Gastgewerbe Zug

EVZ mischt zunehmend in der Zuger Gastronomie mit

Silvio Tschudi, Geschäftsführer der EVZ Gastro AG in der «67 Sixtyseven Sportsbar», die 2013 ausgezeichnet wurde. (Bild: zvg/Bruno Arnold)

Die EVZ Gastro AG hat 2013 das «Pier 41» sowie das Zunfthaus Kreuz in Oberwil übernommen, das der Stadt gehört. Weitere Übernahmen sind nicht ausgeschlossen. Manch einer fragt sich seither in Zug, ob es Kernaufgabe eines Eishockeyclubs ist, Restaurants zu betreiben. Die Meinungen sind geteilt. EVZ Gastro-Geschäftsführer Silvio Tschudi nimmt Stellung.

Silvio Tschudi wurde bei der Eröffnung der Bossard Arena vor fünf Jahren geholt, um den Gastro- und Eventbereich im Auftrag des Eissportvereins Zug (EVZ) aufzubauen. Mittlerweile ist der diplomierte Hotelier, der vor dem EVZ im «Dolder Grand» in Zürich arbeitete, Herr über ein kleines Imperium. Rund 70 Mitarbeitende arbeiten für die Firma, dazu kommt ein Pool von rund 300 Aushilfen.

Sie sorgen in der EVZ-Spielsaison von August bis April in den Lokalen und Lounges der Bossard Arena fürs leibliche Wohl der Matchbesucher, Sponsoren, Spieler und Trainer. Sie machen das nach Meinung vieler Zuger sehr gut. Mit einem breiten Angebot für jeden Geschmack: «Ich sage immer, dass wir an einem Matchtag zwischen Hummer und Bratwurst alles bieten müssen», sagt der Geschäftsführer.

Tschudi hat kein Problem damit, dass der EVZ seine Gastronomie selber betreibt. Doch er räumt ein, dass der Club damit in der Schweiz eher die Ausnahme ist. «Nur beim SC Bern zum Beispiel funktioniert es ähnlich.» Sportanlässe seien heute eben ein Event und würden zunehmend professioneller organisiert, erklärt Tschudi.
Ein Blick über den Hag nach Bern: Die Sportgastro AG der SCB Eishockey AG betreibt dort neun Restaurants, einen Club, 21 Logen und elf Aussenstände. Dazu führt sie sechs weitere Restaurants in der Region Bern und einen Cateringservice. Davon ist der EVZ weit entfernt.

Personal im Sommer beschäftigen

Doch vor eineinhalb Jahren hat die Expansion der EVZ Gastro auf Lokale ausserhalb der Arena begonnen. Der Grund: «Eishockey ist ein sehr saisonales Geschäft. Die Saison läuft jeweils bis April, dann gibt es eine Pause bis August. Wir haben einen grossen Personalbestand. Um die Mitarbeiter behalten zu können, Qualität und Kontinuität zu gewährleisten, haben wir auf weitere Betriebe expandiert.» Die EVZ Gastro hat beide Restaurants gepachtet.

Das Restaurant Pier 41 beim Bahnhof Zug ist ein Ganzjahresbetrieb. Das Zunfthaus Kreuz in Oberwil ist ein typischer Sommerbetrieb mit zwei Terrassen und grossem Seegarten. «Beide Lokale haben ihr Stammpersonal. Im Sommer braucht es viel mehr Leute, dann kommen unsere Mitarbeiter als Verstärkung dazu», erklärt Tschudi.

Ein weiterer Grund für die Expansion ist laut Silvio Tschudi, eine gewisse Unabhängigkeit vom Spielbetrieb zu schaffen. «Wir sind natürlich stark von den spielerischen Leistungen des Teams abhängig.» Wenn das EVZ-Team nicht im Playoff spielt, wie in der letzten Saison, leidet auch der Gastro- und Eventbereich darunter. Für die kommende Saison mit Harold Kreis ist er aber zuversichtlich.

Expansion nicht ausgeschlossen

Eine Übernahme weiterer Restaurants sei nicht geplant, aber nicht ausgeschlossen, sagt der Gastro-Chef. «Wir sind nicht abgeneigt, einen Betrieb zu übernehmen, wenn er ins Portfolio passt und die richtige Grösse hat. Aktiv auf der Suche sind wir aber nicht.»
Das braucht der EVZ auch gar nicht, denn die Anfragen kommen von alleine. Gemäss Tschudi klopfen öfters Restaurantbetreiber an und fragen, ob der EVZ ihren Betrieb führen will.

