Was ist Sache im Fall des FCL-Mittelstürmers?

Meyer wünscht sich für Juric eine Luftveränderung

FCL-Sportchef Remo Meyer (2. von rechts) bekräftigt, es habe keinen Eklat zwischen dem vom Mannschaftstraining ausgeschlossenen Tomi Juric und Trainer René Weiler (rechts) gegeben.

(Bild: freshfocus/Martin Meienberger)

Helle Aufregung im FC Luzern: Eine Lokalzeitung will wissen, dass Mittelstürmer Tomi Juric beim FCL per sofort freigestellt worden ist. Doch der Arbeitgeber des 27-Jährigen Nationalspielers von Australien stellt das in Abrede. Was ist denn nun genau passiert?

Die Sonne steht um die Mittagszeit strahlend über der Allmend. Es ist der Tag vor dem ersten Heimspiel dieses Jahres gegen den FC Sion und FCL-Präsident Philipp Studhalter ein selten gesehener Trainingsgast. Er redet nach der Einheit lange mit Trainer René Weiler. Worum es ging? «Bloss Smalltalk», sagt der FCL-Übungsleiter danach in ein Mikrofon eines Radioreporters.

Wirklich? Kurz danach lässt die «Luzerner Zeitung» die vermeintliche Bombe platzen. Tomi Juric, der dem Mannschaftstraining an diesem Vormittag ferngeblieben war, sei von seinem Arbeitgeber per sofort und aus «sportpolitischen Gründen» freigestellt worden. Der Trainer habe das so bestätigt.

Meyer weiss nichts von Suspendierung

Doch nach Darstellung des FC Luzern hat sich alles völlig anders abgespielt. Weiler habe lediglich die Abwesenheit des 27-jährigen Mittelstürmers im Training bestätigt. FCL-Sportchef Remo Meyer bekräftigt: «Es hat keine Suspendierung gegeben. Wir haben einen sportlichen und strategischen Entscheid bezüglich Tomi Juric getroffen.» Der Spieler wird gemäss Klubangaben nächste Woche wieder ins Teamtraining integriert. Wenn es überhaupt so weit kommt.

Der Vertrag von Juric, der seit Sommer 2016 in 64 Meisterschaftsspielen (15 Tore) für den FCL aufgelaufen ist, endet per Saisonende. Und keine der beiden Seiten hat sich je dahingehend geäussert, dass die Zusammenarbeit verlängert werden sollte. Im FCL verfolgen sie nun den Plan, nur noch jenen Spielern Auslauf in Ernstkämpfen zu gewähren, welche die Zukunft des Clubs prägen sollen. Das ist im Fussball-Business nun, weiss Gott, nichts Aussergewöhnliches.

Tomi Juric stand beim Rückrundenauftakt des FC Luzern gegen Neuchatel Xamax auf dem Platz.

Tomi Juric stand beim Rückrundenauftakt des FC Luzern gegen Neuchatel Xamax auf dem Platz.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Doch die zwingende Frage ist: Warum ist Meyer und Weiler, zwei ausgewiesenen Fachleuten mit langjähriger Fussballerfahrung, diese Haltung erst nach dem ersten Meisterschaftsspiel und der 1:2-Niederlage beim Tabellenletzten Neuchâtel Xamax in den Sinn gekommen? Nach dem Spiel vom Sonntag, das Juric von Anfang bis zum Schluss bestritten hat?

Warum hat es nicht früher klick gemacht?

Weil es einen Eklat zwischen Spieler und Trainer gab? «Nein, stimmt nicht», hält Meyer dezidiert dagegen. Er sagt stattdessen: «Der Entscheid ist in uns gereift.» Echt jetzt? Zwischen dem 16. Dezember 2018, dem letzten Heimspiel der Luzerner in der Vorrunde (2:1 gegen St. Gallen), und dem 10. Februar 2019 hat es also nicht klick gemacht? «Manchmal müssen Entscheidungen eben reifen», verteidigt sich Meyer.

Zumindest haben sie spätestens aus der Niederlage im ersten Meisterschaftsspiel dieses Jahres die Erkenntnis gezogen, dass Juric «im Kopf nicht zu 100 Prozent parat ist», wie es Meyer ausdrückt. Dass der FCL mit seiner Massnahme versucht, den australisch-kroatischen Doppelbürger bis zum Schliessen des Transferfensters am Freitag zu einem Klubwechsel zu drängen, sei nicht der Fall. Laut Meyer seien das nichts weiter als «Gerüchte».

Doch schliesst der FCL-Sportchef nicht aus, dass «eine Luftveränderung für Juric bis Freitag möglich ist». Weniger nett ausgedrückt: Wenn ihm kein Transfer in ein Land gelingt, dessen Fenster noch offen ist, droht ihm ein ziemlich dröges und seiner Karriere kaum förderliches Frühjahr in der Zentralschweiz.

Keine Juric-Anfrage von Sion

Mit der zurückhaltenden Kommunikation, die der FCL pflegt, stellen sich vor dem Heimspiel am Mittwoch gegen den FC Sion (18.45 Uhr, Swissporarena) zwei Fragen: Hat Meyer herausgefunden, dass Juric bereits einen Vertrag mit dem nächsten Gegner unterschrieben hat? «Ich hatte keinen Kontakt mit Sion», so der Sportchef. Die Walliser haben erst die Absage des Nationalstürmers Eren Derdiyok verdauen müssen.

Und was ist mit einer automatischen Vertragsverlängerung, wenn ein FCL-Spieler eine gewisse Anzahl Ernstkämpfe erreicht hat? Dieser Brauch hat schon vor Meyers Zeit beim Super-Ligisten angefangen. «Das ist auch nicht der Fall», verneint er.

Meyer stellt Zuzug in Aussicht

Der FCL also ab sofort ohne Juric. Und im Fall, dass Blessing Eleke tatsächlich das konkrete Interesse internationaler Grossklubs weckt – wer wird dann der Luzerner Mittelstürmer der Zukunft? «Für uns stand nie zur Diskussion, dass wir Eleke nach Belgien oder in die Türkei abgeben», stellt Meyer klar. «Wir planen fest mit unseren jungen Stürmern.»

Und was ist mit der FCL-Transferkampagne? Bis jetzt hat es noch keinen Zuzug gegeben, obwohl der ehrgeizige FCL-Trainer René Weiler Bedarf auf den Seiten, im offensiven Mittelfeld und in der zentralen Abwehr angemeldet hat? «Vielleicht machen wir noch etwas», sagt Meyer kurz und knapp.

Bis spätestens am Freitag um Mitternacht könnte sich der Nebel um den FCL, Tomi Juric und einen Neuzugang auflösen.

 

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