Seine Karriere ist der Gegenentwurf zu Vargas

Arnold nimmt Herausforderung an: «Der da oben will mich prüfen»

Remo Arnold beim Trainingsauftakt am Montag: Der defensive Mittelfeldspieler will seine Chance beim FC Luzern nutzen.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Er machte vor drei Jahren im FCL Furore. Ähnlich wie der am Montag nach Augsburg transferierte Ruben Vargas. Doch nun geht es für Remo Arnold in der nächsten Saison darum, zu beweisen, dass er ein tauglicher Spieler für die Super League sein kann. Was ist beim 22-jährigen Surseer schiefgelaufen?

Sein Gesicht fängt sofort an zu strahlen. Es gibt äusserlich nicht das geringste Anzeichen von Missgunst, als Remo Arnold auf den Wechsel des zwei Jahre jüngeren Ruben Vargas in die 1. Bundesliga angesprochen wird (zentralplus berichtete). Er sagt, dass er «mega Freude» habe für Ruben. Sie hätten beim FCL-Nachwuchs einiges zusammen erleben dürfen und sich später als Nachwuchskräfte in der ersten Mannschaft wieder getroffen. «Ruben hat sich das verdient.»

Das führt unweigerlich zur Frage: Warum hat er sich das eigentlich nicht verdient? Zumindest in seiner Karriere weiter zu sein, als er es jetzt ist, nach dem Ende der einjährigen Ausleihe an den Challenge-Ligisten Winterthur. Arnold war auch eine Hochbegabung, hinterliess mit seiner Grösse von über 1,90 Metern, seiner Wucht und seinem Spielverständnis im defensiven Mittelfeld sogleich Eindruck. Das war 2015/16.

Kreuzbandriss warf ihn zurück

Der Blick zurück tönt in den Worten von Remo Arnold so: «Als ich in die erste Mannschaft kam, war ich noch nicht so weit, wie ich wohl selber gedacht habe. Und man hat mir wohl auch weniger zugetraut, weil ich nicht auf die Einsätze kam, die mir in Aussicht gestellt wurden.»

«Die Forderungen von Arnolds Spieleragent waren überzogen.»

Rolf Fringer, Ex-Sportchef des FC Luzern

2017/18 hat ihn ein Kreuzbandriss am rechten Knie zurückgeworfen. Mit einem schnellen Blick zur Decke des FCL-Mediencenters bemerkt er, dass da oben wohl einer hocke, der «mich auf die Prüfung stellen will. Und ich nehme die Herausforderung an.» Erst am Ende der Karriere, ergänzt Arnold, könne abgerechnet werden.

Was Fringer unzählige Male erlebt hat

Der da oben – das ist auch das passende Stichwort für Rolf Fringer. Der heutige Teleclub-Experte war als Trainer Meister mit Aarau und GC, er war Übungsleiter in der Bundesliga, coachte die Schweizer Nationalmannschaft und wirkte beim FCL als Trainer und Sportchef. Er erinnert sich noch genau: «Der Spielerberater von Arnold sagte bei Vertragsgesprächen, wie oft sein Klient nun spielen und wie viel mehr er verdienen müsse. Seine Forderungen waren überzogen. Und wenn etwas nicht so abläuft, wie das auf professioneller Ebene geschehen sollte, wird der Spieler früher oder später mit einer Verletzung bestraft. Das habe ich in meiner Karriere unzählige Male erlebt.»

«Man kann wohl sagen, dass meine Karriere ins Stocken geraten ist.»

FCL-Mittelfeldspieler Remo Arnold

Die Frage, die sich aufdrängt: Ist Arnold also nicht so umsichtig beraten worden wie zum Beispiel ein Vargas? Das lässt der Surseer nicht gelten: «Es war einzig und alleine ich, der die Erwartungen nicht erfüllen konnte. Ich habe mich von der Euphorie meines Umfeldes anstecken lassen und habe einige Enttäuschungen erleben müssen. Man kann wohl sagen, dass meine Karriere dadurch ins Stocken geraten ist.»

