Der beste Torjäger der FCL-Meistersaison 1989

FCL-Fans trugen Peter Nadig auf Händen in den Teambus

Fahrlehrer Peter Nadig, im Meisterjahr 1989 der beste Goalgetter der Luzerner, im Vögeligärtli in Luzern.

(Bild: ain)

Er hatte den Lauf seines Lebens im Frühjahr 1989: Traf Scharfschütze Peter Nadig, punktete der FCL. Seine Tore wiesen den Luzernern den Weg zum Titel. Dafür wurde der Stürmer zum Fussballer des Jahres gewählt. Das erfüllt den 54-Jährigen noch heute mit Stolz.

Die Lokalität in der Nähe des Luzerner Bahnhofs passt zu ihm. Zu seinem Beruf. In den Strassen rund um das Restaurant, das ein roter Oldtimer schmückt, holt er oft die zahlende Kundschaft ab. Peter Nadig ist Fahrschullehrer. 1995, als er mit 30 seine Fussballschuhe an den Nagel gehängt hatte, begann er mit der Ausbildung.

«Lustig ist», erzählt Nadig lachend, «wie die Fahrschüler auf mich reagieren. Sie kennen mich nicht mehr. Aber einige Eltern sagen ihnen dann am Abend, was ich früher machte, und bei der nächsten Fahrstunde zeigen sie mir dann einen Youtube-Ausschnitt von mir als Fussballer.» Beim bisher ersten und einzigen Titelgewinn des FC Luzern in der knapp 118 Jahre dauernden Klubhistorie war er eine prägende Figur. Um ihn rankten sich einige spannende Geschichten.

Als Nadig in Neuenburg Mass nahm

Nachdem Finalrunden-Leader Luzern das zweitplatzierte GC vor 23’400 Zuschauern auf der Allmend 1:0 niedergerungen hatte und in den letzten drei Spielen nur noch drei Punkte zum Titelgewinn fehlten, wartete vier Tage später Neuchâtel Xamax. Seines Zeichens stolzer Meister in den beiden Jahren zuvor. Einem ohnehin raren Kopfballtreffer Jürgen Mohrs sprach der Linienrichter noch die Anerkennung wegen Offsides ab – doch kurz darauf nahm Nadig Mass. Der herrliche Hocheckschuss des FCL-Stürmers brachte das siegbringende 1:0 und die Luzerner Fans waren total aus dem Häuschen.

«Das ist unvergesslich, auch wenn die Distanz zwischen Umkleide und Car nur zehn Meter betrug.»

Peter Nadig, Meisterspieler des FC Luzern 1989

Diese huldigten dem Goalgetter auf ganz eigene Weise: Im Siegestaumel bildeten sie ein Spalier und beförderten Nadig auf ihren Händen von der Garderobe bis in den Mannschaftsbus. «Das ist unvergesslich, auch wenn die Distanz zwischen Umkleide und Car nur zehn Meter betrug», sagt er schmunzelnd.

Nadigs Bestmarke in der Finalrunde

Das Tor in Neuenburg war sein neuntes und letztes in den 14 Finalrundenspielen für den FCL. Und es machte den Weg frei zum Titelgewinn, den zehn Tage danach weit mehr als die offiziell angegebenen 24’000 Zuschauer auf der Allmend mit einem 1:0 über Servette feierten. «Die blau-weisse Wand mit unseren Fans auf der Gegenseite der Haupttribüne, die unbeschreibliche Freude, die Fangesänge aus Tausenden von Kehlen – das wird mir bleiben, solange ich lebe», blickt Nadig zurück.

 

Keiner der damaligen Stürmerstars schoss mehr Tore als Nadig (9) in der entscheidenden Phase der Meisterschaft. Torschützenkönig Karl-Heinz Rummenigge von Servette brachte es auf sechs (mit der Vorrunde insgesamt 24), Bellinzonas Kubilay Türkyilmaz ebenfalls auf sechs (19), Dario Zuffi von YB auf sieben (19), Hopper Wynton Rufer auf sechs (18) und Peter Közle von YB auf acht (17) Tore.

