Der Offensivspieler ist das Zugpferd des FC Luzern

Warum es für Schürpf keine Rolle spielt, wer unter ihm Trainer ist

Er ist eine offensive Lebensversicherung des FC Luzern: Pascal Schürpf - nun freut er sich auf eine weitere Zusammenarbeit mit Trainer Thomas Häberli

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Sie sind eine rare Spezies in der Super League und ihr Wert fürs eigene Team nicht hoch genug einzuschätzen: Spieler, die von sich aus immer ans Limit gehen und eine Mannschaft besser machen. Pascal Schürpf (29) ist so einer. Sein Hoch im FCL hält nunmehr seit über einem Jahr.

In Erwartung dessen, was da noch kommt, zog er schon mal leicht seine Augenbrauen hoch. Seine Ohren hatten dem Gehirn eben folgende Worte übermittelt: «Ihnen kann es ja egal sein, wer unter Ihnen Trainer ist.» Wie bitte?

Erst als Pascal Schürpf erkennt, worauf sein Gesprächspartner hinaus will, entspannen sich seine Gesichtszüge. Es geht um seinen Lauf. Um seine Mentalität. Um seinen Wert für den FCL.

Selbst bei defensiver Ausrichtung ein Kanonier

Das liest sich so: Der gebürtige Basler war mit zehn Toren und zwei Vorlagen eine der treibenden Kräfte unter dem damaligen FCL-Trainer Gerardo Seoane, als der FCL im letzten Frühjahr von Rang 9 auf 3 stürmte.

Er war unter Seoane-Nachfolger René Weiler weiterhin ein Kanonier, traf sechs Mal und gab ebenso viele Vorlagen in 21 Spielen. Obwohl Schürpf festhält: «Weilers taktische Ausrichtung war eher defensiv, und das gefiel mir weniger.»

Und er erleichterte dem Weiler-Nachfolger Thomas Häberli den Start in dessen Cheftrainer-Karriere mit weiteren zwei Toren und zwei Vorlagen in vier Meisterschaftsspielen. Und mit den zwei Toren und der Vorlage im Cup-Viertelfinal gegen YB (4:0).

Kein Schelm also, wer zum logischen Schluss gelangt: Schürpf spielt es keine Rolle, wer unter ihm Trainer ist. Mit seinen Leistungen steht der im Juli 30 Jahre alt werdende Mittelfeldspieler über den Dingen im FCL.

Schürpf musste sich durchbeissen

Aber warum ist das so? Schürpf verbindet sein andauerndes Leistungshoch mit seiner Grundeinstellung. Er versuche, jeden Trainer zu verstehen und dessen Plan umzusetzen. «Letztlich muss es einem Spieler egal sein, wer sein Trainer ist. Er hat seine Leistung auf dem Platz zu erbringen», hält er fest.

«Ich bewundere die Jungen im FCL für ihre Kaltschnäuzigkeit und ihr
Selbstbewusstsein. Mir fehlte das in jungen Jahren beim FCB.»

Pascal Schürpf, Mittelfeldspieler des FC Luzern

Das lässt sich gewiss leichter sagen als umsetzen. Sonst gäbe es ja viel mehr von seinem Format und der Trainerjob wäre vom Aussterben bedroht. Es ist sicher so, dass sich Pascal Schürpf durchbeissen musste, bis er sein sportliches Glück in Luzern fand. Auch wenn er vier Meistertitel und zwei Cupsiege mit dem FCB in seinem Palmarès stehen hat, so ist sein Anteil an diesen Erfolgen überschaubar. Er gehörte zwar zum erweiterten Kader, aber selten zum Aufgebot.

Sein Weg zum gestandenen Super-League-Spieler ging erst über die Zweitklassigkeit (Lugano, Aarau, Bellinzona, Vaduz). «Mit dem, was man erlebt, wächst man. Und das half mir auf meinem Weg», sagt er. «Ich bewundere die Jungen im FCL für ihre Kaltschnäuzigkeit und ihr Selbstbewusstsein. Mir fehlte das in jungen Jahren beim FCB.»