Auch sein Kumpel Haas steckt fest

Ist es aber bloss Zufall, dass sich auch die Karriere seines Kumpels und früheren FCL-Spielers Nicolas Haas (nach der Ausleihe an Palermo bald zurück bei Atalanta Bergamo), der vom gleichen Spielerberater betreut wird, noch nicht entfaltet hat? «Nicci und ich stehen auf dem Platz, niemand anders. Es liegt an uns, Leistung zu zeigen. Und ich möchte darauf hinweisen, dass die Karriere von Djibril Sow gerade am Durchstarten ist.»

Der zweifache Meister mit YB steht vor seinem nächsten Anlauf im Ausland. Sow ist nach Granit Xhaka das derzeit zweitbeste Pferd im Stall des Spielerberaters, der sich auch um Arnold und Haas kümmert.

Gibt Häberli Arnold eine echte Chance?

Für Arnold heisst die unmittelbare berufliche Zukunft FCL. In seinem letzten Vertragsjahr will der gross gewachsene Mittelfeldspieler alles daran setzen, sich in der Vorbereitung auf die am Wochenende des 20./21. Juli beginnende Saison positiv in Szene zu setzen und sich im Verlaufe der Saison einen Stammplatz zu ergattern. Ob er dafür aber eine echte Chance bekommt?

«Ich hätte in der Challenge League bleiben und mich in ein gemachtes Nest setzen können.»

Remo Arnold

Denn Trainer Thomas Häberli sagte am Medientermin am Montag über die Rückkehrer Daniel Follonier (von Servette) und Arnold (von Winterthur) sinngemäss, dass sie nun schauen würden, was die beste Lösung sei und ob es Sinn mache, dass sie beim FCL bleiben (zentralplus berichtete). Wertschätzung hört sich anders an.

Doch nach Darstellung des FCL-Medienchefs habe sich Häberlis Aussage nur auf Follonier bezogen, und Arnold sagt: «Ich kenne diese Aussagen von Thomas Häberli nicht und habe mich mit ihm ausgetauscht. Nur das zählt für mich.» Über den Inhalt des Gesprächs wollte er nichts herausrücken.

Arnold vertraut auf das Leistungsprinzip

Arnold ist sich bewusst, dass er beim FCL ausgerechnet in jenem Mannschaftsteil angreifen muss, das zu überzeugen wusste. Im zentralen Mittelfeld mit den unbestrittenen Marvin Schuld, William Tsyi Ndenge und dem defensiv orientierten Idriz Voca. «Das sind junge und gute Spieler, deshalb ist mir diese Ausgangslage auch durch den Kopf gegangen», gibt Arnold offen zu. «Ich hätte in der Challenge League bleiben und mich in ein gemachtes Nest setzen können. Aber das wollte ich nicht. Denn in der Super League gibt es überall Konkurrenz. Und dieser Herausforderung will ich mich unbedingt stellen.»

«Mit meiner Körpergrösse muss ich bei Standards mehr Torgefahr erzeugen.»

Remo Arnold

Aber was ist, wenn er nicht an den FCL-Mittelfeldstrategen vorbei kommt? Ist es Gift für den weiteren Verlauf seiner Karriere, wenn er bloss zweite Wahl bleibt? So denkt Arnold nicht: «Die wichtigste Erkenntnis aus der schwierigen Phase meiner Karriere ist, dass man als Fussballer im Hier und Jetzt leben muss. Wenn ich mich damit befassen würde, zweite Wahl zu sein, dann wäre ich es tatsächlich auch.»

Sein grösstes Verbesserungspotenzial sieht er für sich im offensiven Drittel. Schliesslich ist er in 34 Spielen mit Winterthur nicht über einen einzigen Torerfolg hinausgekommen. «Mit meiner Körpergrösse muss ich bei Standards mehr Torgefahr erzeugen.» Daran will er arbeiten.

Grundsätzlich geht Arnold davon aus, dass der Trainer nach dem Leistungsprinzip aufstellt. Und er weiss in seinem Inneren auch, dass er Talent besitzt. Nur hat er die Grenzen bislang noch nicht ausgelotet. Da ist ihm Vargas deutlich voraus.

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