Hünenberger Noam Baumann gastiert mit Lugano

Spielt der nächste FCL-Goalie bereits am Samstag in Luzern?

Noam Baumann ist drauf und dran, sich in der Super League zu etablieren.

(Bild: sib)

Wenn am Samstag der FC Luzern auf den FC Lugano trifft, wird mit Noam Baumann ein Ex-FCL-Junior bei den Tessinern im Tor stehen. Der Hünenberger wurde bei den Innerschweizern einst vom Hof gejagt. Doch der 22-Jährige wäre eigentlich die ideale Lösung für die Torhüterposition der Luzerner.

Mittwoch, 13. Februar, 18.47 Uhr, Swissporarena in Luzern. Es läuft die zweite Minute beim Nachholspiel des FC Luzern gegen den FC Sion. Gäste-Aussenverteidiger Bruno Morgado zieht aus rund 20 Metern ab. FCL-Goalie David Zibung lässt den Ball nach vorne abprallen und der Sittener erzielt sein erstes Super-League-Tor.

Dieser Gegentreffer ist nicht nur sinnbildlich für den verpatzten Rückrundenauftakt des FC Luzern (null Punkte aus zwei Spielen), sondern akzentuierte ein weiteres Mal, dass die Torhüterposition beim FCL seit dem Abgang von Jonas Omlin eine Baustelle ist (zentralplus berichtete).

Wer ist die künftige Nummer 1 beim FCL?

Vereinslegende David Zibung bestritt gegen die Walliser sein 500. Pflichtspiel für Blau-Weiss. Doch obwohl sein Vertrag kürzlich um eine weitere Saison bis 2020 verlängert wurde (zentralplus berichtete), ist klar, dass er nicht die Zukunft zwischen den Pfosten bei den Luzernern darstellt (zentraplus berichtete).

«Ich wollte dies nicht auf mir sitzen lassen, nur weil jemand sagt, es reicht nicht.»

Noam Baumann, Goalie FC Lugano

Mirko Salvi, der als Nummer 1 in die Saison gestartet war, war zwischenzeitlich verletzt und wurde inzwischen von Coach René Weiler zur Nummer 2 degradiert. Die GC-Leihgabe wird im Sommer wohl den Weg zurück nach Zürich antreten. Und dem 19-jährigen Loïc Jacot scheint Weiler noch nicht eine solche Rolle zuzutrauen. Neue Lösungen sind also gefragt.

Er passt ins Anforderungsprofil

Sucht man auf der Fussballlandkarte nach Torhütern, welche in ein mögliches Anforderungsprofil des FCL passen, sprich jung, talentiert, nicht zu teuer und vielleicht schon mit dem Umfeld in Luzern vertraut, stösst man bald auf den Namen Noam Baumann.

Der 22-Jährige hat sich bei seinem Arbeitgeber FC Lugano das Vertrauen des neuen Trainers Fabio Celestini (seit Oktober im Amt) erspielt und scheint aktuell als Nummer 1 der Südtessiner gesetzt zu sein. Dies, nachdem er sich den Grossteil der Vorrunde mit dem erfahrenen David da Costa um den Posten als Stammkeeper gebalgt hat.

Das Selbstvertrauen stimmt

Am Samstag gastiert der schwarz-weisse FCL beim blau-weissen FCL. Voraussichtlich mit Baumann auf dem Platz. Zwei bis drei Tage vor dem Spiel wisse er jeweils, ob er im Tor stehen wird. Doch: «Ich gehe sowieso immer davon aus, dass ich spielen werde», sagt der gebürtige Hünenberger.

Geniesst die Tessiner Sonne: Noam Baumann.

Geniesst die Tessiner Sonne: Noam Baumann.

(Bild: sib)

Er spüre momentan das Vertrauen des Trainers. Dies resultiert in Selbstvertrauen, welches man dem 1,92-Mann anmerkt. Auch wenn ihm ein Bock unterläuft wie im vergangenen Spiel in Sion, könne ihm dies nicht viel anhaben.

«Früher hatte ich für solche Fälle noch auf einen Mentaltrainer gesetzt. Heute weiss ich damit umzugehen. Auch den besten Goalies passieren Fehler», so der leidenschaftliche Basketballfan.

Mit 16 in der ersten Mannschaft

Zudem habe er fussballtechnisch schon viel Schlimmeres erlebt. Womit wir zurück beim FC Luzern wären. Ein Blick zurück: Noam Baumann ist äusserst talentiert, durchläuft die Juniorenstufen beim FCL. Der damalige Nachwuchschef Laurent Prince setzt auf ihn.

Als Zeichen davon darf er bereits im zarten Alter von 16 Jahren mit der ersten Mannschaft um David Zibung trainieren. Baumann wusste: Hier will ich auch hin, schaute er sich doch schon als kleiner Junge die Spiele auf der alten Allmend an. Als Balljunge wirft er unter anderem Gerardo Seoane die Bälle zu.

Mit Andy Egli kam der Bruch

Doch dann kam der Bruch. Andy Egli wird neuer Nachwuchschef und teilt Baumann mit, dass er nicht mehr auf ihn setze. Der Hünenberger kommt bei Zug 94 unter, musste dort jedoch zeitweise in der zweiten Mannschaft ran. Der Alltag hiess 4. Liga. Via Challenge League und den FC Wil kämpfte er sich wieder nach oben.

«Als kleiner Junge beim FCL wollte ich unbedingt dort in der ersten Mannschaft auflaufen.»