Einen gastronomischen Einheitsbrei befürchtet der Geschäftsführer deshalb nicht in Zug. «Die Angebote unserer drei öffentlichen Betriebe sind grundverschieden. Die Sportbar 67 wird direkt mit dem EVZ in Verbindung gebraucht. Im Pier 41 und auch im Seerestaurant Oberwil weist aber nichts auf den EVZ hin.» Tschudi verweist im übrigen auf Synergien, die genutzt werden könnten, wenn eine Firma mehrere Restaurants betreibt, beispielsweise in der Administration.

«Wir sind ein Dienstleister für den Club und zahlen keine Millionenboni aus»

Silvio Tschudi, Gastro-Verantwortlicher EVZ

Acht Millionen Franken Umsatz jährlich

Bei den Zahlen wird der Chef plötzlich zurückhaltend. Er verrät zentral+ immerhin, dass die EVZ Gastro AG einen Umsatz von rund acht Millionen Franken im Jahr erwirtschaftet. Weiter will er sich dazu nicht äussern. «Wir sind aber ein Dienstleister für den Club und zahlen keine Millionenboni aus», sagt Tschudi locker lachend.
Tschudis Zurückhaltung ist offensichtlich Teil der EVZ-Kommunikationsstrategie. Denn wenn man wissen will, wie es um den EVZ und seine Tochtergesellschaften nicht nur sportlich, sondern auch finanziell steht, wird es plötzlich ganz schwierig.

Gemäss dem Geschäftsbericht 2012/13 wies der Eissportverein Zug einen Verlust von 20’137 Franken aus (Vorjahresgewinn 500 Franken). Die EVZ Sport AG hingegen hat einem Umsatz von 7,9 Millionen Franken und einen Gewinn von 140’000 Franken erzielte. Angaben zum Geschäftsergebnis der EVZ Gastro AG sucht man vergebens.
Eine Konzernrechnung, die alle Bilanzen und Erfolgsrechnungen der verschiedenen Gesellschaften zu einem Zahlenwerk zusammenführt, wird nicht publiziert. Das ist gewollt. Patrick Lengwiler, CEO des EVZ: «Das ist bei uns nicht üblich», sagt er auf Anfrage, «es ist nicht mein Entscheid, aber ich trage ihn.» Die Gastrofirma sei eine hunderprozentige Tochtergesellschaft des EVZ. «Man zeigt nicht die Resultate der Tochterfirma. Gewinne kommen vollumfänglich der Muttergesellschaft zugute und fliessen in diese hinein, allfällige Verluste ebenfalls.»

Seit Mai 2014 Holding-Struktur

Im Mai wurde die neue Holding gegründet. Neu hält die EVZ-Holding-Gesellschaft alle Fäden in der Hand. Sie hat drei Tochtergesellschaften: die EVZ Sport AG (Profibetrieb Eishockey), die EVZ-Nachwuchs AG, die EVZ Management AG und die bereits vorher «eigenständige» Aktiengesellschaft EVZ Gastro AG.
CEO Patrick Lengwiler sagt, mit diesem Schritt habe der EVZ «optimale Bedingungen geschaffen für die unternehmerische Weiterentwicklung.» Lengwiler räumt gegenüber zentral+ ein, dass der EVZ vor der Eröffnung der Bossard Arena rund 13 bis 14 Millionen Franken Umsatz im Jahr erzielte. Heute sind es – das darf man immerhin erfahren – laut Geschäftsbericht 2012/13 total rund 21,5 Millionen Franken Umsatz.
Patrick Lengwiler wollte gegenüber zentral+ nicht bekannt geben, ob die EVZ Gastro AG Gewinn oder Verlust macht und welches Ergebnis sie erzielte. Wir nehmen an, dass ein Gewinn resultierte.

Könnten die Aktionäre nicht mehr Transparenz verlangen? Das sieht der CEO gelassen. «Unser Hauptaktionär kann das entscheiden», sagt Patrick Lengwiler. Dieser heisst Hanspeter Strebel. Er besitzt 51 Prozent der Aktien an der EVZ Holding. Der Verein halte rund 16 Prozent der Aktien, die restlichen Inhaberaktien seien breit gestreut. Die nächste Gelegenheit, wo Rechenschaft verlangt werden könnte, ist die GV im Herbst 2014.

