist ein Nullsummenspiel. Im Moment bekommt man pro Kilowatt 20 bis 24 Rappen. Wir zahlen schliesslich wieder um 20 Rappen».

Ist es für ein Bauunternehmen wirtschaftlich interessant, solche Anlagen zu bauen? «Auf den ersten Blick nicht», sagt Affentranger. «Weil immer die Investition im Vordergrund steht. Aber die Rechnung geht schlussendlich auf». Affentranger geht davon aus, dass die fossilen Brennstoffe durch Steuern und Abgaben in Zukunft mehr und mehr belastet werden.

Von Diesel auf Solarstrom umrüsten

Der Firmenchef geht viel weiter als andere Unternehmer. Er plant, zusammen mit Spezialisten der ETH Zürich, in naher Zukunft einen Lastwagen von Diesel auf Strom umzurüsten. Für einen Strom-Lastwagen investiere er in der Anschaffung das Doppelte, der verbrauche aber die günstigere Energie.

Er rechnet vor: «Bei einem Verbrauch von 200 Liter Diesel pro Tag würde ein Lastwagen 400 Franken kosten. Stattdessen brauche ich 600 bis 700 Kilowatt Strom. Bei voraussichtlichen 15 Rappen gibt das schliesslich noch 90 Franken pro Tag». Nach dieser Rechnung also eine Einsparung von 310 Franken pro Tag. 

Nach und nach rüstet das Bauunternehmen den gesamten Betrieb um. Drei Elektroautos stehen bereits im Fuhrpark. Es sollen noch weitere folgen. Vorausblickend will Markus Affentranger nichts weniger, als den gesamten Energiebedarf seiner Bauunternehmung mit Solarenergie zu decken.

Solarbagger bereits im Einsatz

Weit entfernt davon ist er nicht mehr. «Die Zukunft ist elektrisch. Unsere Energie ist die Sonne», sagt Affentranger. Für den gesamten Baubetrieb brauche er im Jahr etwas mehr als 2000 Megawatt an Strom, Diesel oder Heizöl. Die Herausforderung werde sein, die Energie speichern zu können. «Dazu müssen wir noch grosse Akkus anschaffen», sagt Affentranger.

Dass der Patron nicht nur redet, sondern auch handelt, hat er bereits bewiesen. Zusammen mit der ETH entwickelte er bereits einen Elektrobagger. Den Dieselmotor hat er ersetzt. Die Maschine kann mit dem auf dem Solardach des Bauunternehmens produzierten Strom betrieben werden.

 

Der neue Elektrobagger der Firma Affentranger Bau AG.

Der neue Elektrobagger der Firma Affentranger Bau AG.

(Bild: zvg)

«Der Bagger muss auch im Dauereinsatz, mit einer üblichen durchschnittlichen Last, bis zu acht Stunden autonom und zuverlässig eingesetzt werden können», sagt Affentranger. Die Mittagspause werde für eine Nachladung der Batterie genutzt. Als Basismaschine wurde ein 15-Tonnen-Bagger der Firma Takeuchi gewählt.

Holz-Bauten fast ohne Emissionen

Der Pioniergeist der Firma Affentranger hat sich in Altbüron herumgesprochen. Auch die Firma Schär Holzbau hat inzwischen eine grosse Photovoltaikanlage auf ihrem Dach installiert. «Damit gelingt es uns, den Strombedarf unseres Betriebes zu decken», sagt Inhaber Walter Schär. Solarstrom von 250 Kilowatt werde ins Netz geführt. «Das eine Glas trinken wir aus, das andere füllen wir wieder.»

«Mit diesem Businessmodell unterscheiden wir uns von anderen Unternehmen. Monetär bringt es uns nicht viel», sagt Schär. Die Anlage habe insgesamt eine Million Franken gekostet. Ausgaben für den Unterhalt würden keine mehr anfallen. Die Lebensdauer der Anlage wird auf 30 Jahre geschätzt. «Wir wollen Produkte produzieren, deren Herstellung nicht viel Energie verbraucht haben.»

Mit den Holzabfällen aus dem Sägewerk werden zudem weitere Haushalte in der Umgebung geheizt. «Es braucht keine Handstände, man muss es einfach machen», meint Schär.

Die Beispiele Affentranger und Schär motivierten weitere Bewohner von Altbüron. Private Hausbesitzer kauften und montierten ebenfalls Solaranlagen. Die Gemeindeverwaltung betreibt welche auf dem Schulhausdach und auf dem Verwaltungsgebäude. Pro Einwohner zählt Altbüron heute zehn Quadratmeter Solarpannel. 

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