Thomas Häberli kurz vor Vertragsverlängerung

«Ich gehe davon aus, dass es mit Luzern passt»

Thomas Häberli wird aller Voraussicht nach auch noch nächste Saison Trainer des FC Luzern sein.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Im sportlich besten Fall landet der FCL mit Rang 3 direkt in der Gruppenphase der Europa League. Wenn alles total verkehrt läuft, muss er noch absteigen. Thomas Häberli (45) redet über diese Ausgangslage und die personelle Planung für nächste Saison, für die er offiziell noch nicht als FCL-Trainer bestätigt ist.

Am Sonntag bestreiten die Luzerner ihr fünftletztes Saisonspiel in Lugano (16 Uhr). Die Tessiner liegen als Tabellennachbar nur zwei Punkte hinter den viertplatzierten Luzernern, die wie der vor ihnen liegende FC Thun 40 Zähler aufweisen.

Das Problem: Der auf dem Barrage-Platz liegende Aufsteiger Neuchâtel Xamax hat bloss sieben Punkte Rückstand auf den FCL. Und dieser hat mit den Auswärtsspielen in Basel und in der letzten Runde gegen die Young Boys ein happiges Abschlussprogramm. Dazu kommen noch die Heimspiele gegen GC und den FC Zürich.

zentralplus: Thomas Häberli, Ihre Vertragsverlängerung mit dem FC Luzern steht noch immer aus. Macht das Ihre Aufgaben im Schlussspurt für diese Meisterschaft und für die personelle Planung der neuen Saison nicht um einiges schwieriger?

Thomas Häberli: Nein. Weil wir alle zusammen Erfolg haben wollen. Und ich arbeite so weiter, als wenn ich noch die nächsten zehn Jahre Trainer des FC Luzern wäre. Die Konstellation seit meinem Einstieg beim FCL war ja eine spezielle. Der Klub konnte mich röntgen, und ich ihn auch. So hat sich eine Win-Situation für beide Seiten ergeben. Wir haben zwar noch keine Lösung gefunden, was unsere weitere Zusammenarbeit betrifft. Aber ich gehe davon aus, dass es mit Luzern passt.

zentralplus: Hinter den Kulissen ist der FCL daran, die personelle Weiterentwicklung der Mannschaft voranzutreiben. Als Trainer müssen Sie entscheidenden Einfluss darauf haben. Auf welchen Positionen haben Sie den grössten Bedarf ausgemacht?

Häberli: Das ist eine operative und strategische Geschichte. Und wir wissen, wo Handlungsbedarf besteht. 

zentralplus: Lassen Sie uns bitte teilhaben.

«Das Problem ist: Der FC Luzern ist einem Markt ausgesetzt.»

Thomas Häberli, Trainer des FC Luzern

Häberli: (schmunzelt). Bevor ich mir eine konkrete Antwort erlauben kann, müssen wir wissen, was möglich ist. Wissen, wohin wir wollen. Und nicht zuletzt wissen: Wer verlässt den FCL? Ich habe Vertrauen in Sportchef Remo Meyer. Er schaffte vor einem Jahr einen Transfergewinn, den ersten seit Jahren. Und ich gehe davon aus, dass er das richtige Timing wieder hinkriegt.

zentralplus: Gehen wir die gleiche Geschichte von einem andern Ansatzpunkt an. Marvin Schulz hat bestätigt, dass er in Gesprächen über eine Verlängerung seines bis 2020 dauernden Vertrages mit dem FCL ist. Mit Tsiy Ndenge, einem zweiten Gladbacher mit überdurchschnittlichem Potenzial, könnte er das Gerüst des zukünftigen FCL bilden. Auch in Ihren Augen?

Häberli: Ja, ganz klar. Aber das Problem ist: Der FC Luzern ist einem Markt ausgesetzt. Nur schon in der Super League gibt es einige Klubs, die das finanzielle Potenzial haben, uns Spieler abzukaufen. Wir können nur mit einer Top-Infrastruktur dagegenhalten. Und, indem wir den Spielern aufzeigen, wie wir sie in ihrer spielerischen und persönlichen Entwicklung weiterbringen wollen. Und die Spieler daraus hoffentlich einen Mehrwert für Ihre Karriere erkennen können.

zentralplus: In diesem Prozess haben Sie zusammen mit Remo Meyer eine entscheidende Rolle.

Häberli: Wir müssen unsere Hausaufgaben machen. Und uns vermehrt auf die Verpflichtung von Spielern konzentrieren, die Potenzial haben, aber in deren Karriere mal irgendetwas falschgelaufen ist.

zentralplus: Also die seit Jahren erfolgreiche Strategie des FC Thun adaptieren.

«Entscheidend wird sein, dass wir unserem Umfeld und uns selber klarmachen, was eine Doppelbelastung bedeutet und woran wir uns messen lassen.»

Thomas Häberli, Trainer des FC Luzern

Häberli: Ja. Letztlich ist es meine Aufgabe, Spiele zu gewinnen und Spieler zu entwickeln. Für uns werden Spieler in den Fokus rücken, denen es in ihrer aktuellen Situation nicht in erster Linie nur ums Geld geht.

zentralplus: Schauen wir auf den Schlussspurt in dieser Meisterschaft: Ist die These richtig, dass Sie die Saison entweder auf dem zur Gruppenphase der Europa League berechtigenden Platz 3 abschliessen – sonst aber lieber die Qualifikation zur Europa League verpassen, weil der FCL da noch nie für Furore sorgen konnte?

Häberli: (wiegelt ab). Ja, das kann man so ausdrücken – auch wenn wir als Sportler natürlich in jedem Spiel, egal ob Gruppenphase oder Qualifikation, immer gewinnen wollen. Aber als Trainer muss ich gleichzeitig auch an die Mehrbelastung der Spieler, an deren Substanzverlust und Verschleiss denken. Für ein solches Abenteuer braucht es ein breiteres Kader. Ein Beispiel: Wir spielen an einem Donnerstagabend um 21 Uhr in Kasachstan, am späten Freitagabend sind wir daheim in Luzern und am Sonntag reisen wir zu einem ausgeruhten Gegner in der Super League.

zentralplus: Löst dieser Gedanke an diese Konstellation in Ihnen Unbehagen aus?

Häberli: Entscheidend wird sein, dass wir unserem Umfeld und uns selber klarmachen, was eine Doppelbelastung bedeutet und woran wir uns messen lassen. Da werden wir uns klar positionieren müssen.

zentralplus: Gelingt das nicht, steht Ihr Job schnell zur Debatte.

Häberli: Ja, das wäre wohl die Konsequenz. Aber ich möchte jetzt nicht über Rang 3 reden. Schliesslich waren wir in der laufenden Saison noch nie so weit vorne in der Tabelle, und uns stehen noch ein paar schwierige Herausforderungen bevor. Lugano, der nächste Gegner, hat die letzten neun Spiele nicht mehr verloren. Und wissen Sie was?

zentralplus: Nein, bitte?

Häberli: Mit Servette und Lausanne klopfen zwei potenziell starke Aufsteiger an die Türe der Super League. Für uns bedeutet das: Wir werden uns mit oder ohne Teilnahme an der Europa League klar positionieren müssen.

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