Tourismusdirektor begrüsst Engagement

Was meinen bekannte Zuger zur Entwicklung der EVZ? Tourismusdirektor Urs Raschle begrüsst das gastronomische Engagement des EVZ ausserhalb der Arena. «Für uns ist relevant, dass wir in Zug eine grosse Auswahl an verschiedenen Lokalen bieten können.» In der «67 Sixtyseven Sportsbar» habe der EVZ sein gastronomisches Knowhow unbestritten bewiesen. «Das Lokal ist attraktiv und über Mittag sehr beliebt», sagt er. 2013 wurde das Lokal mit dem «Best of Swiss Gastro Award» in der Kategorie «Activity» ausgezeichnet.
Raschle begrüsst auch, dass der EVZ das Pier 41 und das der Stadt Zug gehörende «Kreuz» in Oberwil übernommen hat. Die vorherigen Betreiber waren aus unterschiedlichen Gründen nicht sehr erfolgreich. «Für unsere Gäste und die Zugerinnen und Zuger ist es sicher positiv, dass diese Lokale weiterhin offen sind und existieren», sagt Raschle. Er befürchtet keinen gastronomischen «Einheitsbrei», da die Konzepte der drei Lokale doch sehr unterschiedlich seien. Mehr Vielfalt im gastronomischen Angebot wünscht sich der Tourismusdirektor dafür in drei anderen Zuger Lokalen, die von einer anderen Gastrofirma, der Renimag AG, betrieben werden: Im «Hafenrestaurant», im «Domus» und im «Brandenberg» habe er den Eindruck einer gewissen «Vereinheitlichung».

Philipp C. Brunner: Gleich lange Spiesse nötig

In Zug gibt es andere Stimmen zur Gastro-Strategie des EVZ. Dazu gehört der Präsident der städtischen Geschäftsprüfungskommission, Gemeinderat Philip C. Brunner (SVP). Er legt Wert auf die Feststellung, dass er ein langjähriger EVZ-Fan sei.
Das Gastro-Engagement sieht er aber anders, zumal die Stadt ja den Neubau der Bossard Arena finanziert habe. «Schliesslich hat sich die Allgemeinheit mit 61 Millionen Franken am Neubau engagiert. Der EVZ zahlt für die Nutzung einen zwischen der Stadt und der KEB AG ausgehandelten, öffentlich nicht bekannten Mietzins», sagt Brunner. Im Sinne der sportlichen Förderung der Jugend sei dieser sicher im Verhältnis zur grossen Investition sehr fair.
Im Grundsatz sei der EVZ natürlich frei, andere Gastrobetriebe zu pachten. «Ich trete aber für gleich lange Spiesse ein, wenn der EVZ sich zum Beispiel für freie städtische Gastrobetriebe bewirbt.» Diese seien nicht gegeben.

«Der EVZ zahlt für die Nutzung der Arena sicher einen sehr fairen Zins»

Philipp C. Brunner, GPK-Präsident Stadt Zug

Brunner weist darauf hin, dass die EVZ Gastro AG sich vor zwei Jahren erfolglos für die Pacht des «Hafenrestaurants» beworben hat; der Betrieb gehört der Stadt Zug. Die öffentliche Ausschreibung sei aber so kurzfristig und so detailliert gewesen, dass sich kaum ein Einzelunternehmer habe erfolgreich bewerben können. Involviert war auch der ehemalige Stadtrat und Finanzvorstand Ivo Romer, der einige Zeit vorher noch Verwaltungsratspräsident der EVZ Gastro AG war. Romer war damals für die städtischen Liegenschaften zuständig. Philipp C. Brunner: «Er bestritt öffentlich an einer Sitzung des Grossen Gemeinderats Ende Juni 2012, dass es dabei jemals irgendeine Präferenz für die EVZ Gastro AG gegeben habe.» (Anm. d. Red: Ivo Romer war vom Juni 2010 bis April 2011 Verwaltungsratspräsident der EVZ Gastro AG).

«Glücksfall für städtische Kasse»

Brunner hält fest, dass nur durch die Intervention der SVP im Grossen Gemeinderat das Thema aufs politische Parkett und in die Medien gekommen sei. «Drei Wochen später hat Ivo Romer das Dossier entnervt abgegeben. Der Stadtpräsident nahm sich mit einer neuen beratenden Gruppe der Sache dann persönlich an.»
Der damalige Entscheid sei ein glücklicher gewesen. Heute sei das Restaurant erfolgreich an die Remimag Gastronomie AG verpachtet, was ein «Glücksfall» für die städtischen Finanzen sei, sagt der Gemeinderat. «Die Pacht ist nicht unbedeutend und das ist so auch richtig, wäre doch die Ausgangslage für jeden Betreiber hervorragend», sagt Brunner.

 

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