Tor mit Kette vor Cup-Viertelfinal verriegelt

Was für eine Strafe droht dem FCL für den Fanprotest?

Die Kette der FCL musste gewaltsam entfernt werden.

(Bild: fcl.fan-fotos.ch/ Dominik Stegemann)

Hat der furiose Cup-Triumph über die Young Boys für den FC Luzern ein übles Nachspiel? Der Schweizer Fussball-Verband (SFV) wird sich mit der aussergewöhnlichen Aktion der Luzerner Fans befassen und den FCL sanktionieren.

Der Zorn der FCL-Fans über die ungewöhnlich frühe Anspielzeit des Cup-Viertelfinals um 18 Uhr liess sich nicht abkühlen. Kurz vor Beginn des Heimspiels gegen die Young Boys kündigten die United Supporters Luzern (USL) über die sozialen Medien eine spezielle Protestaktion an und verbreiteten dazu einen Katalog an Forderungen an den Cup-Ausrichter SFV. Unmittelbar vor dem Anpfiff überwanden rund 30 maskierte Fans die Abschrankung, die ihren Sektor in der Swissporarena vom Spielfeld trennt, und reihten sich an der Fünfmeter-Linie vor dem einen Tor auf. Auf ihrem Spruchband stand: «D’Primetime cha starte».

Dahinter verriegelten weitere Fans das Gehäuse mit einer Kette und einem Fahrradschloss. Den dazugehörigen Schlüssel nahmen sie mit, als sie nach ein paar Zeigerumdrehungen das Spielfeld auf dem gleichen Weg wieder verliessen. Erst ein Ordner konnte mit schwerem Werkzeug Abhilfe schaffen, um den Match mit fünf Minuten Verspätung beginnen zu lassen (zentralplus berichtete).

SFV-Mediensprecher vermisst Reaktion der USL

SFV-Kommunikationschef Marco von Ah zeigte wenig Verständnis für das Vorgehen der USL: «Wir haben den FCL-Fans kurz nach der Auslosung der Viertelfinals unsere Argumentation für diese Spielansetzung in einem Schreiben dargelegt, als uns enervierte Stellungnahmen erreicht hatten. Das geschah vor etlichen Wochen.Aber eine Reaktion auf unsere Stellungnahme erhielten wir nie.» Einen versöhnlicheren Weg haben laut von Ah die YB-Fans eingeschlagen: «Sie haben begriffen, worum es uns ging, und sie konnten damit leben.»

So lief die Protestaktion der FCL-Fans gegen die frühe Anspielzeit des Cup-Viertelfinal gegen die Young Boys am Mittwochabend in der Swissporarena ab.

So lief die Protestaktion der FCL-Fans gegen die frühe Anspielzeit des Cup-Viertelfinal gegen die Young Boys am Mittwochabend in der Swissporarena ab.

(Bild: SRF)

Zum Terminproblem und der Anspielzeit muss man wissen: Der FCL konnte das Viertelfinalspiel am letzten Donnerstag nicht austragen, weil die Polizei keine solche Veranstaltung am ersten Tag der Luzerner Fasnacht zuliess. Eine Möglichkeit wäre ein Abtausch des Spielorts mit den Bernern gewesen. Aber das konnte nicht im Sinne der Luzerner sein. Weil an diesem Mittwochabend die TV-Sender aber Geld zahlten für die Übertragung der Champions League, musste das Spiel vor 20.45 Uhr beendet sein.

Mehr Zuschauer als in den ersten Meisterschaftsspielen 2019

Von Ah ist es aber nicht begreiflich, warum um die Anspielzeit ein solches Theater gemacht werde. «Die ausgewiesene Besucherzahl von über 8100 Leuten spricht dafür, dass es auch den an diesem Tag arbeitenden Fans möglich ist, rechtzeitig im Stadion zu sein.»

Zum Vergleich: In den ersten beiden Rückrundenspielen des FCL in diesem Jahr vor eigenem Anhang erschienen an einem Mittwoch gegen Sion 7298 Zuschauer (Spielbeginn 18.45 Uhr) und 7758 Zuschauer an einem Samstag gegen Lugano (Spielbeginn 19 Uhr). Zweifellos sind die Young Boys als Meister und Leader der Super League ein attraktiverer Gegner, der erst noch mehr Fans für einen Auswärtsmatch mobilisieren kann.

Eher eine Busse als ein Geisterspiel

Die brennende Frage lautet nun: Welche Sanktion hat die Protestaktion der Fans dem FCL eingebrockt? Von Ah will sich zu einem möglichen Strafmass nicht äussern. Er sagt bloss, dass es entscheidend dadurch beeinflusst werden könnte, welche Bedeutung das Schiedsrichter-Gespann dem Vorfall in ihrem Rapport beigemessen hätten.

«Entweder unterschätzen Sie unsere Fans oder überschätzen unsere Klubleitung.»

Markus Krienbühl, Medienverantwortlicher des FC Luzern

Aller Voraussicht nach wird der FCL mit einer Busse davonkommen. Für erhebliche Mängel in der Stadionorganisation, wie es wohl von Verbandsseite begründet werden wird. Für die Verhängung eines Geisterspiels (ohne Zuschauer im Stadion) hätte der Vorfall in der Swissporarena wahrscheinlich gravierender ausfallen müssen.

Wusste der FCL etwas von der Protestaktion?

Eine Frage rückte bei der Beobachtung des Vorfalls ins Zentrum: Waren die FCL-Verantwortlichen über die Protestaktion vorgängig ins Bild gesetzt worden?

Das passive Verhalten der Sicherheitskräfte im Stadion während des ein paar Minuten dauernden Fanprotests und der unvorteilhafte Auftritt von Luzerns Stadiongeneral Daniel Böbner gegenüber dem SRF in der Halbzeit nährte diese Vermutung. Selbstredend rechtfertigen sich die FCL-Verantwortlichen damit, dass sie mit ihrer Zurückhaltung eine Eskalation der Situation verhindert haben.

Doch in den Minuten der Glückseligkeit über den Vorstoss des FCL in die Cup-Halbfinals liess sich der FCL-Medienverantwortliche ein erstaunliches Zitat entlocken: «So etwas war ja von den Fans zu erwarten», sagte Markus Krienbühl. Auf die Frage, ob das als Eingeständnis dafür zu werten sei, dass der FCL vom Fanprotest vorgängig Kenntnis hatte, knurrte er: «Es ist geradezu naiv zu glauben, dass dem so ist. Entweder unterschätzen Sie unsere Fans oder überschätzen unsere Klubleitung.»

Im SFV halten sie den Gedanken des «Naivlings» für nicht abwegig. Fortsetzung folgt.

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