Sommertourismus Luzern und Zug

Wenn das Wetter die Zahlen schreibt

Das Wetter spielt besonders bei Schifffahrtsgesellschaften und Badis eine entscheidende Rolle. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Es sind Sommerferien. Viele zieht es in die Berge oder an den See. Doch den meisten Ausflugszielen macht der nasseste Juli seit Beginn der Aufzeichnungen ein Strich durch die Rechnung. Gäste bleiben aus. Was tun also, gegen den Besucherschwund?

Der Sommer bietet für Ausflugsfreudige in den Kantonen Luzern und Zug so einiges. Doch ist das Wetter schlecht, kämpfen Bergbahnen, Badis und Campingplätze um jeden Gast. So geschehen im vergangenen Monat Juli, der rege Niederschläge mit sich brachte. Während einige spontan ihr Angebot ändern oder erweitern, hoffen andere auf Petrus.

Nicht selten richten sich Wintersportorte aufgrund der Klimaveränderungen und den somit kürzeren Wintersaisons mehrheitlich auch auf den Sommer aus. Die Pilatus-Bahnen hätten sich bereits vor vielen Jahren komplett auf den Sommer eingerichtet. Beat Wälti, Geschäftsleitungsmitglied der Pilatus-Bahnen AG, erklärt: «Die Monate Mai bis Oktober machen rund drei Viertel unserer Erträge aus. Dementsprechend ist der Winter für uns weniger wichtig.»

Investitionen sind unvermeidlich

«Wir versuchen ständig unser Angebot noch attraktiver zu machen», erklärt Wälti. Um mehr Gäste anzulocken, seien auch Investitionen unvermeidlich. «Ende Mai haben wir das neue Restaurant Fräkmüntegg eröffnet. Zurzeit sind wir zudem mit dem Bau einer neuen Luftseilbahn von der Fräkmüntegg auf Pilatus Kulm beschäftigt.» Diese soll im April 2015 betriebsbereit sein.

Trotz der vielen Niederschläge bewege sich der Juli – was die Anzahl Gäste anbelangt – immer noch über dem Fünf-Jahres-Schnitt. «Die Monate April bis Juni waren von den Besucherzahlen her hervorragend für uns», so Beat Wälti.

Grössere Schwierigkeiten bereiten die starken Niederschläge dem stärker auf Wintersport ausgerichtete Sörenberg. Trotz einer Vielzahl an Sommerangeboten macht «das schlechte Wetter uns ganz schön zu schaffen», sagt Carolina Rüegg, Direktorin von Sörenberg Flühli Tourismus. Die Angebote im Sommer umfassen den Erlebnispark «Mooraculum» auf der Rossweid, Exkursionen der Unesco Biosphäre Entlebuch, sowie eine Kneippanlage.

«Wir werden nie stärker auf Sommertourismus setzen.»

Carolina Rüegg, Direktorin Sörenberg Flühli Tourismus

Ganz auf das gute Wetter und die warmen Temperaturen kann und will sich der Sörenberg jedoch nicht verlassen. «Wir werden nie stärker auf Sommertourismus setzen», so Rüegg. Momentan mache der Wintertourismus rund 80 Prozent aus. «Etwas Ausgleich in Richtung Sommer wäre schon erstrebenswert. Grundsätzlich möchten wir jedoch als Wintersportort wahrgenommen werden.»

Der Umstieg in den Sommertourismus sei «sehr schwierig». Als Massnahme, um mehr Besucher anzulocken, sagt Rüegg mit einem Augenzwinkern: «Petrus beeinflussen!» Es sei auf jeden Fall wichtig, immer am Ball zu bleiben, so die Direktorin.

Die Ganzjahresbahn ist «auf Kurs»

«Auf gutem Kurs» ist die Zugerbergbahn AG (ZBB). «Wir verbuchen ähnlich viele Besucher wie letztes Jahr», erklärt Kathrin Howald, Kommunikationsverantwortliche der ZBB. Klar habe man auch hier Rückläufe im verregneten Juli verzeichnet. «Die warmen Monate Mai und Juni können die Besucherzahlen auffangen, sodass wir nicht mit Einbussen zu rechnen haben», sagt Howald.

Als «Ganzjahresbahn» ist die Zugerbergbahn keinem Clinch zwischen Sommer- und Wintertourismus ausgesetzt. Kathrin Howald erklärt: «An heissen Sommertagen suchen viele Städter etwas Abkühlung in der Höhe. Im Winter hingegen sorgen diverse Wintersportmöglichkeiten für Besucher.» Besonders im Herbst verzeichne man auffallend viele Gäste. Howald sieht den Grund darin, dass «viele Zuger während dieser Jahreszeit dem Nebelmeer entfliehen wollen».

Mai und Juni: 30’000 Gäste mehr als im Vorjahr

Stabil präsentiert sich der Tourismus der Rigi Bahnen. «Wir sind mit dem Verlauf der Sommersaison zufrieden», so Roger Joss, Leiter Verkauf und Marketing der Rigi Bahnen AG. Zwar bleibe der Juli hinter den Erwartungen, dafür seien in den Monaten Mai und Juni 30’000 Gäste mehr als im Vorjahr begrüsst worden.