Er setzt sich nicht mehr unter Druck

Jetzt ist er das Vorbild der nachrückenden Talente im FCL. U21-Nationalspieler Ruben Vargas hielt letzte Woche freimütig fest, wie sehr er Schürpf für dessen unbändigen Siegeswillen und Kaltblütigkeit im Umgang mit Torchancen bewundere.

Schürpf geniesst einfach den Ritt auf der persönlichen Erfolgswelle, erst recht im Spätsommer seiner Karriere. «Je näher das Ende der Aktivkarriere rückt, umso mehr will ich alles aufsaugen», sagt er nach elf Jahren im Profi-Business. Er setze sich nicht mehr so unter Druck wie früher. «Ich will einfach Spass haben an dem, was ich mache. Und ich will dabei immer alles rausholen, was geht. Das ist mein Antrieb.»

Auf dem Weg zu einer kompletten Saison

Schliesslich hat er auch schon die Schattenseite eines Fussballerlebens kennengelernt. Wenn nichts mehr geht. Nach seiner ersten Super-League-Saison mit Vaduz, als er in 34 Spielen sieben Tore schoss und dabei die Erkenntnis gewann, dass er es auch auf höchster Stufe bringe, fiel er wegen eines Knorpelschadens im Knie eine ganze Saison aus. Das war 2015/16.

Auf dem langen Weg zurück warfen Schürpf immer wieder kleinere Blessuren zurück. Mit 25 Einsätzen von Beginn weg in 25 Meisterschaftsspielen ist er nun drauf und dran, erstmals eine komplette Saison auf höchstem Niveau bestreiten zu können. «Das freut mich schon recht, weil man es mit einer Vergangenheit wie meiner zu schätzen lernt», sagt er mit einem Strahlen.

Verlängern oder verkaufen

Sein Vertrag läuft noch bis zum Ende der nächsten Saison. Will man streng sein mit FCL-Sportchef Remo Meyer und ihn bei seinen eigenen Worten nehmen, müsste die Verlängerung der Zusammenarbeit schon in trockenen Tüchern sein. Meyer sagte gegenüber zentralplus kurz nach Saisonbeginn, dass die Verträge von Leistungsträgern, mit denen der FC Luzern in die Zukunft gehen wolle, spätestens anderthalb Jahre vor deren Ablauf verlängert werden müssen (zentralplus berichtete).

«Ich schätze sehr, was ich in Luzern habe.»

Pascal Schürpf, Mittelfeldspieler des FC Luzern

Schürpf ist ein Zugpferd des FCL. Doch Vertragsverhandlungen hätten bisher noch keine stattgefunden, wie er festhält. Sein Marktwert wird so hoch eingeschätzt wie noch nie in seiner Laufbahn, laut dem Fussballportal transfermarkt.ch liegt er derzeit bei 1,25 Millionen Franken.

Für den FCL kann die Losung deshalb nur heissen: Im Sommer verlängern oder verkaufen. Doch die Lust auf einen Transfer scheint nach aktuellem Stand bei Schürpf nicht allzu gross zu sein. Er sagt: «Ich schätze sehr, was ich in Luzern habe.»

Titelgewinn mit dem FCL im Visier

Natürlich will er in seiner Karriere noch mindestens einen Titel holen. «Einen, an dem mein Anteil ein grosser ist», wie er selber bemerkt. Das kann ihm auch mit dem FC Luzern gelingen. Am 23. April steht der Cup-Halbfinal der Luzerner gegen den FC Thun vor eigenem Anhang an. «Wer im Halbfinal steht, muss den unbedingten Willen haben, in den Final vorzustossen», gibt er schon mal die Marschrichtung vor.

Darüber hinaus mag er nicht in die Zukunft denken: «Ich will einfach gesund bleiben und weiterhin alles rausholen.» Und das ist ja schon eine ganze Menge.

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