So begründet der FCL-Sportchef Trainerentlassung

Remo Meyer: «Mit Weiler lief alles in die falsche Richtung»

FCL-Sportchef Remo Meyer betritt um 11 Uhr den Medienraum in der Swissporarena: Mit der Entlassung von René Weiler hat er seinen Job aufs Spiel gesetzt.

(Bild: Martin Meienberger)

Er stellte es so dar, als habe er keine andere Wahl gehabt, als Trainer René Weiler am Sonntag nach bloss sieben Monaten zu feuern. «Es wäre nicht gut gekommen», sagt FCL-Sportchef René Meyer. Und versteigt sich sogar zur Aussage, dass die Qualität der FCL-Truppe sogar noch höher einzuschätzen sei als während der fulminanten Rückrunde vor einem Jahr.  

Immer, wenn die FCL-Strategen einen Trainer feuern und einen Nachfolger vorstellen, ist grosser Bahnhof beim FC Luzern. Und weil das beim Super Ligisten in (un)schöner Regelmässigkeit passiert, lauschen am Montagmorgen gut 30 Medienschaffende im Presseraum der Swissporarena den Worten von Verwaltungsratspräsident Philipp Studhalter und vor allem Sportchef Remo Meyer, wie sie die neueste Trennung von einem leitenden Angestellten erklären.

Meyer wiederholt sich dabei mehrfach: «Wir konnten seinen Ansprüchen nicht gerecht werden. René Weiler ist nie in der Zentralschweiz angekommen. Wir brauchen einen Trainer, einen Staff und eine Mannschaft, die in die gleiche Richtung mitzieht.» Die Rädchen zwischen Weiler und ihm hätten nie ineinander gegriffen. René und ihm hätte die Überzeugung gefehlt, dass es gut komme. «Alles lief in die falsche Richtung, im Team brach alles weg.»

Weiler ist im Fussball-Business berühmt-berüchtigt für seinen Ehrgeiz, sein Anspruchsdenken in seiner Arbeit und seine gradlinige Art. Warum ist Meyer das erst nach der Anstellung des 45-jährigen Winterthurers, den er mit einem Vertrag bis 2021 und einem Jahreslohn von rund 500’000 Franken inklusive einer ab Sommer gültigen Ausstiegsklausel ausstattete, bewusst geworden? Er habe Weiler kein «Märli» erzählt über die finanziellen Möglichkeiten des FC Luzern, verkündete Meyer. Sie hätten nicht die gleichen Wege und Ziele verfolgt. «Es war ein Fehlentscheid», räumte er ein, «Weiler anzustellen.»

Studhalter: «Einstimmiger Entscheid – dank den Aktionären»

Der Entscheid, sich von Weiler zu trennen, sei ein schleichender Prozess über Wochen gewesen. Am Sonntag nach der dritten FCL-Niederlage in der Rückrunde (0:3 gegen Lugano) hat er sich verfestigt. Meyer: «Es hat nichts mit den Resultaten zu tun. Aber wenn man die Gefahr erkennt, dass nichts mehr so läuft, wie es sollte, muss man handeln.» VR-Präsident Philipp Studhalter bekräftigt: «Wir haben den Antrag von Remo Meyer, den Trainer zu ersetzen, einstimmig im Verwaltungsrat gutgeheissen.» Als Klub seien sie finanziell so aufgestellt, dass man es stemmen könne, wenn ein Trainer den Verein ungeplant verlässt. «Dank den Aktionären.»

«Das aktuelle FCL-Kader hat nichts an Qualität eingebüsst. Sondern einen Schritt vorwärts gemacht im Vergleich zur letzten Rückrunde.»

Remo Meyer, Sportchef des FC Luzern

Vor dem Hintergrund, dass genau diese Investoren um Bernhard Alpstaeg und Co. dem FC Luzern einen Sparplan verordnet haben, mag diese Aussage verwundern. Kommt dazu, dass die betuchten Herren zusätzlich auch noch für den Nachfolger Weilers aufkommen müssen.

Die exklusive Einschätzung von Meyer

Die entscheidende Frage aber ist nach wie vor: Warum hatte der FCL kein Geld dafür, um wenigstens dem Anspruchsdenken Weilers während der am letzten Freitag zu Ende gegangenen Transferperiode hinterher zu hinken? Dafür aber für eine kostspielige Trainerentlassung (zentralplus berichtete)?

Meyer gelangt zu einer erstaunlichen Einschätzung: «Wir haben im Sommer gut investiert. Es sind interessante Spieler zu unserem Team gestossen.» Wohlgemerkt: Der FCL-Sportchef redet von Mittelstürmer Blessing Eleke, der gut eine Million gekostet hat und trotz gelb-roter Karte gegen Lugano die Erwartungen bisher erfüllt hat. Aber auch vom unsicheren Mirko Salvi, der bei seiner Bewährungschance gegen Lugano drei haltbare Tore kassiert hat. Und vom rekonvaleszenten Aussenverteidiger Otar Kakabadze, der auf dem bescheidenen Niveau der Super League überfordert zu sein scheint. Und darüber hinaus von Tsiy William Ndenge, den Meyer im letzten Sommer verletzt von Gladbach geholt hat. Der Mittelfeldspieler hat in den letzten Spielminuten gegen Lugano ein nicht zu beurteilendes FCL-Debüt gegeben.

Doch Meyer setzt noch einen drauf. Trotz der Abgänge von Jonas Omlin, Stammgoalie im letzten Sommer, und Hekuran Kryeziu gelangt er zum Schluss, dass das aktuelle Kader nichts an Qualität eingebüsst habe, sondern einen Schritt vorwärts gemacht habe. Schliesslich hat Meyer die aktuelle Mannschaft nach dem Abgang von Gerardo Seoane zu Meister YB zusammengestellt. Ist die kühne und gleichsam exklusive Einschätzung ein Hinweis darauf, dass sich Meyer durch die öffentliche Kritik Weilers in seinem Ego gekränkt fühlte? 

Der Neue muss bei Meyer parieren

Das Signal, das Meyer dieser Tage aussendet und der ohne Fussball-Kompetenz ausgestattete Verwaltungsrat der Luzerner stützt, ist unverkennbar: Der Neue muss parieren – ohne Wenn und Aber. Der bisherige Weiler-Assistent Thomas Binggeli, der die Uefa-Pro-Lizenz besitzt, wird laut Meyer nicht neuer Cheftrainer. Die ersten Gespräche mit Kandidaten habe er schon am Tag der Entlassung Weilers geführt, sagt der FCL-Sportchef. «Ich habe ein paar Ideen im Kopf, aber damit werde ich mich in den nächsten zwei bis drei Tagen intensiv beschäftigen.»

Mit dieser Aussage hat er wohl angedeutet, dass der neue FCL-Trainer am Sonntag gegen den FC Zürich im Letzigrund schon an der Seitenlinie stehen wird. Meyer ist es wichtig, dass sich der Neue «mit uns identifizieren kann und die Werte des FCL lebt.»

Noch wichtiger muss aber sein, dass Weilers Nachfolger die Liga kennt. Der FCL hat nur noch sechs Punkte Vorsprung auf einen möglichen Abstiegsplatz. Und der neue Trainer muss eine Mannschaft stark reden können – nur so kann der FCL in den nächsten Wochen und Monaten die Liga halten und Meyer seinen Job behalten.

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