René Weiler kann den FCL im Sommer verlassen

«Ja, ich habe eine Ausstiegsklausel im Vertrag»

René Weiler gibt seinen Spielern im Trainingslager in Spanien Anweisungen: Weckt der FCL-Trainer im Sommer das Interesse anderer Vereine?

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Platz 5 in der Super League und Viertelfinal-Teilnehmer im Cup: Der FCL startet am Sonntag in die zweite Hälfte der Meisterschaft, die Spannung verspricht. FCL-Trainer René Weiler redet über seinen Ehrgeiz und seine Bedürfnisse in der aktuellen Transferperiode. Und darüber, warum er es in seinem Job sowieso nie allen recht machen kann.

Mit zehn Punkten aus den letzten fünf Spielen hat der FCL eine Vorrunde beendet, die unter dem im Sommer neu verpflichteten Trainer René Weiler (Vertrag bis 2021) holprig begonnen hat. Vor dem ersten Rückrunden-Spiel am Sonntag gegen Sion (16 Uhr, Swissporarena) steht der 45-jährige Winterthurer mit seiner Mannschaft dank 25 Punkten auf Platz 5 der Super League-Tabelle. Acht Zähler vor dem neuntplatzierten GC auf dem Barrageplatz und deren fünf hinter dem zweitplatzierten FC Basel. Zudem besteht noch die Chance, im Cup für Furore zu sorgen. Am 6. März wird der FCL Meister und Leader YB zum Viertelfinal-Spiel empfangen.

zentralplus: René Weiler, Anfang Jahr haben Sie gesagt, dass es das Ziel über die Winterpause sein müsse, das FCL-Kader zu reduzieren und gleichzeitig punktuell zu verbessern. Bis jetzt ist Valeriane Gvilia nach Polen gezogen, aber noch kein neuer Spieler gekommen. Wie stehen Sie dazu?

René Weiler: Für ein abschliessendes Urteil ist es noch zu früh. Das Transferfenster in der Schweiz geht ja erst Mitte Februar zu. Kommt dazu, dass sich die Konkurrenten in der Super League, die in unserer Reichweite liegen, auch noch nicht gross verändert haben.

zentralplus: Was Ihre Situation mit dem FCL aber auch nicht besser macht. Auf welchen Positionen orten Sie am meisten Handlungsbedarf?

Weiler: In der Offensive haben wir auf den Seiten kein Überangebot. Dazu haben wir mit Stefan Knezevic einen Stammspieler in der Innenverteidigung auf Grund einer Verletzung verloren. Diesen Ausfall konnten wir vor der Pause gut kompensieren, trotzdem sind wir auf dieser Position nun dünn besetzt.

zentralplus: Und wie wollen Sie den FCL für nächste Saison verändern?

Weiler: Darüber möchte ich zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht reden. Das ist noch viel zu früh. Für mich steht der Rückrundenstart im Fokus und darauf konzentriere ich mich im Moment voll und ganz. Zentral ist aber, dass wir die besten Spieler behalten können.

«Es ist einer Zusammenarbeit sicher förderlich, wenn der Verein
einen ähnlichen Ehrgeiz und Geist zeigt.»

zentralplus: Entscheidend ist vor allem auch, ob Sie nächste Saison noch FCL-Trainer sein werden.

Weiler: Stand heute gehe ich davon aus. Warum fragen Sie?

zentralplus: Weil Sie eine ab Sommer gültige Ausstiegsklausel in Ihrem Vertrag haben.

Weiler: (überrascht) Oha. Ja, das ist richtig. Aber das heisst ja nicht, dass ich weg will. Diese Absicht habe ich nicht.

zentralplus: Aber Sie sind ein ambitionierter Trainer. 2014  haben Sie in Aarau den Vertrag aufgelöst, weil Sie zur Überzeugung gelangt waren, das Team nicht mehr weiterentwickeln zu können. Da muss der Arbeitgeber schon auch einen gewissen Ehrgeiz an den Tag legen, um Sie nicht zu frustrieren.

Weiler: Es ist richtig, dass ich etwas erreichen will. Und es ist einer Zusammenarbeit sicher förderlich, wenn der Verein einen ähnlichen Ehrgeiz und Geist zeigt.

zentralplus: Spüren Sie den beim FCL?