Jährlich 500’000 Gäste zieht der Berg an. Joss fügt stolz an: «Wir dürfen behaupten, dass wir der beliebteste Ausflugsberg der Schweizer sind. Die Auslastung können wir so hoch halten, weil wir das Generalabonnement, das Halbtax und Juniorkarten akzeptieren», erklärt Joss weiter. Ausserdem sei die Fahrt für Kinder bis 16 Jahre gratis.

Erreicht werde die hohe Auslastung zudem mit «attraktiven Erlebnisangeboten, wie dem schwebenden Restaurant oder den Dampffahrten inklusive Brunch». Was die internationalen Gäste anbelangt, wolle man noch mehr Publikum anziehen. Roger Joss präzisiert: «Momentan begrüssen wir rund 100’000 ausländische Gäste pro Jahr. Wir erhoffen uns in den nächsten zwei bis drei Jahren eine Verdoppelung dieser Zahl.»

In Zukunft seien auch weitere Investitionen geplant, um das Angebot attraktiv zu halten. «Im Kaltbad entsteht ein Gebäude inklusive Touristen-Information und einem Shop. Zudem wird per 2018 die Luftseilbahn Weggis – Rigi Kaltbad erneuert», sagt Joss.

«Das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung»

Der Sommer bedeutet für die Schifffahrtsgesellschaft Vierwaldstättersee (SGV) Hochsaison. Bis Ende Juni sei die Saison auch sehr erfreulich verlaufen, sagt Werner Lüönd, Leiter Marketing und Sales bei der SGV. «Das Wetter machte uns dann, wie so vielen anderen auch, einen Strich durch die Rechnung.»

Genaue Zahlen zu der momentanen Auslastung kann Werner Lüönd nicht nennen. «Bei schlechtem Wetter transportieren wir täglich rund 5’000 bis 6’000 Passagiere.» Bei gutem Wetter verzeichne die SGV bis zu 20’000 Fahrgäste.

Die SGV investiert tüchtig, um auch in Zukunft im Tourismus-Markt mitmischen zu können. Ab 2017 soll ein neues Motorschiff auf dem Vierwaldstättersee verkehren. 1’000 Passagieren sollen in dem rund 14 Millionen Franken teuren Motorschiff Platz finden. Das Besondere: Das neue Flaggschiff der Motorschiffe wird drei Decks hoch sein und mit einem vollhybriden Antrieb daherkommen.

Zufrieden trotz weniger Gäste

Auf dem Campingplatz Unterägeri gibt man sich derweil ganz zufrieden – selbst mit dem Monat Juli. «Klar gab es im Juli etwas weniger Gäste. Insbesondere Besucher mit Zelten haben aufgrund der Wetterprognosen ihren Aufenthalt auf dem Campingplatz kurzfristig abgesagt», erklärt Roger Spielmann. Hingegen habe man laut Spielmann viele Besucher im Frühling verzeichnet: «Besonders an Pfingsten waren die Plätze sehr gut gebucht.»

«Nicht schlecht, aber auch nicht gut.»

Richard Hess, Leiter Campingplatz Lido Luzern

Als «Nicht schlecht, aber auch nicht gut» bezeichnet Richard Hess, Leiter des Campingplatzes Lido in Luzern, die bisherige Saison. Wie überall sonst sei der Juli schlecht ausgefallen. An ein Aufholen der Besucherrückgänge vom Juli mit sonnigeren Monaten will Hess nicht recht glauben. «Es ist natürlich immer wetterabhängig. Aber der Juli hat schon viele Besucher ferngehalten.» Grössere Investitionen plant der Campingplatz-Leiter nicht. «Wir sind stetig daran, unsere Infrastruktur zu modernisieren. Als nächstes steht die Erneuerung der Strassen an.»

Bester Juni seit sechs Jahren

Reine Sommerbetriebe, wie Badeanstalten, sind besonders stark auf das Wetter angewiesen. Für das Seebad Seeliken am Zugersee sehe es momentan gar nicht rosig aus, erklärt eine Mitarbeiterin auf Anfrage. «Der Juli war besuchermässig so schwach, dass wir den auch nicht mit dem besten Juni seit sechs Jahren aufholen können.»

Um mehr Gäste anzulocken, schenke man zur Apéro-Zeit zwischen 17 und 19 Uhr Champagner günstiger aus. «Auch ein Wintergarten ist seit längerem ein Thema. Wir hätten gerne einen gedeckten Platz, damit die Gäste nicht gleich wegrennen müssen, sobald es zu regnen beginnt.»

Bei Regen mehr Gäste im Hallenbad

Rund ein Drittel weniger Eintritte als im Vorjahr hat das Strandbad Tribschen in Luzern im Monat Juli verzeichnet. «Zu Beginn der Saison legten wir jedoch einen sehr guten Start hin. Besonders der Monat Juni spielte wettermässig mit», erklärt Stefan Schlatter, Geschäftsführer der Hallenbad Luzern AG. Massnahmen zu ergreifen, um mehr Gäste anzulocken, sei laut Schlatter eine Daueraufgabe. «Aber es ist halt schwierig, wenn man als Betrieb enorm wetterabhängig ist.» Der Vorteil sei dabei, dass die AG ebenfalls das Hallenbad Allmend betreibe. «Bei schlechtem Wetter haben wir somit mehr Gäste im Hallenbad.»

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