Analyse der Spiele beim «Weltklasse-Eishockey» Wil

Hier kommt der neue EVZ: mit Druck und Risikobereitschaft

Der EV Zug im Spiel gegen Black Wings Linz.

(Bild: Flickr/EC Wil)

Der EV Zug hat am vergangenen Wochenende bereits sein viertes und fünftes Vorbereitungsspiel absolviert. zentralplus besuchte die beiden Auftritte am «Weltklasse-Eishockey» in Wil und sah bereits sanfte Neuerungen im System des neuen Headcoaches Dan Tangnes.

Auf Weltklasseniveau agierten die Zuger am «Weltklasse-Eishockey» in Wil zwar erwartungsgemäss nicht – das gelingt keinem Eishockeyteam im Hochsommer –, doch konnten sie die beiden Widersacher aus Linz und Mannheim mit 3:2 respektive 2:1 bezwingen. Nun haben die Resultate höchstens für das Selbstvertrauen der Spieler und Statistiker gewisse Aussagekraft und werden bereits morgen in Vergessenheit geraten.

Wichtiger ist, dass die Spieler die Ideen und Vorgaben des neuen Trainertrios umsetzen und sich an die Automatismen gewöhnen. Obwohl noch vieles bruchstückhaft war, können aus den beiden Partien bereits einige Änderungen interpretiert werden.

Druckvolles Forechecking macht den EVZ gefährlich

Der grösste Unterschied in der Spielweise des EVZ unter Dan Tangnes im Vergleich zu Vorgänger Harold Kreis wird sich wohl im Spiel ohne Puckbesitz zeigen. Agierten die Zuger in den letzten Jahren oftmals etwa passiv und warteten auf Fehler des Gegners, so versuchten die Kolinstädter in Wil die Gegner sofort unter Druck zu setzen und zu Fehlern zu zwingen.

Oft störten gleich zwei Stürmer die gegnerischen Verteidiger im Spielaufbau, um Fehlpässe zu provozieren. In beiden Partien hat dies dazu geführt, dass der EVZ die Gegner phasenweise in ihrem Drittel einschnüren, sich in kurzer Folge zahlreiche Chancen erspielen und Strafen des Gegners provozieren konnte.

Taktik mit potenziellem Risiko

Allerdings birgt das Forechecking auch Risiken – und zwar, wenn es nicht konsequent durchgezogen wird und die gegnerische Mannschaft mit einem langen Pass an den offensiven Zugern vorbei eine numerische Überzahl in der neutralen Zone kreieren kann.


 

Mehrmals tauchte am Freitagabend ein Linzer Spieler alleine vor Tobias Stephan auf, der jedoch souverän hielt – ebenso wie Sandro Aeschlimann am Sonntag. Die Zuger werden die Arbeit am Forechecking in den kommenden Wochen weiter intensivieren und verbessern. Fraglich ist, ob die Coaches einen Plan B haben, da die Spieler diesen enorm intensiven Stil kaum während 60 Minuten werden durchziehen können.

Aktiveres Coaching

Nicht nur die Spieler sollen aktiver auftreten, auch vom Coach kann mehr – zumindest sichtbare – Intensität und Aktivismus erwartet werden. Während Kreis lange wartete, um Linien umzustellen, und sich mit dem Einsatz von Timeouts zurückhaltend zeigte, scheute sich Tangnes in beiden Partien nicht, sein Timeout frühzeitig zu nehmen.

Gegen Linz tat er dies, um den Spielfluss des Gegners zu stoppen. Gegen Mannheim, um seinen Spielern nach einem unerlaubten Befreiungsschlag etwas Zeit zum Durchschnaufen zu ermöglichen. Die Zuger Fans werden in der kommenden Saison folglich wohl selten aufgrund eines nicht genommenen Timeouts verzweifeln.

Special Teams noch ein Stückwerk

Noch viel Verbesserungspotenzial ist in den Special Teams zu orten. Während einer zweiminütigen doppelten Überzahl brachten die Zuger gegen Mannheim nichts Gefährliches zustande. Ganz überraschen mag das nicht, da Assistenztrainer Stefan Hedlund letzte Woche erklärt hat, dass die Special Teams im Training noch nicht angeschaut wurden.

Die Powerplay-Formationen wurden auf den beiden Sturmlinien Lino Martschini – David McIntyre – Dario Simion und Dominic Lammer – Garrett Roe – Viktor Stålberg aufgebaut und mit Carl Klingberg und Raphael Diaz respektive Santeri Alatalo und Miro Zryd ergänzt. Die Formationen dürften sich in den kommenden Wochen noch ändern.

Unklar ist auch, ob die Boxplay-Stürmerpaare Bestand haben werden. Dort hat Tangnes neben den Spezialisten Reto Suri, Fabian Schnyder und Neuzugang Yannick-Lennart Albrecht sowohl Sven Senteler als auch Yannick Zehnder überdurchschnittlich viel Auslauf gegeben. Auf diese Weise kann er die Eiszeit bei den Stürmern etwas ausgeglichener verteilen und die offensiven Stars wie Roe und McIntyre für jene Situationen schonen, in denen die Mannschaft dringend ein Tor benötigt.

Vielversprechende «dritte» Linie

Der grösste Unterschied in der Zusammenstellung der Mannschaft zwischen dem Finaleinzug 2017 und dem frühzeitigen Viertelfinal-Scheitern in diesem Frühjahr bestand in der offensiven Ausbeute der dritten Stürmerlinie. Wer heutzutage Erfolg haben will, kann sich nicht mehr auf nur zwei produktive Linien verlassen.

Um die offensive Balance zu verbessern, hat Sportchef Reto Kläy auf diese Saison mit Yannick-Lennart Albrecht einen neuen Center verpflichtet. Der 24-jährige Ex-Langnauer hat am Wochenende angedeutet, dass er die gewünschte Verstärkung darstellen kann. Mit seinen Flügeln Klingberg und Suri sorgte er für viel Druck, physische Präsenz und die beiden Zuger Tore am Sonntag gegen Mannheim. Wenn das kein Versprechen ist …

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