Weiler: Ich habe schon das Gefühl, dass sich der Verein kontinuierlich verbessern möchte. Dies kann aber nicht von heute auf morgen passieren – das ist auch klar.

zentralplus: Medial wird gerne der Eindruck verbreitet, der fünfte Rang mit dem FCL nach der Vorrunde sei der Beleg dafür, dass Sie in Luzern angekommen seien. Stimmt das wirklich?

Weiler: Ich bin schon im letzten Sommer in Luzern angekommen, physisch und geistig. Man darf nicht vergessen, wie wir in die Meisterschaft gestartet sind. Mit Jonas Omlin und Hekuran Kryeziu verliessen zwei wichtige Leistungsträger den Verein, wir hatten einige Verletzte, und Blessing Eleke stiess auch erst nach Meisterschaftsbeginn zum Team.

zentralplus: Und Sie pflegen eine Art der Kommunikation, wie man sie sich in Luzern nicht gewohnt war.

Weiler: Es war tatsächlich nicht einfach, den richtigen Ton zu finden. Fussball ist ein emotionales Business, und jeder empfindet anders. Aber recht kann man es sowieso nie allen machen, da es im Fussball mit den vielen Anspruchsgruppen unterschiedliche Interessen gibt. Aber das geht Ihnen ja nicht anders.

zentralplus: Inwiefern?

Weiler: Die eine Hälfte der Leute wird Ihre Artikel lesen, weil sie es toll findet, was Sie schreiben. Und die andere Hälfte, weil sie wissen will, was der «Tubel» wieder veranstaltet hat.

zentralplus: Ja, aber das gibt summa summarum 100 Prozent. Einem Journalisten kann nicht viel Besseres passieren.

Weiler: So gesehen, ja. Worauf ich aber hinaus will: Es gibt Leute, die Sie und mich be- und verurteilen, ohne dass man uns persönlich kennt. Aber dagegen kann man sich nicht wehren, und darum ist es mir egal, was die Leute von mir denken.

Wie weit sich diese Spieler entwickeln können, hängt auch stark
davon ab, wie weit sie selber bereit sind, zu gehen.

zentralplus: Juve-Trainer Massimiliano Allegri hat jüngst mit Blick auf die Rückrunde und die Champions League gesagt, dass die Meisterschaft erst jetzt richtig anfange. Trifft Ähnliches auch auf Sie und den FCL, der im Schweizer Cup unter den letzten acht Teams steht, zu?

Weiler: Um Gottes willen, nein. Die Ausgangslage ist doch mit unserer nicht vergleichbar. Juventus spielt in einer eigenen Sphäre und seit Jahren um den Titel. Darüber hinaus haben sie den Gewinn der Champions League im Visier. Bei aller Liebe zum FCL – aber der Blick fürs Gesamte darf nicht verloren gehen.

zentralplus: Die Frage zielte eigentlich darauf ab, dass der FCL in der Rückrunde noch vieles erreichen kann. Sehen Sie die Rückrunde als eine Art Stresstest für Ihr Team?

Weiler: Nein. Mir geht es in meiner Arbeit darum, die einzelnen Spieler und die Mannschaft als Ganzes weiterzuentwickeln. Was sagt denn schon ein aktuell fünfter Rang in einer Zehnerliga aus? Gewinnt man dreimal, macht man in der Tabelle einen schönen Sprung vorwärts. Verliert man aber dreimal, geht es zügig nach ganz unten. Die Spieler und ich konzentrieren uns darauf, den bestmöglichen Job zu machen. Mehr geht nicht.

zentralplus: Ruben Vargas und Silvan Sidler haben sich der Vorrunde weiterentwickeln können. Was ist für Sie realistisch in Bezug auf die Weiterentwicklung der Einzelspieler im zweiten Teil der Meisterschaft?

Weiler: Wir wollen einfach weiter hart daran arbeiten, noch besser zu werden. Jeder einzelne. Wie weit sich diese Spieler entwickeln können, hängt auch stark davon ab, wie weit sie selber bereit sind, zu gehen.

Hinweis: Am Samstag erscheint der zweite Teil unseres Interviews mit René Weiler.

Themen
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon