Luzerner feiern Cup-Party gegen Meister YB

Traumstart für den zweiten FCL-Zauberlehrling

FCL-Doppeltorschütze Pascal Schürpf (links) lässt sich von Teamkollege Ruben Vargas feiern – diesem gelang später das herrliche 4:0 mit einem Hocheckschuss.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Der FC Luzern hat die favorisierten Young Boys gleich mit 4:0 vom Platz gefegt und steht im Cup-Halbfinal gegen den FC Thun. Soviel Energie und Kampfkraft haben die Luzerner in dieser Saison noch nie auf den Platz gebracht. Und Trainerneuling Thomas Häberli ist an der Seitenlinie aus sich herausgekommen.

Es lief die 62. Minute, als die Sensation immer klarere Konturen annahm. Pascal Schürpf hatte eben seinen zweiten Treffer erzielt und Thomas Häberli jubelte mit der «Becker-Faust». Als er den gross auftrumpfenden Offensivspieler später vom Platz nahm, hatte sich Schürpf in der Zwischenzeit auch noch eine Torvorlage gutschreiben lassen. Häberli umarmte die entscheidende Figur der Luzerner vor der Spielerbank. Soviel Emotionen hat der bodenständige Ballwiler noch nie gezeigt.

Eine bessere Premiere in der Swissporarena hätte er sich wohl in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Als sich sein drittes Spiel als Cheftrainer dem Ende zuneigte, erhoben sich die meisten Zuschauer von ihren Sitzplätzen und spendeten Häberli und seiner Mannschaft eine Standing Ovation. Derart begeistert hat der FCL seine zahlende Kundschaft schon lange nicht mehr.

Schürpf redet von «anderem Spirit»

Remo Meyer wird sich ins Fäustchen gelacht haben. Mit Thomas Häberli lachte sich der FCL-Sportchef offensichtlich den zweiten Zauberlehrling innerhalb eines Jahres an. Der fulminante Start seines wichtigsten Untergebenen in der Meisterschaft (4 Punkte aus 2 Spielen) und der Cup-Triumph haben die unvorteilhafte Geschichte um die Entlassung von René Weiler in den Hintergrund rücken lassen. Der aktuelle Zauberlehrling hat Gerardo Seoane, Übungsleiter bei YB und Urvater aller Zauberlehrlinge auf dem FCL-Trainerstuhl (zentralplus berichtete), alt aussehen lassen.

Häberli ist es gelungen, die FCL-Spieler von ihrer Siegchance gegen den übermächtig scheinenden Liga-Dominator aus Bern zu überzeugen. Er hat sie «heiss» gemacht, ohne dabei die Disziplin der Seinen aufs Spiel zu setzen. «Der Trainer hat uns gut zugeredet, er hat uns gepusht», bestätigte Schürpf hinterher und ergänzte: «Er lebt das, was er sagt. Er ist mit all seinen Emotionen dabei. Jetzt herrscht ein anderer Spirit in unserem Team.» 

Glaubwürdigkeit im Team zementiert

Genauso wichtig: Häberli hatte auch eine klare Vorstellung davon, wie die Young Boys zu packen sind. In einem 4-2-3-1-System legte er das Hauptaugenmerk auf die Defensive und liess seine Schützlinge ihr offensives Glück mit Kontern suchen. Als der FCL Gefahr lief, von den Bernern erdrückt zu werden, mahnte er sein Team in der Pause daran, im Mittelfeld höher zu stehen. Die gegnerische Feldüberlegenheit sollte bald passé sein. «Der FCL steht absolut verdient im Halbfinal. Er hat uns Probleme bereitet mit seinen Gegenstössen, seiner Physis und seinen Kopfballverlängerungen», anerkannte Seoane.

 

Es sind solch grosse Siege, welche die Glaubwürdigkeit eines Trainerneulings innerhalb eines Teams zementieren. Die Spieler, die Häberli in kurzer Zeit stark redete und an die eigenen Fähigkeiten glauben liess, werden ihm künftig an den Lippen hängen. Der 44-jährige Ballwiler bekannte hinterher: «Es ist ein Traumstart in meine Trainerkarriere.»

Das Detail nach 30 Spielsekunden

Die in der «Vision 2021» festgehaltene Absicht der Luzerner Klubführung, Titel zu gewinnen, hat Rückenwind bekommen. Die Luzerner werden am 24. oder 25. April in einem weiteren Heimspiel gegen den FC Thun um den Einzug in den Cupfinal spielen. Hält der Aufwärtstrend beim FCL nach den drei Niederlagen zum Rückrundenstart unter Weiler auch in der Super League an, darf eine zeitnahe Verlängerung der Zusammenarbeit mit Häberli über die aktuelle Saison hinaus höchstens noch Formsache sein.

Es spricht für Häberli, Schürpf und Co., dass sie selbst im Moment des Triumphs ein wichtiges Detail nicht ausgeblendet haben: Wäre Djibril Sow 30 Sekunden nach Spielbeginn nicht an FCL-Goalie David Zibung gescheitert, hätte er mit einer Führung der Berner dem Spiel wohl eine andere Richtung gegeben. Aber das mochte am späten Mittwochabend kaum einen FCL-Fan kümmern.

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