Leichtes Spiel für Finalgegner Bern

Mit diesem Goalie verpasst der EVZ den Meistertitel

Zug-Goalie Tobias Stephan muss die ersten beiden Gegentore auf seine Kappe nehmen – gelingt ihm im weiteren Verlauf der Serie eine Steigerung?

(Bild: Pascal Muller/freshfocus)

Nach nicht einmal 13 Spielminuten hatte der SC Bern den zweiten aufeinanderfolgenden Sieg in der laufenden Finalserie in der Tasche. Tobias Stephan «rünnte» beim 1:4. Die Formkurve des Zuger Torhüters zeigt steil nach unten. Wagt Trainer Dan Tangnes einen Goaliewechsel? 

Der Untergang der Zuger war kurz, aber schmerzhaft. Im ersten Zuger Unterzahlspiel liess Stephan einen Weitschuss in der nahen oberen Torecke rein, die er abdecken muss. Mark Arcobello hatte in der 4. Minute von der blauen Linie abgezogen. Bis jetzt erzielte der SCB noch in jedem Finalspiel das erste Tor.

Auch das zweite Gegentor geht auf die Kappe des 35-Jährigen. Wieder hatte Arcobello geschossen, wieder hoch. Diesmal schlug es auf der Fanghandseite Stephans ein (9.).

 

Und als ob das noch nicht genug wäre, trifft den EVZ-Goalie am 1:3 eine Teilschuld. Tristan Scherwey traf in die hohe Ecke, wieder auf der Fanghandseite, wieder im Powerplay, wieder nicht unhaltbar. Zur Entlastung Stephans sei festgehalten: So freistehend hätte der Berner nicht zum Schuss kommen dürfen.

Hat der SCB eine Schwachstelle entdeckt?

Auffallend war, dass fast ausnahmslos jeder Schuss der Berner hoch aufs Zuger Tor flog. War das bloss Zufall? Oder hat der SCB eine Schwachstelle beim gross gewachsenen EVZ-Goalie ausgemacht?

Sage mir, wie Stephan spielt, und ich sage Dir, ob der EV Zug Meister werden kann, schrieb zentralplus vor dem Start zu dieser Serie. Nach drei Spielen muss man festhalten: Mit diesem Goalie hat die Mannschaft von Dan Tangnes keine Chance, den zweiten Meistertitel nach 1998 zu erringen. Titel gewinnen fast ausschliesslich nur Mannschaften mit grossen Goalies. Stephan hat noch nie ein Team zum Gewinn einer Meisterschaft gehext.

Die Formkurve des EVZ-Torhüters zeigt steil nach unten: Beim 4:1-Sieg zum Finalauftakt war Stephan noch der bessere Goalie als Leonardo Genoni. Beim 2:3 n. V. am letzten Samstag, der ersten Heimniederlage der Zuger in diesen Playoffs, war Stephan schon schlechter (zentralplus berichtete). Und am Dienstagabend machte er den Bernern das Siegen leicht.

Darum ist Genoni ein grosser Goalie

Das dritte Finalspiel führte vor Augen, was der Unterschied ist zwischen einem guten Goalie (wie Stephan) und einem grossen Goalie: Auch Genoni kassierte ein «Ei». Der EVZ, wieder mit Reto Suri nach dem Horror-Check im ersten Finalspiel und erstmals mit dem Kanadier David McIntyre, konnte zwischenzeitlich zum 1:1 ausgleichen (8.), obwohl er gar keine Torchance hatte. Carl Klingberg hatte ein Zuspiel von Dennis Everberg an die Torumrandung gelenkt. Von dort sprang die Scheibe unverhofft vors Tor und fand den Weg via Genonis Schlittschuh ins Gehäuse. Ein kurioser Treffer.

Doch der 31-Jährige schüttelte das Missgeschick ab wie eine lästige Fliege und zeigte nur schon bis zur ersten Drittelspause zwei starke Paraden gegen Lino Martschini (12.) und Jesse Zgraggen (19.). Im Gegensatz zu Stephan war der SCB-Goalie seiner Mannschaft ein echter Rückhalt. Geht es so weiter, wird Genoni nächste Saison als fünffacher Meister den dreifachen Finalverlierer Stephan beim EV Zug ablösen.

Tangnes kann handeln, wenn er will

Was tun? Im Gegensatz zu früheren Zeiten bleibt dem EVZ-Trainer nicht bloss die Hoffnung, dass der Hockey-Gott dem eigenen Goalie plötzlich magische Abwehrkräfte verleihen mag. Dan Tangnes hat die Möglichkeit, dem bösen Treiben Einhalt zu gebieten. Er kann den Goalie wechseln. Mit Sandro Aeschlimann hat er einen Ersatzgoalie, mit dem seine Mannschaft Anfang Februar den Cupsieg in Rapperswil errungen hat.

Die Frage ist: Wagt Tangnes diesen Schritt? Noch nicht. Wenn er Stephan das Vertrauen entzieht, wird er bis zum Ende der Serie auf Aeschlimann setzen müssen. Doch dafür ist der Leidensdruck beim EVZ noch nicht hoch genug. Noch fehlen dem SCB zwei Siege zum Gewinn des zehnten Meistertitels seit Einführung der Playoffs 1985/86 und zum dritten Triumph in einer Finalserie über den EV Zug (nach 1997 und 2017).

Darum wird Tangnes vorerst seine ganze Mannschaft ins Gebet nehmen: Diese kassiert nämlich zu viele sinnfreie Strafen. Und das ist nach Stephan der zweite Grund, warum der EVZ zum ersten Mal in der Playoff-Kampagne nach Siegen im Rückstand liegt. 

Schafft der EVZ in beiden Punkten keine deutliche Steigerung, wird die Serie schnell vorbei sein.

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