Wenn dieser Stürmer trifft, siegt der EV Zug

Reto Suri: Der Vater des Zwischenhochs

Der Zuger Stürmer Reto Suri im Spiel gegen Bern.

(Bild: Fabrizio Vignali/ EVZ)

Vielleicht wird er im Rückblick zum Schluss kommen, dass es die glücklichsten Tage seines Lebens sind, die er derzeit erlebt. EVZ-Stürmer Reto Suri (29) ist gerade zum ersten Mal Vater geworden und sportlich wieder ganz der «Alte»: Er ist einer der wenigen Schweizer Eishockeyprofis, die ein Team selbst in harten Zeiten prägen und zum Erfolg führen können.

Als penibler Statistiker mag man dieser Tage darauf hinweisen, dass Reto Suri aus der Reihe getanzt sei. In den letzten beiden Meisterschaftsspielen gegen Genf-Servette (5:1) und den Aufsteiger Rapperswil-Jona Lakers (4:1) hat der Powerflügel jeweils das 2:0 erzielt.

Gegen Kometa Brno letzten Mittwoch, den tschechischen Meister in der Gruppenphase der Champions League, erst das 3:2-Siegtor. Doch summa summarum – und einzig das zählt für jeden EVZ-Fan – siegt die Mannschaft von Dan Tangnes dann, wenn Suri trifft.

Genau das erlangt dieser Tage eine gesteigerte Bedeutung. Denn in Zug sind mit Garret Roe, Viktor Stalberg und Dario Simion zwei Ausländer und ein designierter Schweizer Leistungsträger zu Beginn der Meisterschaft ausgefallen. Zudem musste der zurzeit beste EVZ-Skorer, David McIntyre, nach 40 Spielminuten in Brünn die Segel streichen. Sein Einsatz am Berner Wochenende (Freitag auswärts in Bern, Samstag zu Hause gegen Leader Biel) ist noch nicht sicher.

Suri weiss nicht, was Genügsamkeit ist

In solch scheinbar aussichtslosen Situationen bemühen Klubverantwortliche gerne die Floskel, dass dies nun die Chance der weiteren Kaderspieler sei, in die Bresche zu springen. Meist ist der Wunsch der Vater des Gedankens. Beim EVZ nicht.

Da blüht einer auf, der weiss, was es heisst, Verantwortung zu übernehmen. Sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Jetzt macht Reto Suri wieder das, was seine ursprüngliche Bestimmung ist: Der WM-Silbermedaillengewinner von 2013 skort. Und skort. Der Flügel ist mit drei Toren und drei Assists in acht Spielen der teamintern beste Punktesammler mit Schweizer Pass.

«Wenn man die ganz Grossen der Schweizer Sportszene verfolgt, dann machen es die einem vor, nie genügsam zu sein.»

Reto Suri, Zuger Stürmer

Suri hat schon harte Zeiten erlebt. Vor zwei Jahren unter dem damaligen EVZ-Trainer Harold Kreis erreichte er den Tiefpunkt seines offensiven Schaffens. Bloss vier Tore und zwölf Assists in jener NLA-Qualifikation, die den EVZ bis in den Playoff-Final führen sollte.

Doch Suri frönte nicht etwa der fast schon typischen schweizerischen Genügsamkeit: Als plötzlich defensiv eingesetzter Stürmer trug er – vor allem auch im Boxplay – sein Scherflein (Plus-11-Bilanz) zur ersten Finalteilnahme seit 1998 bei.

Er sagt: «Wenn man die ganz Grossen der Schweizer Sportszene verfolgt, dann machen es die einem vor, nie genügsam zu sein. Ich habe mich seit jeher auf meinem Heimweg gefragt, ob ich mit meiner Tagesform das Optimum herausgeholt habe.» Vermutlich muss Suri nicht selten mit sich im Reinen gewesen sein.

Sein Glück als stolzer Vater

Dieser Tage ist er geradezu in einem sportlichen und emotionalen Hoch. Vor gut zwei Wochen, am 27. September, wurde Suri erstmals Vater. Alessia heisst das Mädchen. «Es sind unbeschreibliche Momente, wenn ich meine Tochter in den Armen halte», strotzt Suri vor Glück. «Ich geniesse jede Sekunde zu dritt.»

«Meine Frau macht einen Riesenjob, sie gönnt mir ausreichend Schlaf und damit auch Erholung.»

Reto Suri, frischgebackener Vater

Er ist sich sicher, dass zwischen Beruf und Familienleben ein kausaler Zusammenhang besteht. «Meine Frau macht einen Riesenjob, sie gönnt mir ausreichend Schlaf und damit auch Erholung. Das trägt viel dazu bei, dass es mir gut läuft.»

McIntyre und Suri herzen nach einem Tor gegen Genf-Servette.

McIntyre und Suri herzen sich nach einem Tor gegen Genf-Servette.

(Bild: Philipp Hegglin)

Das ist fürwahr keine Übertreibung. In Absentia der absoluten EVZ-Topspieler hat Suri seinen hohen Wert für den EVZ einmal mehr deponiert. Dabei hat sich Sportchef Reto Kläy ein Stück weit selber in die Bredouille manövriert – indem er den Zürcher im Mai nicht gehen liess, obwohl Suri ein unterschriftsreifes Angebot von Lugano vorgelegen hatte (zentralplus berichtete). Reisende soll man für gewöhnlich nicht aufhalten, aber Kläy hatte ein gutes Näschen.

Suris starke Position

Und jetzt? Suri gehört zu den zehn Spielern, deren Arbeitspapier mit dem EVZ am Ende dieser Saison ausläuft. Mit seinen offensiven und defensiven Qualitäten, seinem Charakter und Alter, das ihn wohl im Zenit seines Schaffens ausweist, hat Suri eine starke Position, um den wahrscheinlich letzten grossen Vertrag seiner Karriere auszuhandeln.

Aber will er den EVZ nach sechs Saisons wirklich verlassen? In diesen Tagen und Monaten, in denen Zug nach dem Zuzug von Goalie Leonardo Genoni ein echter Titelanwärter geworden ist? Er sagt zwar, dass er unbedingt mal Schweizer Meister werden wolle. Aber er macht sich deswegen – erst recht in diesen beflügelten Tagen – keinen Kopf. «Ich geniesse den Moment», sagt er.

Und wenn Suri dabei weiterhin trifft, kann es jedem Zuger nur recht sein. Übrigens: Im dritten Spiel des Playoff-Finals 2017 hat der EVZ zum letzten Mal beim nächsten Gegner in Bern gesiegt. 2:1 nach Verlängerung. Der Torschütze? Sie werden es erahnen …

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