Die Gegner wählten Nadig zum Spieler des Jahres 1989

Weil Nadig zu Beginn der Vorrunde dreimal verletzt ausfiel und zunächst im linken Mittelfeld zum Einsatz gelangte, kam er letztlich auf ein Saisontotal von 15 Toren. Doch seine überragenden Leistungen als Goalgetter auf dem Weg zum Luzerner Titelgewinn beeindruckten auch die Konkurrenz. Die Trainer und je drei Spieler der sieben Finalrunden-Gegner wählten Nadig zum «Spieler des Jahres 1989». Vor seinen damaligen Teamkollegen Stefan Marini und Roger Wehrli. In den fünf Jahren davor wurde diese Ehre jeweils dem späteren FCL-Sportchef und Schweizer Rekord-Internationalen Heinz Hermann (118 Länderspiele) zuteil.

«Heutzutage gibt es viel zu viele Awards und viel zu viele Spiele für die Mannschaften. Ich erachte den TV-Markt als total übersättigt.»

Peter Nadig, Meisterspieler des FC Luzern 1989

«Es war eine schöne Anerkennung, und sie erhielt für mich dadurch einen zusätzlichen Wert, weil mich die Gegner und nicht die Journalisten gewählt haben», hält Nadig fest. Einen Preis bekam er damals nicht, aber das spielte für ihn auch keine Rolle. «Heutzutage gibt es viel zu viele Awards und viel zu viele Spiele für die Mannschaften. Ich erachte den TV-Markt als total übersättigt.» Darum schaut er sich nur noch grosse Duelle in der Welt des Fussballs an.

Ein anderer Spielertyp als Mohr

Die 15 Tore, die der gebürtige Basler in seiner ersten Saison für den FCL geschossen hatte, erreichte er in keiner der folgenden sechs Spielzeiten mehr. Nach dem Titelgewinn hatte es sich Meistertrainer Friedel Rausch in den Kopf gesetzt, den Mann mit dem ausgeprägten Torriecher zum Spielgestalter und Nachfolger von Jürgen Mohr zu machen.

Doch Nadig war ein anderer Spielertyp als der technisch bisweilen brillante Mohr. Der Deutsche konnte einen Gegenspieler ausspielen und so Räume öffnen, die er mit seinem grossartigen Passspiel zu nutzen wusste. Nadig hatte andere Stärken. Er konnte den zu Sion abgewanderten Mohr auf der Position des FCL-Regisseurs nicht ersetzen.

FCL-Transfers kosteten ihn Platz im Sturm

Hat ihm Rausch mit dieser Massnahme die Karriere zerstört? «Nein, so würde ich es nicht sagen. Es war nicht der richtige Entscheid, logisch. Aber für mich hatte es einfach keinen Platz mehr im Sturm, nachdem die Klubleitung für die Saison nach dem Meistertitel Semir Tuce, Adrian Knup und John Eriksen engagiert hatte.»

1992 wurde er mit den Luzernern noch Cupsieger, nachdem der Klub eine Woche zuvor in Grenchen abgestiegen war. Sein Sturm-Nachfolger Knup hatte seinen Versuch im Penaltyschiessen in den Nachthimmel gedonnert.

Drei Jahre später machte Nadig Schluss mit dem Profifussball. «Ich hatte Hüftarthrose, Probleme mit dem Oberschenkel und dem Handgelenk», erzählt er. Doch der Stadt Luzern hielt er auch danach die Treue. «Meinen Freundeskreis hatte ich mir hier aufgebaut, ich fühle mich als Luzerner. Man merkt meine Herkunft nur noch sprachlich, aber solange man mich versteht, ist alles okay», sagt er mit seinem Basler Dialekt. Und lacht herzhaft.

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