Noam Baumann

Heute sagt Baumann über diese schwierige Zeit: «Ich wusste, dass ich in der 4. Liga fehl am Platz war. Dies hat mir jedoch zusätzlich Antrieb gegeben, den Weg nach oben wieder zu schaffen. Ich wollte dies nicht auf mir sitzen lassen, nur weil jemand sagt, es reiche nicht.» Heute sehe er die positiven Aspekte. Mental sei er dadurch stärker geworden.

Baumann hat wie die meisten FCL-Nachwuchskräfte das Sportler-KV absolviert. Trotzdem gab es für ihn nie eine ernsthafte Alternative zum Profifussball. Wo er heute sonst wäre, wenn nicht im Fussballgeschäft? Baumann weiss es nicht, wie er lachend sagt. Heute besitzt er immerhin einen Marktwert von rund 340’000 Franken.

Noch viele Bekannte im FCL

Andy Egli ist nicht mehr im Verein, im Vergleich zu Baumanns FCL-Zeiten sind nun andere Personen am Werk. Könnte er sich also eine Rückkehr in heimische Gefilde vorstellen? Zumal er noch zahlreiche FCL-Spieler aus gemeinsamen Tagen kennt: Vor allem mit Innenverteidiger Stefan Knezevic ist er gut befreundet. Auch Ruben Vargas, Idriz Voca, Yannick Schmid oder Shkelqim Demhasaj kennt er bestens.

Wie Noam Baumann zu seiner Rückennummer kam

Eher ungewöhnlich für einen Fussballer, läuft Noam Baumann mit der 46 auf. Wer denkt, dies sei eine Hommage an Töff-Star Valentino Rossi, täuscht sich. Baumann erzählt: «Als ich zu Wil kam, wollte ich die 45 wegen Mario Balotelli wählen. Diese war jedoch schon besetzt, weswegen ich die 46 wählte – zumal 4 plus 6 10 gibt und ich am 10. April Geburtstag habe.»

Als er zum FC Lugano wechselte, hat er dann die Nummer beibehalten. Inzwischen möge er die Nummer sogar, so Baumann lachend.

«Als kleiner Junge beim FCL wollte ich unbedingt dort in der ersten Mannschaft auflaufen. Damals hat es nicht sein sollen. Aber wer weiss, was die Zukunft bringt. In diesem Geschäft lässt sich kaum etwas voraussagen», lässt Baumann alle Möglichkeiten offen. In Lugano besitzt er einen Vertrag bis 2022.

Dass der FC Luzern aktuell ein Torhüterproblem hat, sieht er partout nicht so. «Meiner Meinung nach ist David Zibung ein sehr guter Torhüter – zudem sehr erfahren.» Auch Mirko Salvi schätzt er stark ein.

In Luzern unter die Räder gekommen

Die Gegenwart heisst jedoch FC Lugano. Baumann sagt, dass er sich hier wohl fühle, das Cornaredo der perfekte Ort für seine Entwicklung sei. Bei 17 Grad und Sonnenschein im februärlichen Training glaubt man ihm dies gern.

Die Saison verläuft bislang harzig für die Bianconeri. Erst vier Siege stehen in der Meisterschaft auf der Habenseite. Auch das erste Spiel in der Swissporarena im August verlief für die Luganesi enttäuschend. Es setzte eine 2:4-Niederlage ab.

 Noam Baumann bei seinem ersten Einsatz für die Schweizer U21-Nati:

Der Vater ist immer mit dabei

Null Punkte und vier Gegentore für Noam Baumann. «Trotzdem war es cool für mich, endlich in diesem Stadion aufzulaufen.» Am Samstag ist es also wieder so weit. Viele Freunde und Verwandte Baumanns werden im Stadion sein.

Auch Baumanns Vater wird da sein. Er verpasst kaum ein Spiel seines Filius›. Ihm hat der 22-Jährige auch seine Goaliekarriere zu verdanken. Denn Baumann spielte zu Beginn seiner Juniorenzeiten teilweise als Goalie, teilweise als Stürmer.

«Mein Vater überredete mich dann, voll auf die Karte Torhüter zu setzen, da ich auf dieser Position talentierter war», erinnert sich der Hünenberger, der die brasilianische Torhüter-Legende Dida als sein Kindheitsidol nennt. Heute schaut er vor allem zu Atlético-Keeper Jan Oblak hinauf.

Von der Dominikanischen Nationalmannschaft angefragt

Noam Baumann gehe noch immer sehr regelmässig nach Hause in den Kanton Zug, vor allem an den freien Tagen nach den Spielen. Unter Umständen könnte es ihn jedoch auch bald einmal in die weite Welt hinausziehen.

 
 
 
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can’t nobody teach you how to believe in yourself, even when no one does

Ein Beitrag geteilt von Noam Baumann (@noamb46) amJan 21, 2019 um 12:00 PST

Grund dafür ist die Heimat seiner Mutter. Diese stammt aus der Dominikanischen Republik. Baumann sei schon mehrmals vom dominikanischen Verband für die Nationalmannschaft angefragt worden.

Nicht gerade eine Fussballnation

«Bislang war ich jedoch fest eingebunden in die Juniorennatis der Schweiz. Zudem ist die Dominikanische Republik nicht gerade eine Fussballnation.» Im selben Atemzug sagt Baumann jedoch: «Man weiss nie, was die Zukunft bringen wird.»

Er bedenkt, dass sich der Fussball auf dem Inselstaat gerade entwickelt und die Schweiz auf der Torhüterposition sehr gut aufgestellt sei. Baumann hat zahlreiche Verwandte in der Dominikanischen Republik. Zuletzt dort war er vor vier Jahren. Im Tessin mögen aktuell zwar keine 30 Grad herrschen, doch in der Sonnenstube der Schweiz lässt es sich als Fussballer auch ganz gut leben.

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