Topskorer des EVZ muss Playoff-Fluch überwinden

Lino Martschini: Nach der Qualifikation folgte jeweils die Dürre

Lino Martschini sucht vor allem in der Qualifikation den Abschluss.

(Bild: EVZ/Felix Klaus)

Lino Martschini kann erneut auf eine produktive Qualifikation zurückblicken. Allerdings ist der Topscorer des EVZ in den Playoffs jeweils abgetaucht. Nun muss sich zeigen, ob er unter Dan Tangnes der entscheidenden Phase der Saison endlich seinen Stempel aufdrücken kann.

Am Mittwoch wurde Lino Martschini gemeinsam mit den elf anderen Topscorern der National League von der Postfinance geehrt. Nach 2017 hat der Flügelstürmer die Qualifikation zum zweiten Mal als produktivster Zuger abgeschlossen.

Mit je 22 Toren und Assists konnte er eindrücklich auf die für seine Verhältnisse enttäuschende Vorsaison reagieren. Doch Martschini kann in der Qualifikation noch so fleissig produzieren. In den letzten Jahren haben sich die Stimmen gemehrt, die dem 168 Zentimeter kleinen Wirbelwind vorwerfen, dass er in den Playoffs, wenn die bösen, starken Hünen aufblühen, alljährlich in den Niederungen der Anonymität abtauchen würde.

Dürre in den Playoffs

Unterlegt wird diese Argumentation mit einem Blick auf die nackten Zahlen. In den letzten vier Playoffs hat Martschini nie mehr als einen Treffer erzielt, was seinem offensiven Potenzial spottet. Mit Ausnahme des gewonnenen dritten Finalspiels in Bern 2017 konnte Martschini, der sich in Qualifikationsspielen nach Belieben zum Matchwinner aufschwingen kann, kaum einer Playoff-Partie seinen Stempel aufdrücken.

«Ich lasse diese Gedanken nicht an mich heran.»

Lino Martschini, Topscorer des EV Zug

Lino Martschini kennt diese Stimmen und Statistiken. «Ich weiss, dass es von aussen thematisiert wird, doch lasse ich diese Gedanken nicht an mich heran. Ich versuche, mein Spiel zu spielen und meine Einsätze auf dem Eis korrekt auszuführen.»

Der Wille des Lino Martschini

In der Tat wäre es verfehlt, wenn sich der 26-Jährige den Kritikern beugen würde. Zumal die bescheidene Playoff-Ausbeute der letzten Jahre nur einen Teil der Geschichte erzählt. So gibt es zwei plausible Einwände, welche das Bild von Martschini als Playoff-Versager relativieren.

Zum einen sollte man die Statistiken etwas genauer betrachten. Martschini verdankt seine in der Qualifikation brillante Torausbeute seinem Willen, oft in den Abschluss zu gehen und seiner stupenden Schusstechnik, die sich in einer überdurchschnittlichen Schusseffizienz widerspiegelt.

Die Sache mit der Schusseffizienz

In den Playoffs der vier vergangenen Saisons hat sich letztere jeweils massiv verschlechtert. Zwei Zahlen aus der Spielzeit 2017/18 mögen dies veranschaulichen. In der Qualifikation hat Martschini mit einer Quote von 10,87 Prozent seine tiefste Schusseffizienz seit 2014 aufgewiesen, wobei er damit den Ligadurchschnitt von 9 Prozent noch deutlich übertroffen hat.

Lino Martschini holt zum Schuss aus. (Bild: Fabrizio Vignali)

Wenn Lino Martschini an der Scheibe ist, wird es oftmals gefährlich.

(Bild: EVZ/Fabrizio Vignali)

In den Playoffs konnte er letzte Saison mit 6,25 Prozent einen persönlichen Bestwert seit 2013 verbuchen. Dennoch hat dieser Wert den Ligadurchschnitt von 9,12 Prozent klar unterschritten.

In den drei Saisons davor klaffte die Abschlusseffizienz in den Playoffs und der Qualifikation noch frappanter auseinander. Eine solch markante Differenz in der Schusseffizienz lässt sich nur teilweise mit der geringeren Qualität der Chancen erklären.

Das Unwort «Pech»

Der übrige Faktor ist statistisch schwer nachzuvollziehen – im Volksmund wird dafür das im Sport äusserst unbeliebte Wort «Pech» verwendet. Da sich ein Spieler nicht darauf verlassen kann, dass Fortuna plötzlich zurückkehrt, respektive nicht wieder abspringt, vertraut Martschini lieber auf die Arbeit in den Trainings.

In denen habe er diese Saison gegen die eigenen Verteidiger intensiv daran gearbeitet, sich in Duellen auf engstem Raum vor dem Tor durchzusetzen, was ihm bereits während der Qualifikation geholfen habe.

Als 20-Jähriger brilliert

Einen zweiten Anlass für Optimismus mögen die Zuger Fans aus der Tatsache schöpfen, dass Martschini bereits einmal in den Playoffs aufgetrumpft hat. 2013, als die Kolinstädter unter Doug Shedden die Finalteilnahme gegen den SC Bern nur um einen Sieg verpassten, überzeugte der damals 20-Jährige in seiner Debütsaison bei den Profis mit vier Treffern und zehn Assists.

«Man hat in der Qualifikation gesehen, dass wir nicht von einer Linie abhängig sind.»

Lino Martschini

Der offensichtlichste Unterschied zwischen jener Saison und den letzten vier Spielzeiten besteht in der Spielweise der Zuger. Shedden hat sein Heil auch in den Playoffs in der Offensive gesucht, was einem kreativen Künstler wie Martschini eher entgegenkommt als das rigide Defensivspiel unter Sheddens Nachfolger Harold Kreis, der die offensiven Freiheiten in den Playoffs noch stärker einschränken liess.

Fokus nicht mehr nur auf den Topscorer

Unter dem aktuellen Coach Dan Tangnes erhält Martschini wieder mehr Möglichkeiten zur offensiven Entfaltung. Hinzu kommt, dass die offensive Produktion heuer weniger stark von ihm abhängt.

«Man hat in der Qualifikation gesehen, dass wir nicht von einer Linie abhängig sind, sondern über viele gute Spieler verfügen. Das macht uns stark», so Martschini. In der Tat können sich die Gegner nicht mehr nur darauf konzentrieren, die Wirkungskreise des Topscorers einzuengen.

Dies könnte diesem mehr Raum ermöglichen – vor allem dann, wenn er von seinem Center in Szene gesetzt wird. Für Martschini kommt es dabei nicht darauf an, wer diese Rolle übernimmt. Dass noch unklar ist, ob David McIntyre oder Brian Flynn neben ihm aufläuft, bezeichnet er als Luxusproblem. «Es zeigt, dass wir sehr breit aufgestellt sind und viele gute Spieler haben.»

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